Die Ausstellung Mythos und Wirklichkeit in der Fotografie - von Barcelona in die Extremadura und das vorliegende Begleitbuch haben sich aus der Begeisterung für die Kunst Spaniens entwickelt. Konkret geht es um wiederkehrende Motive in der Reise- und Kunstfotografie und ihre Bedeutung für die Fremd- und Eigenwahrnehmung des Landes. Neben dem wissenschaftlichen Konzept sollten mit der Realisierung des Projektes neue Wege in der Vermittlung berufspraktischer Fähigkeiten im Studium der Kunstgeschichte beschritten werden. Das Anliegen des Projektes, die Präsentation von Fotobüchern und Fotografien zum Thema Spanien, führt verschiedene Aspekte zusammen. Am Anfang stand die Beobachtung, dass das Interesse an der spanischen Kunst und Kultur inzwischen auch in Leipzig immer breitere Kreise zieht. Dabei haben zuletzt die Max-Klinger-Ausstellung und der zugehörige Katalog gezeigt, dass es durchaus auch historisch überraschende Bezüge gibt: ich meine den nachweisbaren Rückgriff von Salvador Dalí auf Druckgraphiken von Max Klinger und umgekehrt, die intensive Auseinandersetzung des Leipziger Malers Arno Rink mit dem katalanischen Surrealisten. Für unser Thema konnten wir eine ganze Reihe solcher deutsch-spanischer Kontakte nachweisen, die ihre Wurzel natür-lich vorrangig in der einst überragenden Bedeutung Leipzigs als Buchstadt haben. So war die Deutsche Bücherei in Leipzig die erste, die die berühmte Zeitschrift Revista de Occidente abonnierte, in welcher der bis in die 1960er Jahre viel gelesene spanische Philosoph José Ortega y Gasset seit 1923 auch zahlreiche Beiträge deutscher Autoren publizierte. Mehrere Fotobücher zu Spanien erschienen bei Leipziger Verlagen, wie 1942 bei Brockhaus eine Neuauflage von Kurt Hielschers Pionierwerk Das unbekannte Spanien, aus dem er einzelne Fotos noch vor der Buchpublikation 1921 in der Leipziger Illustrirten Zeitung veröffentlicht hatte.