Nicht nur hinsichtlich der Sozialversicherung, auch hinsichtlich der gedanklichen Durchdringung der politischen Folgeprobleme von Liberalisierung und Industrialisierung wurde im deutschen Sprachraum Pionierarbeit geleistet. Sozialpolitik ist ein sozialwissenschaftlicher Begriff, der praktisch-politische Karriere gemacht hat. Er ist um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und beruht auf der Unterscheidung von 'Staat' und 'Bürgerlicher Gesellschaft'. Daß es sich hier um ein Verhältnis wechselseitiger Beeinflussung handelt, ist ein erst in der neuesten Diskussion um die 'Krise des Wohlfahrtsstaats' international aufgenommener Ansatz.
Vorliegende Schrift gibt einen Überblick über Entstehung und Entwicklung des sozialwissenschaftlichen Denkens mit Bezug auf Sozialpolitik und ihr verwandte Begriffe von ca. 1840 bis 1999. Sie schlägt einen Bogen von den frühen gesellschaftstheoretischen Entwürfen im Horizont der Hegelschen Rechtsphilosophie, über die Fokussierung auf dieArbeiterfrage im Kaiserreich und die ins 'Dritte Reich' mündenden Krisenerfahrungen der Weimarer Republik bis zu den Diskursen nach dem Zweiten Weltkrieg: Soziale Marktwirtschaft, Sozialpolitik als Gestaltung von Lebenslagen, Sozialstaatlichkeit und Krise des Wohlfahrtsstaats. Dabei werden Begriffsgeschichte und Ideengeschichte verknüpft und in ihren realgeschichtlichen Horizont gestellt, so daß zugleich eine Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland entsteht.
Vorliegende Schrift gibt einen Überblick über Entstehung und Entwicklung des sozialwissenschaftlichen Denkens mit Bezug auf Sozialpolitik und ihr verwandte Begriffe von ca. 1840 bis 1999. Sie schlägt einen Bogen von den frühen gesellschaftstheoretischen Entwürfen im Horizont der Hegelschen Rechtsphilosophie, über die Fokussierung auf dieArbeiterfrage im Kaiserreich und die ins 'Dritte Reich' mündenden Krisenerfahrungen der Weimarer Republik bis zu den Diskursen nach dem Zweiten Weltkrieg: Soziale Marktwirtschaft, Sozialpolitik als Gestaltung von Lebenslagen, Sozialstaatlichkeit und Krise des Wohlfahrtsstaats. Dabei werden Begriffsgeschichte und Ideengeschichte verknüpft und in ihren realgeschichtlichen Horizont gestellt, so daß zugleich eine Geschichte der Sozialpolitik in Deutschland entsteht.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Das Wort "sozial" ist im Laufe der Zeit zu einem "Wundertütenwort" geworden, "dem man zutraute, aus seiner dunklen Fülle die Mittel zur Befriedigung noch der entlegensten Wünsche zu schöpfen", meint Kersten Knipp in seiner Besprechung eines Buches von Franz Xaver Kaufmann über die deutsche Tradition sozialpolitischen Denkens. Der Rezensent entdeckt eine Unvereinbarkeit des "Glaubens an die Wünschbarkeit des Sozialen" mit der Krise als konstitutivem Bestandteil moderner Gesellschaften, wie der Autor sie in seinem "klugen Buch" definiere. Eine Antwort auf die Frage, wie der Sozialstaat zu reformieren sei, gibt auch Kaufmann nicht, bedauert der Rezensent und sieht den Grund in einem "Anwendungsdilemma", in dem sich der Autor befinde. Dafür erinnert uns Kaufmann daran, dass in der aktuellen Diskussion viel auf dem Spiel steht, wie der Rezensent meint. Und die Lektüre des Buches lasse den unangemessenen "populistischen Ton" der Debatte deutlich hervortreten. "Sozialpolitik", zitiert Knipp den Autor, "auch soziale Umverteilungspolitik ist eine Weise, in der sich ein Gemeinwesen seiner basalen Solidarität versichert. Und es tut dies um des kollektiven Nutzens willen".
© Perlentaucher Medien GmbH
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