Cornelius Spacko, alias Conny, ist genervt: Erst machen seine Lehrer Stress. Und dann schiebt ihn seine Mutter auch noch auf das Raumschiff seines Vaters ab. Doch die miese Laune vergeht Conny schnell: Die Crewmitglieder der RS Rumpel, bestehend aus Robotern und Aliens, sind ziemlich cool und schräg drauf. Und als das Raumschiff in einen unglaublichen Weltraumcrash verwickelt wird, steht für Conny endgültig fest: Das hier ist das Abgefahrenste, was er je erlebt hat!
Ausstattung: durchgehend s/w-illustriert
Ausstattung: durchgehend s/w-illustriert
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.11.2013Hauptsache er liest, alles andere wird sich finden
Comic-Romane und fiktive Tagebücher vom Weltall bis zum Loser-Blog: Neue Jungsbücher auf Gregs Spuren.
Von Eva-Maria Magel
Koffi muss ein sensationelles Getränk sein. Kaum hat man daran genippt, entfaltet es eine derart belebend e Wirkung, dass selbst die bösartigste Kokerloke im Zweikampf klein beigibt. Das Raumschiff RS Rumpel ist jedenfalls kein Ort wie Gähn 653 - ein Planet, der so langweilig ist, dass er von selbst aufgehört hat, sich zu drehen. Conny Spacko erlebt auf der Rumpel die interessantesten Ferien seines bislang dreizehnjährigen Lebens. Und erzählt davon in Jochen Tills "Spackos in Space" so frei von der Leber weg, als säßen wir neben ihm. Oder als schriebe er Tagebuch.
Im echten Leben, diesem verfrockten Universum, wie Conny es nennen würde, schreiben die allerwenigsten Jungs Tagebuch. In der Literatur allerdings scheint es, als hätten sie nichts anderes mehr im Kopf, als ihre Abenteuer, ob sie sich nun im Weltraum oder in der Schule ereignen, zu Papier zu bringen. Garniert mit kleinen Zeichnungen, Zettelchen, Wegbeschreibungen, mit und ohne Sprechblasen. Till etwa beschreibt in einer erfundenen Jugendsprache ein Weltall und seine Bewohner, die auf höchst amüsante Weise nahe an der Realität und sehr weit weg von Gähn sind. Der Comiczeichner und Illustrator Zapf verleiht ihnen ihre erheiternde Gestalt.
Der Comic-Roman ist das Format der Stunde, und daran ist vor allem der amerikanische Autor Jeff Kinney schuld. "Gregs Tagebuch", sein Erfolgsmodell, ist mittlerweile beim achten Band und einer vielfachen Millionenauflage angekommen. Seit im Jahr 2008 das erste von Kinney gezeichnete und erzählte fiktive Tagebuch erschienen ist, springen auch im deutschen Sprachraum so viele Autoren und Zeichner auf den immens populären Zug des Comic-Romans in Ich-Form auf, dass es nicht verwunderte, bliebe er mit einem letzten Schnaufer stehen wie Papa Spackos Raumschiff. So etwas aber dauert sogar auf dem schnell gewordenen Buchmarkt lange. Vor allem, weil Eltern und Pädagogen ihr sorgenvolles Haupt über die Zielgruppe beugen: Jungs lesen deutlich weniger als Mädchen, und wenn, dann lieber Comics als sogenannte richtige Bücher. Und da sie außerdem permanent davon bedroht sind, durch die weiter entwickelten Mädchen untergebuttert zu werden, naht Rettung in Form von Comic-Romanen. In der Flut der Neuerscheinungen ist jede und vor allem jede schlichte Variante dieser illustrierten Tagebuch-Geschichten zu finden. Nach dem Motto: Hauptsache, der Junge liest.
Die meisten Helden wollen, wie Greg, berühmt und reich werden, in ihrer Lebenswelt aber sind sie ein ums andere Mal die "Loser", vom Pech, von Mädchen oder von Geschwistern verfolgt. Der Reiz vieler dieser an "Gregs Tagebuch" orientierten Jungsbücher liegt also darin, die Alltagsnöte ihrer Leser zu reflektieren - ironisch, übersteigert und damit im besten Fall so, dass ein befreiendes Lachen entstehen kann.
