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"Grand erinnert an Fred Vargas." France Culture
In einer nordfranzösischen Kleinstadt wird die Leiche der drogenabhängigen Pauline gefunden. Der Schuldige scheint schnell ausgemacht: Ein Geldeintreiber, der für die illegalen Kredithaie arbeitet, bei denen Pauline eine hohe Summe geliehen hat. Wenige Tage später wird eine weitere Person ermordet, und die Polizei steht vor einem Rätsel. Doch dann stößt Kommissar Erik Buchmeyer, der die Gegend wie kein zweiter kennt, auf eine Spur, die ihn direkt in die Vergangenheit des Ortes führt. Und je länger er sich mit den damaligen Ereignissen…mehr

Produktbeschreibung
"Grand erinnert an Fred Vargas." France Culture

In einer nordfranzösischen Kleinstadt wird die Leiche der drogenabhängigen Pauline gefunden. Der Schuldige scheint schnell ausgemacht: Ein Geldeintreiber, der für die illegalen Kredithaie arbeitet, bei denen Pauline eine hohe Summe geliehen hat. Wenige Tage später wird eine weitere Person ermordet, und die Polizei steht vor einem Rätsel. Doch dann stößt Kommissar Erik Buchmeyer, der die Gegend wie kein zweiter kennt, auf eine Spur, die ihn direkt in die Vergangenheit des Ortes führt. Und je länger er sich mit den damaligen Ereignissen beschäftigt, desto größer wird seine Gewissheit, dass auch nach über 30 Jahren Vergangenes längst nicht vergessen ist.

Ein temporeicher Thriller, der von seiner Atmosphäre und den überzeugenden Charakteren lebt.
Autorenporträt
Grand, Emmanuel
Emmanuel Grand, geboren 1966 in Versailles, wuchs an der französischen Atlantikküste der Vendée auf. Heute lebt er mit seiner Frau und seinen vier Töchtern in der Nähe von Paris und arbeitet als Webdesigner. Bei Rütten & Loening erschienen bisher seine Romane "Der fremde Bretone" und "Späte Vergeltung".

Zimmermann, Volker
Volker Zimmermann, geboren 1979, übersetzt Literatur, Comics und Graphic Novels aus dem Französischen und Englischen. Er lebt zwischen Paris, Berlin und Zürich und ist als Festivalorganisator und Verleger in der französischen Illustrationsszene tätig.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

In Wollaing erinnern sich alle an die Zeit der Vollbeschäftigung und des erbitterten Klassenkampfs, bevor die Berga-Metallfabrik Anfang der 1980er-Jahre schloss. Arbeitslosigkeit und Verzweiflung übernahmen die kleinen nordfranzösischen Orte, die zu Umschlagplätzen des Drogenhandels wurden. Als die junge Pauline ermordet aufgefunden wird, stoßen Hauptkommissar Erik Buchmeyer und Kommissarin Saliha Bouazem immer wieder auf die Schatten der sozialen Kämpfe der 70er-Jahre. Emmanuel Grand legt eine Spur zu den Gräueln in den Kriegen Frankreichs in Indochina und Algerien. Was wurde aus den Kämpfern und Mördern, als sie in der Zivilgesellschaft untertauchten? Und welche Rolle spielt der freundliche Arzt Vanderbeken, der Pauline unter seine Fittiche genommen hatte? Der Autor taucht tief in die abgründigen Geschichten ein, die das Schicksal des kleinen Orts prägten, mit feinem sozialen Gespür für die Folgen der "verbrannten Erde", wenn mit der Arbeit, wie hart sie auch war, auch die Würde verloren geht. Seinen mit beeindruckender Intuition gesegneten Ermittler Buchmeyer stattet er mit großer Begabung aus, hinter die vordergründige Wirklichkeit zu schauen und den geraden Weg zu verlassen, während seine junge Kollegin einen Weg sucht, ihre eigenen Dämonen in Schach zu halten.

© BÜCHERmagazin, Lore Kleinert

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.07.2017

Springen und springen lassen
Krimis in Kürze: Gallert & Reiter, Emmanuel Grand, Christian Mähr

Von Rudolf Augstein ist die Devise überliefert, ein guter Artikel müsse dem Leser den ersten Satz wie ein Lasso zuwerfen. Das gilt natürlich auch für Bücher, wenngleich es da schon ein paar Sätze mehr sein dürfen. Der Roman "Glaube Liebe Tod" (Ullstein, 416 S., br., 9,99 [Euro]) von Peter Gallert und Jörg Reiter führt großartig vor, wie das geht. Da steht ein Polizist auf einer Duisburger Rheinbrücke und will springen. Der Polizeiseelsorger, der ihn davon abhalten will, stellt sich neben ihn - und springt selbst. Der Polizist springt hinterher, um ihn zu retten. Dass der Polizist kurz danach dann doch vom Dach eines Parkhauses springt, heißt nicht, dass Martin Bauers Strategie falsch war.

