Banken, Börse, Buchmesse: das ist Frankfurt - aber nicht nur. Kunst, Architektur und Museen sind mindestens ebenso bemerkenswert. Nicht zu vergessen die über 400 zeitgenössischen Kunstwerke, Denkmäler, Brunnen und anderen Public-Art-Objekte, die Künstler in Vergangenheit und Gegenwart geschaffen haben. Sie prägen die jungen Szeneviertel, das Mainufer oder spiegeln sich in den berühmten Glasfassaden des Bankenviertels. Der Kunstflaneur erkundet das "Freilichtmuseum" in fünf erlebnisreichen Spaziergängen - ganz ohne Eintritt, aber bestens unterhalten mit vielen Geschichten und Anekdoten rund um die Kunst und eine Stadt mit ganz eigenem Charme.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.09.2023Vom Brickegickel, Struwwelpeter und Hammering Man
FRANKFURT Kunst im öffentlichen Raum: Ute Liesenfelds Buch über Frankfurter "Spaziergänge zur Kunst"
Städteurlaube liegen im Trend. Mal eben für ein Wochenende nach Hamburg reisen, nach München und Berlin, drei Tage Paris, London vielleicht oder nach Prag - und möglichst nichts verpassen. Nicht nur "Alex", "Elphi" und Brandenburger Tor besuchen, hier ein Pilsener, dort ein Helles oder, schließlich sind wir hier in Frankfurt, einen Schoppen Apfelwein. Kunst und Kultur sind längst schon Grund genug, für ein paar Tage nach Madrid, nach Köln oder eben Frankfurt zu verreisen. Das hat man offenbar auch im auf Kunst, Outdoor und Regionalia fokussierten Belser Verlag erkannt und gleich eine ganze Reihe von "Spaziergängen zur Kunst" aufgelegt.
Kleine, kompakte Führer zur Kunst im öffentlichen Raum in Köln, Hamburg, München oder Düsseldorf hat der Stuttgarter Verlag bislang herausgegeben. Wenn nun der identisch aufgemachte Band zu Frankfurt dem Leser laut Klappentext "Geschichten von Dichtern und Denkern, vom Brickegickel, dem Struwwelpeter und dem riesigen Hammering Man" verspricht, darf man gespannt sein. Immerhin hat mit der im Rheinland lebenden Ute Liesenfeld, die damit ihren vierten Band der Reihe vorlegt, sich eine Kennerin der Stadt die Kunst im öffentlichen Raum erwandert. Ist die Autorin doch in Aschaffenburg aufgewachsen und war, so heißt es vonseiten des Verlags, die Mainmetropole stets "das Lieblingsziel für Kulturausflüge".
Entsprechend führt Liesenfeld den Leser wie in den anderen, ausführlich bebilderten Bänden auch, auf fünf mal flotten, mal ausgedehnten Spaziergängen durch die Altstadt, das Westend und die Innenstadt, durch Sachsenhausen und die hier warum auch immer "Grüner Ring" getauften Wallanlagen. Das ist zunächst einmal durchaus benutzerfreundlich gemacht. Ist doch nicht nur jeder der vorgeschlagenen Touren eine Karte mit Lage der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen beigegeben, gibt es kleine Tipps und - allerdings äußerst knapp gehaltene - Exkurse und Zusatzinformationen etwa zu einem auf der Route gelegenen Café.
Allein was die Kunst und was die rund 100 am Wege liegenden Arbeiten von Max Bills "Kontinuität" oder Franz Wests "Ohne Titel" vor dem Tower des Museums für Moderne Kunst über Yael Bartanas "Waisenkarussell" bis zur Frau Rauscher und dem "Lachhannes-Brunnen" angeht, sind die "Spaziergänge" dann vielleicht doch ein wenig allzu oberflächlich ausgefallen. Ein Schlendern, kaum mehr, auch wenn eine Tour schon einmal drei, vier Stunden dauern kann. Über Kunst und Künstler jedenfalls erfährt man hier enttäuschend wenig. Und über den Entstehungskontext in der Regel auch nicht wirklich viel. Ungleich weniger jedenfalls als in den "Kunstgängen" August Heusers, die der ehemalige Direktor des Frankfurter Dommuseums vor gut und gerne 20 Jahren im Verlag Josef Knecht vorgelegt hat.
