Ragna und Jon reisen beruflich um die Welt. Sie werden von Leidenschaft füreinander erfüllt. Beide sind nicht mehr jung. Das rastlos herumreisende Paar versucht sich in einem gemeinsamen Leben auf den Philippinen, wo es eher üblich ist dass ein älterer Mann sich mit einer jungen Partnerin vergnügt.Liebesgeschichten, in denen es um Sex und Leidenschaft unter älteren Menschen geht, sind eher unterrepräsentiert was die Rolle der Frau betrifft. Die alternde Frau wird traditionsgemäß häufig noch ausgespart in Sachen Sinnlichkeit, oder ins Ghetto von Peinlichkeit abgeschoben: Zu Unrecht, denn unsere Gesellschaft altert zusehends, klammert aber paradox am Jugendwahn. In diesem Spannungsfeld ist der Roman "Späte Reise" konzipiert. Keine Biografie sondern Fiktion, lediglich die Rahmenhandlung und die Schauplätze sind inspiriert von persönlichen Erfahrungen der Autorin in Fernost. Im Laufe der Geschichte verändern sich die Parameter der geschilderten Liebesbeziehung - sie scheitert letztlich nicht am Alter, das die Frau so sehr fürchtet, sondern an der Unvereinbarkeit der Charaktere. Genauer gesagt an der Sprachlosigkeit des Mannes und dem Selbstzerstörungstrieb der Frau. Das kommt in der Regel auch bei jüngeren Paaren vor. Die Protagonisten sind so angelegt, dass sie sich keineswegs ausschließlich auf ihr Alter reduzieren lassen. Der Roman entwickelt sich von der Eingangssituation zu einem zunehmend komplexen Psychogramm. Ein wichtiger Fokus bleibt aber die von der medialen Norm abweichende Variante von Liebe, Sex und Begehren - zwischen zwei alternden Menschen. Abseits vom Klischee Jugend, abseits von den Standardklischees über das Alter. Die Geschichte wird humorvoll erzählt und vermeidet Larmoyanz. Das betrifft nicht nur die Protagonisten Ragna und Jon, sondern auch die Paare Indira und Andrew sowie Verena und Guy. Weitere Nebenfiguren aus dem Umfeld, Björn, Ron, David, Alex, Esther und Liz zeigen schillernde Kontraste.Zur Liebesgeschichte von Ragna und Jonlautet das Leitmotiv "Leben ist Reisen". So sind sie gespiegelt im Umfeld von ex-otischer Szenerie: In den MISFITS UND EXPATS, den Reisen zurück in die alte Welt und den Reminiszenzen der weiblichen Ich-Erzählerin. Die Verortung in der Fremde intensiviert zum einen die Konflikte der Protagonisten, trägt andererseits dazu bei, der Geschichte zusätzlichen Reiz und Lebendigkeit zu verleihen, die der Vitalität der zwei Liebenden, ungeachtet oder gerade wegen ihres Alters entspricht.