»Ein Bad«, so lautet ein japanisches Sprichwort, »versöhnt Körper und Geist«. Wohlbehagen, Erfrischung und Heilung im Wasser zu finden – dieses Erlebnis bildet auch den Kern des modernen Wellness-Booms. Dieses Buch führt uns zu seinen Wurzeln in den Badetraditionen der ganzen Welt. Stimmungsvolle Bilder und inspirierende Texte, die eine Fülle an Informationen bieten, präsentieren uns antike Badegewohnheiten, asiatische und orientalische Bräuche, aber auch skandinavische Rituale und zeigen, wie vielfältig die Einflüsse sind, die unsere Wohlfühlkultur prägen. Ein Wellness-Wochenende in Buchform.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.06.2007Verwöhnen lassen
Sich einseifen, schrubben, salben, massieren und es sich gut, sehr gut gehen lassen! Die Entdeckung, wie wohl warmes Wasser tut, ist vermutlich älter als das Experiment des englischen Hirten, der sich zu seinen Schweinen in den Schlamm der heißen Quellen von Bath legte. Gebändigtes Wasser ist ein Lebenselixier und diente seit jeher zur Erfrischung geschundener Körper und ausgefranster Nerven. "Spa" widmet sich seiner hochkultivierten Seite, von den antiken Thermen zum arabischen Hamam, von der russischen Bagna zu den japanischen Onsen, die sich so vorteilhaft von der Schmutzfinken-Kultur des Westens abhoben, in denen nur behutsame Teilwaschungen und Parfüm als gesund galten. "Tausend Jahre ohne Bad", seufzte der französische Historiker Jules Michelet. Erst das neunzehnte Jahrhundert fand wieder zur Wanne und schließlich zu den Badetempeln des Jugendstils, in denen Wohlsein wie in byzantinischen Kirchen zelebriert wurde. Das Buch sollte auf keinem Tisch fehlen, wo Menschen in Bademänteln zur Balneotherapie ansitzen. Es steigert die Vorfreude auf die Anwendung und erweitert die Perspektive. Denn neben dem Text, der in phantasievoller Redundanz den bekannten Vorgang beschreibt, sind es die exzellenten Fotos, die die Wollust und Ästhetik der Warmwasseranstalten feiern und den Reiz des Buches ausmachen: die bademeisterlichen Anlagen der Japaner zwischen Felsen und Pinien, das rituelle Eintauchen in der klinisch weißen jüdischen Mikwe, die schummerigen Höhlen maghrebinischer Schwatzbaderinnen und die meditative schwarz-steinerne Ruhe der Therme von Vals-les-Bains. Nur das nackte russische Baby, das zur Abhärtung in ein Eisloch getunkt wird, scheint das Element zu verabscheuen. Von kaltem Wasser war ja auch nicht die Rede.
letz
"Spa. Vom arabischen Hamam zur modernen Wellness-Oase" von Colette Gouvion. Knesebeck Verlag, München 2007. 176 Seiten, 161 farbige Abbildungen, 39,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sich einseifen, schrubben, salben, massieren und es sich gut, sehr gut gehen lassen! Die Entdeckung, wie wohl warmes Wasser tut, ist vermutlich älter als das Experiment des englischen Hirten, der sich zu seinen Schweinen in den Schlamm der heißen Quellen von Bath legte. Gebändigtes Wasser ist ein Lebenselixier und diente seit jeher zur Erfrischung geschundener Körper und ausgefranster Nerven. "Spa" widmet sich seiner hochkultivierten Seite, von den antiken Thermen zum arabischen Hamam, von der russischen Bagna zu den japanischen Onsen, die sich so vorteilhaft von der Schmutzfinken-Kultur des Westens abhoben, in denen nur behutsame Teilwaschungen und Parfüm als gesund galten. "Tausend Jahre ohne Bad", seufzte der französische Historiker Jules Michelet. Erst das neunzehnte Jahrhundert fand wieder zur Wanne und schließlich zu den Badetempeln des Jugendstils, in denen Wohlsein wie in byzantinischen Kirchen zelebriert wurde. Das Buch sollte auf keinem Tisch fehlen, wo Menschen in Bademänteln zur Balneotherapie ansitzen. Es steigert die Vorfreude auf die Anwendung und erweitert die Perspektive. Denn neben dem Text, der in phantasievoller Redundanz den bekannten Vorgang beschreibt, sind es die exzellenten Fotos, die die Wollust und Ästhetik der Warmwasseranstalten feiern und den Reiz des Buches ausmachen: die bademeisterlichen Anlagen der Japaner zwischen Felsen und Pinien, das rituelle Eintauchen in der klinisch weißen jüdischen Mikwe, die schummerigen Höhlen maghrebinischer Schwatzbaderinnen und die meditative schwarz-steinerne Ruhe der Therme von Vals-les-Bains. Nur das nackte russische Baby, das zur Abhärtung in ein Eisloch getunkt wird, scheint das Element zu verabscheuen. Von kaltem Wasser war ja auch nicht die Rede.
letz
"Spa. Vom arabischen Hamam zur modernen Wellness-Oase" von Colette Gouvion. Knesebeck Verlag, München 2007. 176 Seiten, 161 farbige Abbildungen, 39,95 Euro.
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