Der Neustifter Kirtag ist heutzutage ein bombastisches Event. Für drei Tage imJahr brummt das gemütliche Weinhauer-Viertel am Rande Wiens. Prominentezwängen sich in Tracht und Dirndl, Jugendliche schniegeln sich für eine dreitägigeSauftour zurecht, Politiker geben den letzten Rest an Würde auf, um ein paar Stimmen am rechten Rand abzuräumen. Traurig, pompös, unentrinnbar.Doch in den 1980er Jahren, in denen dieser Roman spielt, war der NeustifterKirtag noch eine erbärmliche Angelegenheit. Schäbige Stände, ein quietschendesRingelspiel, enttäuschte Kinder, grantige Eltern, Anspannung und Ohrfeigen.Im Mittelpunkt dieses gloriosen Romans stehen das Ehepaar Thomas und Sylvia und ihre Kinder Lisa, Michael und Willi. Familienhündin Bonny ist im Wald entlaufen, sie soll so schnell wie möglich gefunden werden, sonst passiert noch ein Unglück auf der Höhenstraße. Aber die Familienmitglieder haben drängendere Pläne: Vater Thomas will auf den Kirtag, um bei der ÖVP-Neustift nichts zu versäumen. Michael will nichts lieber als mit einem dritten Bier seinen Alkoholspiegel auf gutem Niveau halten, und Hobby-DJ Lisa ist auf der Suche nach ihren Schallplatten. Nur der Jüngste, Willi, ist voll und ganz bei der Sache, er hat in seinem Leben bereits über zehn Haustiere verloren und würde einen weiteren Verlust nicht verkraften. Und dann drehen auch noch die beiden Skinheads (mit literarischem Kultpotenzial) Gabor und Alex ihre Runden und verbreiten Gewalt und Anarchie.