Strenge Interdisziplinarität in der Forschung, wie sie in den Natur- und Computerwissenschaften sich etabliert hat, konnte in der Soziologie nie durchgesetzt werden. Mit der Vorstellung von mehr Interdisziplinarität wird aber doch die Hoffnung auf eine weniger beengte und damit zugleich weltoffenere Perspektive einer Wissenschaft verbunden. In diesem Buch wird nun nicht den üblichen Kritiken nachgegangen, sondern im materiellen Sinn einem anderen Konzept gefolgt. Es gründet auf drei Perspektiven: Interdisziplinarität als wissenschaftliche Haltung dafür, dass in konsequenzenreicher Weise in verschiedenen Disziplinen in verschiedenen Sprachen über Probleme derselben Welt gesprochen wird; Interdisziplinarität als theoretisch-methodische Öffnung von Einzeldisziplinen, verbunden mit der Notwendigkeit inter- oder transkultureller Öffnung; Interdisziplinarität als besondere Form der Expertise im Verhältnis zwischen Forschung und Gesellschaft. In insgesamt 16 Beiträgen werden diese Perspektiven empirisch und theoretisch in nationalen und transnationalen Analysen eröffnet. Sie stammen aus verschiedenen Disziplinen wie: Soziologie, Ethnologie und Medizin, und aus verschiedenen Forschungsprogrammen wie: Altersforschung, internationale Entwicklungsforschung oder Epidemiologie. Mit dieser Sammlung ist das Konzept einer anderen Interdisziplinarität freilich noch nicht eingelöst, sie gibt aber Hinweise darauf, wie es aussehen könnte.