Das ist auch so bei Nerd, der einen ebenso lächerlichen Namen hat wie Conny Spacko und auch noch ein megahochbegabter Nerd aus einer meganerdigen Hochbegabtenfamilie ist. "Nerd Forever - Im Würgegriff der Schule" (erschienen bei cbj) erzählt dann aber doch von einer Selbstfindung, samt erster Liebe. Der Autor Manfred Theisen allerdings übertreibt die Ironisierung seines lebensfremden Helden so sehr, dass kaum mehr Identifikationspotential bleibt - und das, obwohl er in Gestalt von Fabrice Boursier einen erst 14 Jahre alten Illustrator und gewissermaßen Ko-Autor hat, dessen Comics den authentischen, noch etwas unbeholfenen Charme von Schülerzeichnungen besitzen.
Doppeltalente wie Kinney nämlich sind selten unter den Verfassern der neuen Ich-Erzählungen. Die meisten dieser neuen Mainstream-Jungsbücher entstehen im Duo von Autor und Zeichner. Wenige wagen sich so weit in eine Text-Bild-Kombination wie "Nerd" oder "Spackos in Space". Aber schon der auf weite Verbreitung angelegte "Zombie-Goldfisch" (Egmont Schneiderbuch), der sich an jüngere Leser richtet und eine komische Realität mit Schauerelementen anreichert, geht über die herkömmliche Illlustration hinaus: Die Seitengestaltung der neuen Jungsbücher weist auch dann in Richtung Comic, wenn letztlich doch nur eine ganz normale Kindergeschichte erzählt wird.
Marliese Arold zum Beispiel, deren Themenspektrum von "Magic Girls" bis Magersucht reicht, schickt im Verlag Fischer KJB das Buch "Oskar, der Superblogger" ins Rennen, illustriert von Leopé. "Brüllend komisch, umwerfend lustig und mitten aus dem Leben", wie es der Klappentext verheißt, ist das nicht. Aber ein gutes Beispiel dafür, wie die alltäglichen Katastrophen eines Jungen zwischen pubertierender Schwester und nervigem Kleinkind-Bruder als fiktives Blog grafisch verkleidet werden.
"Bis bald" schließt Oskar - aus fast allen diesen Modellen, auch das ist typisch, lässt sich eine Serie stricken. Kunststück, weiß doch jedes Kind, das lesen kann, dass Probleme und Abenteuer nachwachsen wie Zombiefischköpfe: Der Stoff geht nie aus. Darauf einen Koffi, natürlich blau, ohne Milch und Zucker.
Jochen Till, Zapf: "Spackos in Space".
Tulipan Verlag, Berlin 2013. 174 S., geb., 13,95 [Euro]. Ab 10 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Comic-Romane und fiktive Tagebücher vom Weltall bis zum Loser-Blog: Neue Jungsbücher auf Gregs Spuren.
Von Eva-Maria Magel
Koffi muss ein sensationelles Getränk sein. Kaum hat man daran genippt, entfaltet es eine derart belebend e Wirkung, dass selbst die bösartigste Kokerloke im Zweikampf klein beigibt. Das Raumschiff RS Rumpel ist jedenfalls kein Ort wie Gähn 653 - ein Planet, der so langweilig ist, dass er von selbst aufgehört hat, sich zu drehen. Conny Spacko erlebt auf der Rumpel die interessantesten Ferien seines bislang dreizehnjährigen Lebens. Und erzählt davon in Jochen Tills "Spackos in Space" so frei von der Leber weg, als säßen wir neben ihm. Oder als schriebe er Tagebuch.
Im echten Leben, diesem verfrockten Universum, wie Conny es nennen würde, schreiben die allerwenigsten Jungs Tagebuch. In der Literatur allerdings scheint es, als hätten sie nichts anderes mehr im Kopf, als ihre Abenteuer, ob sie sich nun im Weltraum oder in der Schule ereignen, zu Papier zu bringen. Garniert mit kleinen Zeichnungen, Zettelchen, Wegbeschreibungen, mit und ohne Sprechblasen. Till etwa beschreibt in einer erfundenen Jugendsprache ein Weltall und seine Bewohner, die auf höchst amüsante Weise nahe an der Realität und sehr weit weg von Gähn sind. Der Comiczeichner und Illustrator Zapf verleiht ihnen ihre erheiternde Gestalt.
