Die Studien dieses Bandes konzentrieren sich auf sozialisationstheoretische und sozialpsychologische Fragestellungen, die in den sozialwissenschaftlichen Diskussionen zum Rechtsextremismus Jugendlicher der neunziger Jahre weitgehend ausgeblendet blieben. Auf unterschiedliche Weise sind die Aufsätze dem am Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt entwickelten Projekt einer hermeneutischen Sozialforschung verpflichtet, das wesentliche Ansprüche der Adornoschen Methodologie einzulösen versucht. Es geht darum, sich die »lebendige Erfahrung« der Sache durch eine »tastende Spurensuche« zu erschließen, die das Besondere exemplarischer Fallrekonstruktionen als Ausdruck eines gesellschaftlichen Allgemeinen begreift. Untersucht wird unter anderem die Eigenart der Großkundgebungen des Nationalsozialismus, dessen Inszenierungsmuster und Weltanschauung der aktuelle Rechtsextremismus wieder belebt; die zu Beginn der neunziger Jahre eskalierende Gewaltbereitschaft fremdenfeindlicher Jugendlicher; und schließlich - am Beispiel des Bonengel-Films Beruf Neonazi - die politische Agitation des Kaders einer rechtsextremistischen Organisation, der durch mediale Inszenierungen gewaltbereite Jugendliche zu politisieren versucht hat. Auf der Basis dieser Fallrekonstruktionen werden in der soziologischen Rechtsextremismusforschung verbreitete Irrtümer und Vorurteile einer eingehenden Kritik unterzogen. Zugleich stellen die aus der Perspektive der objektiven Hermeneutik, der psychoanalytischen Sozialforschung (einschließlich der Tiefenhermeneutik und der Ethnohermeneutik) sowie der Biographieforschung entwickelten Studien zur Sozialpsychologie des Rechtsextremismus Beiträge zu einem Vergleich der Methoden dar, die im Zuge des Frankfurter Projekts einer hermeneutischen Sozialforschung ausgearbeitet worden sind.