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Die Handlung eines Kriminalromanes läßt sich in anderthalb Seiten gut und gerne erzählen. Der Rest - die übrigen hundertachtundneunzig Schreibmaschinenseiten - sind Füllsel. Es kommt darauf an, was man mit diesem Füllsel anstellt. Friedrich Giauser: Offener Brief über die "Zehn Gebote für den Kriminalroman" 1 1. 1 Allgemeine Vorüberlegungen Wenn wir Friedrich Glauser folgen wollen, so bieten der Mord und seine Auflösung nicht mehr als ein narratives Skelett, anderthalb Seiten eben, der Großteil des Kriminalromans jedoch präsentiert und beschreibt Details, die den Roman örtlich, zeitlich und…mehr

Produktbeschreibung
Die Handlung eines Kriminalromanes läßt sich in anderthalb Seiten gut und gerne erzählen. Der Rest - die übrigen hundertachtundneunzig Schreibmaschinenseiten - sind Füllsel. Es kommt darauf an, was man mit diesem Füllsel anstellt. Friedrich Giauser: Offener Brief über die "Zehn Gebote für den Kriminalroman" 1 1. 1 Allgemeine Vorüberlegungen Wenn wir Friedrich Glauser folgen wollen, so bieten der Mord und seine Auflösung nicht mehr als ein narratives Skelett, anderthalb Seiten eben, der Großteil des Kriminalromans jedoch präsentiert und beschreibt Details, die den Roman örtlich, zeitlich und sozial in ein klar definiertes Umfeld stellen. Im 2 neuesten Kriminalroman von Batya Gur zum Beispiel geschieht ein Mord, dessen Konstellation eine Romeo-und-Julia-Handlung zitiert, nichts Neues also. Das Besondere dieses Romans liegt darin, dass er im heutigen Israel spielt: Es herrscht Krieg, die Bevölkerung der Stadt Jerusalem lebt in Angst vor permanenten Anschlägen. Palästinenser sind in den Augen einiger Handlungs figuren per se eine Bedrohung. Einige sehr eindrückliche Szenen schildern, wie Vertreter der Polizei mit Arabern umgehen. Ein weiterer Handlungsstrang beschäftigt sich mit den Spannungen zwischen askenasischen und sephardischen Juden. Die Aschkenasim sind meistens reich, haben Macht und Prestige im Gegensatz zu den sephardischen Juden. Diese sind sich ihrer Benachteiligung bewusst, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung. Soziale Ungleichheit und die Frage, was die individuelle Identität ausmacht, sind weitere Themen. Die Erzählung von der Aufklärung des Mordes wird so nicht nur zur Beschreibung, sondern Röntgenaufnahme einer Gesellschaft und ihrer besonderen Strukturen und Konfliktpotentiale.
Autorenporträt
Stefanie Abt promovierte als externe Doktorandin bei Prof. Dr. Jochen Vogt am Lehrstuhl für Germanistik/Literaturwissenschaft der Universität Duisburg-Essen.