Dieser Martin Bauer ist der vielversprechende Versuch, der reichen Typologie der Ermittler ein weiteres Exemplar hinzuzufügen. Kein Pater Brown im Ruhrgebiet, sondern ein evangelischer Pfarrer von heute, verheiratet, eine Tochter, nicht pflegeleicht, aber bibelfest, streetwise und, was weniger Gott als das Genre von ihm verlangt: Er sorgt sich nicht nur um Polizistenseelen, er schaltet sich auch in die Ermittlungen ein, weil er an den Selbstmord nicht glauben mag.

Es geht dann zwar nicht ganz so furios weiter, wie es begonnen hat, es gibt die üblichen Querelen mit dem gewohnt uneinsichtigen und bürokratischen weltlichen Vorgesetzten, die halbwüchsige Tochter ist mit Globalisierungsgegnern nach Deauville gefahren, was zu Ehespannungen führt. Auch der Rotlicht-Pate und die verzweifelten rumänischen Prostituierten wirken eher wie aus dem Baukastensystem, aus dem sich auch der "Tatort" bedient. Nur haben Gallert & Reiter mehr Witz, die Sprüche sind ruhrgebietstauglich, und im Showdown lassen sie es so krachen, als sei das Jüngste Gericht nicht mehr fern. Dass der nächste Bauer-Roman schon in Arbeit ist, ist daher keine schlechte Nachricht.

Ob es den Leuten im deindustrialisierten Duisburg schlechter geht oder denen im strukturschwachen Norden Frankreichs, lässt sich schwer beantworten. "Späte Vergeltung" (Rütten & Loening, 448 S., br. 16,99 [Euro]), der Thriller von Emmanuel Grand, jedenfalls spielt in einer Kleinstadt im französisch-belgischen Grenzgebiet, wo die Arbeitslosigkeit hoch ist und von der metallverarbeitenden Industrie nur noch Ruinen geblieben sind. Dass diese Vergangenheit aber nicht vergangen ist, zeigt sich schnell, nachdem der aus dem Elsass stammende Kommissar Buchmeyer, auch er ständig bedrängt von einem vorgesetzten Karrieristen, den Mord an einem Junkie-Mädchen zu untersuchen begonnen hat.

Buchmeyer ist ein Mann der Intuition, die ihm auch den scheinbaren Umweg in die achtziger Jahre weist, zu den Arbeitskämpfen und der damals mächtigen kommunistischen Gewerkschaft CGT. Die Kämpfer von damals sind inzwischen so mürbe und angezählt wie die ganze Region, und Grand arbeitet dieses Kapitel Wirtschafts- und Sozialgeschichte geschickt als Spannungselement in seinen Plot ein. Es hätte der Konstruktion allerdings noch besser getan, wenn Grand uns Leser nicht schon in einem längeren Prolog vieles von dem hätte wissen lassen, was der Kommissar erst herausfinden muss. Und eine Auflösung, die sich nur mit einem Identitätstausch bewerkstelligen lässt, ist selten zwingend.

Ironie gehört im deutschsprachigen Kriminalroman nicht zu den häufig und erst recht nicht zu den souverän verwandten Stilmitteln. Insofern fällt das Buch des Vorarlbergers Christian Mähr schon auf. Es hat auch einen eigenwilligen Titel - "Aber das Bild war noch da" (Verlag Wortreich, 312 S., geb., 19,90 [Euro]) -, und es hat keinen Kommissar oder andere Bedienstete des Staatsapparats. Ein mittelmäßiger Krimiautor spielt eine Rolle, ohne dass Mähr es mit der Selbstreferentialität übertriebe, ein an Selbstüberschätzung leidender und über seine Schlagkraft stolpernder Lokalpolitiker mit dem Namen Oswald Obwalter ist dabei, ein angemessen zwielichtiger, reicher Russe und natürlich auch der Maler, der ein Haus gemalt hat, im fotorealistischen Stil: jenes Bild, von dem der Titel spricht, das zwischenzeitlich auch mal weg ist und von dem einige sich einreden wollen, es liege ein Fluch auf ihm, der den jeweiligen Besitzer treffe.

Die Männer sind hier die weniger aktiven Kräfte, die Frauen entfalten deutlich mehr Energien, auch kriminelle: die Frau des Malers und die des Politikers, die Jugendliebe des Autors oder die Assistentin des Galeristen. Am Ende, das darf man verraten, steht das gemalte Haus im wirklichen Leben schief, und ein Auto ist in die Luft geflogen. Beides verschafft der Hypothese vom Fluch ein kurzes Comeback. Es hat auch Tote gegeben, aber nicht des Bildes wegen. Mähr bringt seine mitunter wie eine Scharade funktionierende Geschichte mit gut dosierter Boshaftigkeit zu Ende. Ein Heimatroman, der sich und uns alle Illusionen über diese Heimat erspart.

