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Die Gattung des Altarreliefs bildete in Italien im 17. und 18. Jahrhundert eine häufige sakrale Dekorationsform. Die figürlichen, erzählerischen Darstellungen sind in den meisten Fällen wie gemalte Altarbilder von einem Rahmen umgeben und in die Altarädikula gefügt. Mit dem sofort ersichtlichen Bildcharakter in Form und Funktion und der gleichzeitigen Verselbständigung der einzelnen Figur sind zwei bezeichnende Merkmale dieser Werke angesprochen, die definitionsgemäß zwischen den Gattungen Malerei und Skulptur zu situieren sind. Trotz seiner Bedeutung fand das Altarrelief bislang in der…mehr

Produktbeschreibung
Die Gattung des Altarreliefs bildete in Italien im 17. und 18. Jahrhundert eine häufige sakrale Dekorationsform. Die figürlichen, erzählerischen Darstellungen sind in den meisten Fällen wie gemalte Altarbilder von einem Rahmen umgeben und in die Altarädikula gefügt. Mit dem sofort ersichtlichen Bildcharakter in Form und Funktion und der gleichzeitigen Verselbständigung der einzelnen Figur sind zwei bezeichnende Merkmale dieser Werke angesprochen, die definitionsgemäß zwischen den Gattungen Malerei und Skulptur zu situieren sind. Trotz seiner Bedeutung fand das Altarrelief bislang in der Forschung nur vereinzelt Aufmerksamkeit.

Die vorliegende Arbeit behandelt anhand eines der seltenen Altarrelief-Ensembles exemplarisch Fragen der Gestaltung sowie sozial- und bedeutungsgeschichtliche Aspekte. Die vier marmornen Monumentalreliefs in der Kirche Superga bei Turin wurden 1726-1733 von den römischen Bildhauern Bernardino Cametti, Francesco Moderati und Agostino Cornacchini in Rom geschaffen. Die Verantwortung für das Ausstattungskonzept der Kirche trug Filippo Juvarra, der 1714 von Vittorio Amedeo II. von Savoyen als königlicher Architekt aus Rom nach Turin berufen worden war. Sein künstlerisches Konzept kulminierte in den Altären der Superga mit ihren marmornen Reliefs. Die Autorin schildert deren Entstehung im römischen Kunstbetrieb im ersten Drittel des Settecento, als bei bedeutenden Aufträgen der Uso romano gefragt war. Typisch für solche Unternehmungen ist die Zusammenarbeit zwischen Architekt und Bildhauer, wobei es sich im Fall der Superga beim verantwortlichen Konzeptor Juvarra um den bedeutendsten Architekten seiner Zeit handelt.

Als Werk verschiedener Bildhauer bringen die Superga-Altarreliefs unterschiedliche Gestaltungsweisen zum Ausdruck: einerseits Betonung der Einzelfigur und andererseits eine an der Malerei orientierte bildräumliche Reliefkonzeption, in der sich ein französischer Einfluss bemerkbar macht. In beispielhafter Weise erfüllen die Werke die Funktion des Altarreliefs als Darstellungsmittel im Dienst der Macht. Hier kommen die Materialqualitäten der größeren Dauerhaftigkeit und der majestätischen Wirkung zum Tragen, die Marmorreliefs gemalten Bildern gegenüber auszeichneten.

Kurztext:
Anhand der vier marmornen Altarreliefs in der Superga-Kirche bei Turin, die zwischen 1726 und 1733 in Rom entstanden und ein rares Ensemble bilden, behandelt die Autorin exemplarische Fragen der Gestaltung der nahezu freiplastischen Wiedergabe der überlebensgroßen Bildfiguren sowie sozial- und bedeutungsgeschichtliche Aspekte der spätbarocken Darstellungen. In den französisch beeinflussten räumlichen Konzeptionen der ausführenden Bildhauer kommt eine majestätische Wirkung zum Tragen, die vor dem gemalten Altarbild prävaliert.
Autorenporträt
Sabine Felder, geb. 1962. Seit 2000 am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft in Zürich. Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Zürich. 1990-95 Assistentin am Lehrstuhl für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich. Redakteurin bei der Architekturzeitschrift archithese. 1995-96 Forschungsaufenthalt in Rom; Stipendien des Schweizerischen Nationalfonds und der Janggen-Pöhn-Stiftung. 1998 Promotion. 1999-2001 Forschungsstelle an der Accademia di Architettura in Mendrisio.