Einst gehörte es zu den zentralen Aufgaben der Soziologie, die moderne Gesellschaft über die sozialen Voraussetzungen und Konsequenzen ihrer Krisenhaftigkeit aufzuklären. Diesem heute oft vernachlässigten Anliegen fühlen sich die Autoren dieses Bandes verpflichtet und stellen die Frage nach dem zeitdiagnostischen Potential soziologischer Analyse in den Mittelpunkt einer Debatte. Zeitdiagnostisch fundierte Gesellschaftskritik, so eine ihrer Thesen, gehört zum Kerngeschäft der Soziologie. Eine zweite besagt, daß jede Gesellschaftskritik der Gegenwart notwendig auch Kapitalismuskritik sein muß. Anhand von drei unterschiedlichen, aber komplementären Perspektiven auf aktuelle Prozesse der Landnahme, der Aktivierung und der Beschleunigung wird eine soziologische Kritik der Gegenwartsgesellschaft entfaltet, die zugleich Ansatzpunkte für politisches Handeln aufzeigt.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Robin Celikates findet durchaus spannend, was Klaus Dörre, Stephan Lessenich und Hartmut Rosa zum Status Quo der Debatte über den Kapitalismus zusammengetragen haben - auch wenn sie die Frage, welche Rückschlüsse aus diesen Erkenntnissen zu ziehen sind, erwartbarer Weise nicht beantworten. Sie nähern sich dem Thema aus politischer, kultureller und natürlich ökonomischer Sicht und tun dies auf eine Weise, die Celikates als "großes Verdienst" bezeichnet - auch wenn die drei Autoren die "Gretchenfrage" - nämlich welche der drei Perspektiven die zentrale ist - nicht beantworten können. Doch zumindest bieten die Autoren "Deutungsangebote mit erfrischend kritischem Anspruch".
© Perlentaucher Medien GmbH
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