PETER KÖRTE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.11.2017

Risiken und Nebenwirkungen
Emmanuel Grand schickt sein Ermittlerduo auf die Spuren der blutigen Vergangenheit einer französischen Kleinstadt
Man wollte einen Thriller lesen und landet, immerhin für die ersten vierzig Seiten, in einem Kriegsroman: Vietnam 1952, Algerien 1957. Zwischen die drastischen Kampfszenen eingestreut sind martialische Verlautbarungen der späteren Präsidenten Mitterrand und Pompidou. Von den französischen Kolonialkriegen der Mitte des 20. Jahrhunderts gelangen wir bruchlos in die Sechzigerjahre, genauer nach Wollaing im unwirtlichen Norden des Landes, wo die filmnotorischen Sch’tis mit ihrer lustigen Sprache und ihren exzentrischen Gebräuchen zu Hause sind.
In Emmanuel Grands Krimi „Späte Vergeltung“ kommen sie allerdings nur am Rande vor, denn hier geht es um Ernstes. Der Ex-Soldat und gnadenlose Killer Edouard Vanderbeken, genannt „Douve“, seit dem Algerienkrieg Mitglied der staatsfeindlichen Untergrundarmee OAS, heuert 1964 als Personalchef eines großen Industrie-Unternehmens in Wollaing an, um dessen Boss mit allen Mitteln gegen die kommunistischen Gewerkschaften und insbesondere deren arabische Mitglieder zur Seite zu stehen.
Blutige Taten sind die unausweichliche Folge, doch kommen sie hier erst im Laufe der folgenden 400 Seiten zu Tage, die das inzwischen heruntergekommene, von Drogenkriminalität gezeichneten Wollaing des Jahres 2015 vor Augen führen. Mord und Totschlag herrschen auch hier. Zunächst aber scheinen kriminelle Geldverleiher, die ihren Klienten beim Eintreiben der Schulden wenig zimperlich zu Leibe rücken, für die erste Leiche des Romans verantwortlich zu sein. Ein langer, gewundener Erzählweg schließt die Gegenwart mit dem fünfzig Jahre zurückliegenden innerfranzösischen Bürgerkrieg zusammen.
Das Kommissars-Duo, die junge, attraktive Araberin Saliha Bouazem und der wegen seiner eigenwilligen Ermittlungsmethoden berüchtigte Elsässer Erik Buchmeyer, wird ebenfalls durch längere Exkurse in Vergangenheit und Privatleben eingeführt. Auch die Bewohner Wollaings nehmen durch Schwenks von der Gegenwart in die Vergangenheit und wieder zurück Kontur an. Dies gilt vor allem für den Arzt Antoine Vanderbeken, Sohn des in den frühen Achtzigerjahren augenscheinlich durch Selbstmord aus dem Leben geschiedenen Douve: ein freundlicher Melancholiker, von dem man bis fast ans Ende des Romans nicht weiß, was ihn eigentlich aus der Bahn geworfen hat.
Mehrere Morde ereignen sich in immer schnellerer Abfolge, und nur dem Kommissar Buchmeyer ist – man versteht leider nicht genau, warum – schnell klar, dass sie mit der kriegerischen Vergangenheit einiger der Kleinstadt-Bewohner zu tun haben. Er und Bouazem ermitteln konsequent auf getrennten Wegen, bis sie endlich beide auf dieselbe Lösung stoßen, die sich, zumindest für den Leser, als einigermaßen abenteuerlich erweist.
Emmanuel Grand hat sich mit diesem Projekt, das die tödlichen Nachwirkungen einer verdrängten Vergangenheit in der Gegenwart nachweisen soll, entschieden verhoben. Er erzählt mäandernd, ohne dramaturgische Balance, die Sprache hat oft Schwierigkeiten, mit dem Aufklärungsvorhaben des Autors Schritt zu halten.
Oder liegt’s am Übersetzer, der in Gewaltszenen gelegentlich in groteske Überdrehungen verfällt, und dem etwa die schlichte Vokabel „beide“ fremd ist („die zwei Ufer“)? Der Verlag steuert auf dem rückwärtigen Umschlag schließlich noch eine eigene Entgleisung bei: „Grand erinnert an Fred Vargas“. Irreführender als dieser Verweis auf die herausragende französische Krimi-Autorin und ihre somnambul versponnenen, im Aufklärungsvorgang aber turbulent zupackenden, das Genre zugleich feinsinnig ironisierenden Romane kann eine Leser-Information nicht sein.
FRAUKE MEYER-GOSAU
Zum „Venice Pier“ kam man um 1935 über die „Windward Avenue“.
Sie war berühmt für ihre Neon-Arkaden, die jeden Abend zahlreiche Besucher anlockten.
Emmanuel Grand:
Späte Vergeltung.
Aus dem Französischen von Volker Zimmermann. Verlag Rütten & Loening, Berlin 2017. 447 Seiten, 16,99 Euro. E-Book 12,99 Euro.
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