Der Sozialpädagoge ist dem Prozess der Konstruktion sozialer Wirklichkeit unmittelbar ausgesetzt, in dem die Variablen, mit denen psychologische und psychiatrische Diagnoseverfahren rechnen, noch wieder in Frage gestellt sind. Die Sozialpädagogen greifen in dieser Situation gern zu einer Rhetorik, die das Plurifaktorielle, die Unübersichtlichkeit des Alltags hervorhebt. Im Hinblick auf sozialpädagogische Diagnostik führt das zu Aufgabenstellungen, die von niemandem mehr bewältigt werden können. Deshalb werden hier Schritte in Richtung auf eine sozialpädagogische Diagnostik unternommen, die sich Lebensthemen und Aufgaben stellt und die die Gestaltung von konkreten Lebens- und Lernsituationen ermöglicht. Die dafür erforderlichen Wissensformen stellen Tätigkeiten in den Mittelpunkt, die Probleme des Selbsterlebens, des Selbstwertes und deren soziale Lokalisierung der Erfahrung und Bearbeitung zugänglich machen. Die diagnostischen Schritte werden entwickelt am Beispiel eines sozialpädagogischen Praxisprojekts mit verhaltensschwierigen Jugendlichen beiderlei Geschlechts, die ein Jahr lang erlebnispädagogisch unterstützt wurden. Die Verfasser sensibilisieren für einen pädagogisch-diagnostischen Blick, den gute Praktiker freilich immer schon hatten, den es für andere Praktiker aber vielleicht noch zu erlernen gilt.