Phoebes Mann lässt das Wasser im Bad laufen und geht weg… und ein paar Stunden später kommt die Decke runter. Es ist kurz vor Weihnachten, natürlich sind keine Handwerker aufzutreiben. Dann bricht sich noch die Schweigermutter das Bein und er reist alleine in die USA. Phoebe bleibt in England und
bucht kurzentschlossen den Weihnachtszauber des Castle Spa- nur für Frauen, zehn Tage…mehrPhoebes Mann lässt das Wasser im Bad laufen und geht weg… und ein paar Stunden später kommt die Decke runter. Es ist kurz vor Weihnachten, natürlich sind keine Handwerker aufzutreiben. Dann bricht sich noch die Schweigermutter das Bein und er reist alleine in die USA. Phoebe bleibt in England und bucht kurzentschlossen den Weihnachtszauber des Castle Spa- nur für Frauen, zehn Tage Verwöhnprogramm.
Kaum angekommen, ist es mit dem Verwöhnen nicht so weit her, da das Spa in echten Geldproblemen steckt. Doch die Frauen lassen sich nicht unterkriegen, treffen sich abends in Bademänteln am Whirlpool und erzählen sich gegenseitig ihre abgründigsten Lebensgeschichten…
Das Buch ist in meinen Augen hoffnungslos übertrieben und klischeebeladen. Die „Durchschnitts-Karrierefrauen“ haben alle wortwörtlich Leichen im Keller, die abstrusesten Figuren werden versammelt: Scheichgemahlin, eine Geschlechtsumwandlung, mehrere Lesbierinnen, Inzestuöse, Exknackis… und alle haben sie mindestens ein wunderschönes körperliches Merkmal und räkeln sich nachts und dampfenden Wasser, spielen mit den Zehen, Hände verirren sich… Kaum zu glauben, dass die Autorin weiblich ist. Die Geschichten, die erzählt werden, sind zwar recht unterhaltsam, aber total überlastet. Jede meint, die vorherige noch überbieten zu müssen, und tischt noch mehr auf. Und natürlich sind alles „wahre Lebensgeschichten“. Phoebe ist die einzige mit einer richtigen Familie, alle anderen sind reiche, erfolgreiche Karrierefrauen- und alle irgendwie gescheiterte Existenzen. Unterschwellige Moral: Frau braucht Mann. Obwohl das von einigen Akteuren vehement bestritten wird, nur um doch wieder einem Kerl hinterherzuschmachten.
Und viele Themen waren wirklich unter der Gürtellinie, ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte bewusst provozieren, was natürlich auch eine Verkaufsstrategie ist. Dieses „Dekameron für Frauen“ nimmt sich aber für eine Geschichtensammlung selbst viel zu ernst, irgendwie wackelt immer der erhobene Zeigefinder: Leute, seid tolerant, alles ist okay- und die relaxte Haltung der Zuhörerinnen wird mit Duftölen erklärt.
Was die Geschichten selbst angeht: das Phänomen, wildfremden Leuten (zB im Netz) intimste Geheimnisse anzuvertrauen, ist bekannt. Aber nackt mit einer ganzen Horde fremder Frauen in einem Whirlpool zu sitzen und sich gegenseitig die teils kriminelle Vergangenheit zu erzählen, ist absurd. Gerade weil viele der Zuhörerinnen im echten Leben sehr viel zu verlieren haben, würden sie doch nicht soviel brisanten Zunder liefern, der ihnen gesellschaftlich das Genick brechen würde- besonders wenn eine Romanautorin, eine Journalistin, eine Fernsehmoderatorin und eine Drehbuchautorin unter den Zuhörerinnen sitzen.
Als Kurzgeschichtensammlung unterhaltsam, aber nicht tiefgründig; als Gesamtwerk muss ich leider sagen nicht gelungen. Die Rahmenhandlung ist kaum eine, Schlag auf Schlag ist plötzlich mitten in der Krisenbehandlung alles gelöst und sie fahren alle nach Hause. Kam die Verlagsdeadline etwa zu plötzlich?
Da einige Geschichten aber interessant und manchmal auch unfreiwillig komisch, zumindest flott zu lesen waren, gebe ich 3 Sterne.