Herausgegeben von Friedrich Wilhelm Graf, Andreas Platthaus und Stephan Schleissing. Richard Herzinger, Andreas Platthaus, Robert D. Putnam und Carl Christian von Weizsäcker. Immer mehr Amerikaner kegeln. Aber immer weniger tun dies in Kegelclubs. Vielmehr kegeln sie alleine vor sich hin, ohne gesellige Kommunikation mit anderen. Das Phänomen "Bowling Alone" hat den Politikwissenschaftler Robert D. Putnam bewogen, nach dem "sozialen Kapital" in der US-amerikanischen Gesellschaft zu fragen. Normen und Netzwerke bürgerschaftlichen Engagements sind demnach nicht nur für den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft von Bedeutung. Sie sind auch elementare Voraussetzung für den demokratischen Konsens und die kapitalistische Wohlfahrtsökonomie eines Landes. Wie genau bildet sich nun aber "soziales Kapital"? Welches analytische Konzept verfolgt dieser Leitbegriff, um sozialen Wandel in komplexen Gesellschaften beschreiben zu können? Von einem "Niedergang" des Gemeinsinns ist gegenwärtig in öffentlichen Debatten nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland viel die Rede. Befördert oder untergräbt das deutsche Modell des Sozialstaats die Bildung von sozialem Kapital? Welche Rolle spielt dabei die ökonomische Dynamik der kapitalistischen Marktordnung? Der Sammelband vereinigt kontroverse Positionen zum Thema, die auf einer Kooperationstagung der Evangelischen Akademie Tutzing mit der Bertelsmann Stiftung zur Diskussion standen. Evangelische Theologie, Universität Augsburg; Andreas Platthaus, Redakteur der "Frankfurter Allgemeine Zeitung"; Stephan Schleissing, Studienleiter der Evangelischen Akademie Tutzing.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.08.1999ANDREAS PLATTHAUS, Feuilleton-Redakteur dieser Zeitung, hat mit Friedrich Wilhelm Graf und Stephan Schleissing ein Buch herausgegeben, das die provokanten Thesen des amerikanischen Politologen Robert D. Putnam einer Überprüfung unterzieht. Putnams Konzeption des "Sozialkapitals" erkennt in den Bindungen der Menschen ein Potential, das nicht nur den Wohlfahrtsstaat entlasten kann, wenn die freiwilligen Zusammenschlüsse der Bürger wieder gestärkt werden, sondern auch die Demokratie festigt. Für den Band wurde Putnams berühmter Aufsatz "Bowling alone" ins Deutsche übertragen, der am Beispiel der Vereinigten Staaten die enge Korrelation zwischen privatem Engagement und demokratischer Einstellung dokumentiert. Mit den Beiträgen von Rainer Hank, Carl Christian von Weizsäcker und Richard Herzinger erfährt Putnams Konzeption eine scharfe Kritik von liberaler Seite, Ute Frevert und Friedrich Wilhelm Graf unterziehen die für Putnam zentralen Begriffe des Vertrauens und der Bürgerlichkeit einer Analyse. (Friedrich Wilhelm Graf, Andreas Platthaus, Stephan Schleissing [Hrsg.]: "Soziales Kapital in der Bürgergesellschaft". Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1999. 176 S., br., 36,- DM.)
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