Der Comic-Roman ist das Format der Stunde, und daran ist vor allem der amerikanische Autor Jeff Kinney schuld. "Gregs Tagebuch", sein Erfolgsmodell, ist mittlerweile beim achten Band und einer vielfachen Millionenauflage angekommen. Seit im Jahr 2008 das erste von Kinney gezeichnete und erzählte fiktive Tagebuch erschienen ist, springen auch im deutschen Sprachraum so viele Autoren und Zeichner auf den immens populären Zug des Comic-Romans in Ich-Form auf, dass es nicht verwunderte, bliebe er mit einem letzten Schnaufer stehen wie Papa Spackos Raumschiff. So etwas aber dauert sogar auf dem schnell gewordenen Buchmarkt lange. Vor allem, weil Eltern und Pädagogen ihr sorgenvolles Haupt über die Zielgruppe beugen: Jungs lesen deutlich weniger als Mädchen, und wenn, dann lieber Comics als sogenannte richtige Bücher. Und da sie außerdem permanent davon bedroht sind, durch die weiter entwickelten Mädchen untergebuttert zu werden, naht Rettung in Form von Comic-Romanen. In der Flut der Neuerscheinungen ist jede und vor allem jede schlichte Variante dieser illustrierten Tagebuch-Geschichten zu finden. Nach dem Motto: Hauptsache, der Junge liest.
Die meisten Helden wollen, wie Greg, berühmt und reich werden, in ihrer Lebenswelt aber sind sie ein ums andere Mal die "Loser", vom Pech, von Mädchen oder von Geschwistern verfolgt. Der Reiz vieler dieser an "Gregs Tagebuch" orientierten Jungsbücher liegt also darin, die Alltagsnöte ihrer Leser zu reflektieren - ironisch, übersteigert und damit im besten Fall so, dass ein befreiendes Lachen entstehen kann.
Das ist auch so bei Nerd, der einen ebenso lächerlichen Namen hat wie Conny Spacko und auch noch ein megahochbegabter Nerd aus einer meganerdigen Hochbegabtenfamilie ist. "Nerd Forever - Im Würgegriff der Schule" (erschienen bei cbj) erzählt dann aber doch von einer Selbstfindung, samt erster Liebe. Der Autor Manfred Theisen allerdings übertreibt die Ironisierung seines lebensfremden Helden so sehr, dass kaum mehr Identifikationspotential bleibt - und das, obwohl er in Gestalt von Fabrice Boursier einen erst 14 Jahre alten Illustrator und gewissermaßen Ko-Autor hat, dessen Comics den authentischen, noch etwas unbeholfenen Charme von Schülerzeichnungen besitzen.
Doppeltalente wie Kinney nämlich sind selten unter den Verfassern der neuen Ich-Erzählungen. Die meisten dieser neuen Mainstream-Jungsbücher entstehen im Duo von Autor und Zeichner. Wenige wagen sich so weit in eine Text-Bild-Kombination wie "Nerd" oder "Spackos in Space". Aber schon der auf weite Verbreitung angelegte "Zombie-Goldfisch" (Egmont Schneiderbuch), der sich an jüngere Leser richtet und eine komische Realität mit Schauerelementen anreichert, geht über die herkömmliche Illlustration hinaus: Die Seitengestaltung der neuen Jungsbücher weist auch dann in Richtung Comic, wenn letztlich doch nur eine ganz normale Kindergeschichte erzählt wird.
Marliese Arold zum Beispiel, deren Themenspektrum von "Magic Girls" bis Magersucht reicht, schickt im Verlag Fischer KJB das Buch "Oskar, der Superblogger" ins Rennen, illustriert von Leopé. "Brüllend komisch, umwerfend lustig und mitten aus dem Leben", wie es der Klappentext verheißt, ist das nicht. Aber ein gutes Beispiel dafür, wie die alltäglichen Katastrophen eines Jungen zwischen pubertierender Schwester und nervigem Kleinkind-Bruder als fiktives Blog grafisch verkleidet werden.
"Bis bald" schließt Oskar - aus fast allen diesen Modellen, auch das ist typisch, lässt sich eine Serie stricken. Kunststück, weiß doch jedes Kind, das lesen kann, dass Probleme und Abenteuer nachwachsen wie Zombiefischköpfe: Der Stoff geht nie aus. Darauf einen Koffi, natürlich blau, ohne Milch und Zucker.
Jochen Till, Zapf: "Spackos in Space".
Tulipan Verlag, Berlin 2013. 174 S., geb., 13,95 [Euro]. Ab 10 J.
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