Produktdetails
- Verlag: Arche Verlag
- Aktualis. Neuausg.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 28. Mai 2008
- Deutsch
- Abmessung: 15mm x 126mm x 193mm
- Gewicht: 274g
- ISBN-13: 9783716036051
- ISBN-10: 3716036056
- Artikelnr.: 23381697
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.07.2009Von Gotthold Lessing bis Günter Grass
Der Titel dieses Buches hat es in sich, denn er enthält, so beliebig er klingt, das ganze komplizierte Prinzip dieses so ungemein auskunftsfreudigen Werkes: Die sechs Spaziergänge, die darin vorgeschlagen werden, führen durch die Straßen von Berlin, wie sie damals waren, eben zu Fontanes Zeit, die mehr als großzügig bemessen und über die Eckdaten 1819 und 1898 hinaus in beide Richtungen verlängert ist: rückwärts in das Zeitalter der Aufklärung, als Lessing 1748 erstmals nach Berlin kam und 1767 das Hotel "König von Portugal" in der Burgstraße zum "König von Spanien" und Schauplatz von "Minna von Barnhelm" machte. Vorwärts dehnt sich die Fontane-Zeit bis in die folgenden zwanziger Jahre aus und überliefert auch noch die Ereignisse aus der ehemaligen "Hauptstadt der DDR". Womit man also hier zu rechnen hat. Auch Grass kommt vor, wenngleich nur an einer Stelle, nämlich mit seinem Fonty/Fontane-Roman, der ja seinerseits mit der Geschichte des Gebäudekomplexes an der Leipziger Straße 5-7, der Treuhandanstalt seiner Erzählergegenwart im ehemaligen "Haus der Ministerien", vormals "Reichsluftfahrtministerium", ein ähnliches Erzählprinzip verfolgte. Fünfundsechzig Jahre lang war Theodor Fontane Berliner, mehr als zwanzig Umzüge hat er hier gemacht und überlebt, zehn seiner Romane und Erzählungen sind ganz oder teilweise hier angesiedelt. Doch weniger den Schauplätzen als seinen Lebensabschnitten folgen die Routen, und das bedingt, dass man sich stets in der Mitte, also im Osten, bewegt. Ein Werkregister hätte dem Buch gutgetan und ein gezieltes Suchen ermöglicht, wo man hier von Schritt zu Schritt Zufallsbekanntschaften macht. Das wiederum macht aber den Reiz des Buches aus, weil man immer wieder überrascht wird. Mit von Fall zu Fall, nämlich von Haus zu Haus, extemporierten Exkursen wird Feyerabends kluges Buch buchstäblich ein Vademecum der deutschen Aufklärung - und ihrer Dialektik über zwei Jahrhunderte hinweg.
mbe
"Spaziergänge durch Fontanes Berlin" von Wolfgang Feyerabend. Arche Literatur Verlag, Zürich 2008. 177 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Broschiert, 14,80 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Titel dieses Buches hat es in sich, denn er enthält, so beliebig er klingt, das ganze komplizierte Prinzip dieses so ungemein auskunftsfreudigen Werkes: Die sechs Spaziergänge, die darin vorgeschlagen werden, führen durch die Straßen von Berlin, wie sie damals waren, eben zu Fontanes Zeit, die mehr als großzügig bemessen und über die Eckdaten 1819 und 1898 hinaus in beide Richtungen verlängert ist: rückwärts in das Zeitalter der Aufklärung, als Lessing 1748 erstmals nach Berlin kam und 1767 das Hotel "König von Portugal" in der Burgstraße zum "König von Spanien" und Schauplatz von "Minna von Barnhelm" machte. Vorwärts dehnt sich die Fontane-Zeit bis in die folgenden zwanziger Jahre aus und überliefert auch noch die Ereignisse aus der ehemaligen "Hauptstadt der DDR". Womit man also hier zu rechnen hat. Auch Grass kommt vor, wenngleich nur an einer Stelle, nämlich mit seinem Fonty/Fontane-Roman, der ja seinerseits mit der Geschichte des Gebäudekomplexes an der Leipziger Straße 5-7, der Treuhandanstalt seiner Erzählergegenwart im ehemaligen "Haus der Ministerien", vormals "Reichsluftfahrtministerium", ein ähnliches Erzählprinzip verfolgte. Fünfundsechzig Jahre lang war Theodor Fontane Berliner, mehr als zwanzig Umzüge hat er hier gemacht und überlebt, zehn seiner Romane und Erzählungen sind ganz oder teilweise hier angesiedelt. Doch weniger den Schauplätzen als seinen Lebensabschnitten folgen die Routen, und das bedingt, dass man sich stets in der Mitte, also im Osten, bewegt. Ein Werkregister hätte dem Buch gutgetan und ein gezieltes Suchen ermöglicht, wo man hier von Schritt zu Schritt Zufallsbekanntschaften macht. Das wiederum macht aber den Reiz des Buches aus, weil man immer wieder überrascht wird. Mit von Fall zu Fall, nämlich von Haus zu Haus, extemporierten Exkursen wird Feyerabends kluges Buch buchstäblich ein Vademecum der deutschen Aufklärung - und ihrer Dialektik über zwei Jahrhunderte hinweg.
mbe
"Spaziergänge durch Fontanes Berlin" von Wolfgang Feyerabend. Arche Literatur Verlag, Zürich 2008. 177 Seiten, zahlreiche Abbildungen und Karten. Broschiert, 14,80 Euro.
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