Die Geschichtsschreibung über die NS-Zeit hat meist die spektakulären Staatsaktionen und die Figur Hitlers in den Mittelpunkt gerückt. Weitgehend unbekannt blieb dagegen die Wirkungsgeschichte des NS-Regimes bei den "kleinen Leuten", auf der unteren sozialen und lokalen Ebene. Aus unzähligen Berichten von Gendarmerie-Posten, Landräten, Ortsgruppenleitern der NSDAP, Pfarrern, Gestapobeamten, V-Männern des Sicherheitsdienstes u.a. heben die Herausgeber diese konkrete, von den Zeitgenossen erlebte Geschichte aus der Vergangenheit. Die ungeschminkte Sprache subalterner Beamter und Funktionäre erweist sich als Quelle von erzählerischer Qualität und bedrängender Wirklichkeitsnähe. Das politisch-soziale Milieu bayerischer Dörfer und Kleinstädte, das Verhalten von Bauern und Industriearbeitern in katholischen und evangelischen Gemeinden nehmen plastische Gestalt an. Anpassung und Widerstand werden in ihrer Gebrochenheit und Alltäglichkeit sichtbar, in ihrer Gebundenheit an materielle Lage, soziale Strukturen und politisch-kulturelle Traditionen. Die Dokumentation eröffnet damit auch einen neuen Aspekt der Widerstands-Problematik. Ausführliche Einleitungen erläutern die Berichte, die - über Bayern hinaus - ein Bild der deutschen Gesellschaft in der NS-Zeit zeichnen.