Gedichte vertrauen auf die Sprache, auf die ihr innewohnende Kraft, liefern sich ihr aus, vertrauend darauf, dass die Sprache sich selbst, die Dichterin und nicht zuletzt die Leserin und den Leser tragen wird. Gedichte – besonders die von Elisabeth Melzer-Geissler – sind Wanderungen auf solchem bewusst schmalen Grat in das „Zwischenland“, wie es die Autorin im Titelgedicht nennt. Dort wird gut ankommen und nicht untergehen, wer sein Vertrauen in, über und zwischen die Verse spannt. Ein Vertrauen, das die Autorin, die als junge Frau die DDR verließ, auch aus ihrer Lebensgeschichte schöpft. Dennoch sind ihre Gedichte nicht rein autobiografisch, sondern spannen den Bogen vom eigenen Erleben zur allgemeingültigen Erfahrung, wie Vertrauen in sich selbst wiederum Vertrauen in die Menschlichkeit erzeugen kann – was wir in der heutigen Zeit mehr denn je brauchen. (Jörg Meyer, Kiel)