Manchmal müssen schon wenige Sätze reichen. Und warum sich die aus der Werbung kommende Autorin zwar ausführlich mit Street Art beschäftigt, die nach Entwürfen von Robert Gernhardt, Hans Traxler oder F. K. Waechter entstandene komische Kunst im Grüngürtel indes gerade mal als launiger Tipp Erwähnung findet, muss jedem Frankfurter ein Rätsel bleiben. Für den aber ist das Bändchen wohl auch weniger gedacht als für Kulturreisende, die die Stadt mit den "Spaziergängen zur Kunst" von einer anderen Seite entdecken wollen als jener, die man aus den Nachrichten über Börse oder Europäische Zentralbank kennt. Die "Geschichten von Dichtern und Denkern" aber, "vom Brickegickel, dem Struwwelpeter und dem riesigen Hammering Man", wie sie der Verlag verspricht, sind dann doch ein wenig dünn geraten.
So dass man selbst dem geneigten Wochenendbesucher, eindringlicher noch als dieses Büchlein, die eigens von der Stadt Frankfurt eingerichtete Website kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de empfehlen möchte. Auch hier mag man seinen täglichen Spaziergang aus fünf vorgeschlagenen "Touren zur Kunst" auswählen oder sich nach Lust und Laune treiben lassen. Zur Kunst aber und zu den Künstlern erfährt man hier doch ein wenig mehr. Anders als Liesenfelds durchaus kompakte "Spaziergänge" passen die Touren zur Kunst im öffentlichen Raum, das Smartphone macht es möglich, sogar in jede Hosentasche. CHRISTOPH SCHÜTTE
Ute Liesenfeld, Spaziergänge zur Kunst in Frankfurt, Belser Verlag 2023, 128 Seiten, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
FRANKFURT Kunst im öffentlichen Raum: Ute Liesenfelds Buch über Frankfurter "Spaziergänge zur Kunst"
Städteurlaube liegen im Trend. Mal eben für ein Wochenende nach Hamburg reisen, nach München und Berlin, drei Tage Paris, London vielleicht oder nach Prag - und möglichst nichts verpassen. Nicht nur "Alex", "Elphi" und Brandenburger Tor besuchen, hier ein Pilsener, dort ein Helles oder, schließlich sind wir hier in Frankfurt, einen Schoppen Apfelwein. Kunst und Kultur sind längst schon Grund genug, für ein paar Tage nach Madrid, nach Köln oder eben Frankfurt zu verreisen. Das hat man offenbar auch im auf Kunst, Outdoor und Regionalia fokussierten Belser Verlag erkannt und gleich eine ganze Reihe von "Spaziergängen zur Kunst" aufgelegt.
Kleine, kompakte Führer zur Kunst im öffentlichen Raum in Köln, Hamburg, München oder Düsseldorf hat der Stuttgarter Verlag bislang herausgegeben. Wenn nun der identisch aufgemachte Band zu Frankfurt dem Leser laut Klappentext "Geschichten von Dichtern und Denkern, vom Brickegickel, dem Struwwelpeter und dem riesigen Hammering Man" verspricht, darf man gespannt sein. Immerhin hat mit der im Rheinland lebenden Ute Liesenfeld, die damit ihren vierten Band der Reihe vorlegt, sich eine Kennerin der Stadt die Kunst im öffentlichen Raum erwandert. Ist die Autorin doch in Aschaffenburg aufgewachsen und war, so heißt es vonseiten des Verlags, die Mainmetropole stets "das Lieblingsziel für Kulturausflüge".
Entsprechend führt Liesenfeld den Leser wie in den anderen, ausführlich bebilderten Bänden auch, auf fünf mal flotten, mal ausgedehnten Spaziergängen durch die Altstadt, das Westend und die Innenstadt, durch Sachsenhausen und die hier warum auch immer "Grüner Ring" getauften Wallanlagen. Das ist zunächst einmal durchaus benutzerfreundlich gemacht. Ist doch nicht nur jeder der vorgeschlagenen Touren eine Karte mit Lage der Denkmäler, Brunnen und Skulpturen beigegeben, gibt es kleine Tipps und - allerdings äußerst knapp gehaltene - Exkurse und Zusatzinformationen etwa zu einem auf der Route gelegenen Café.
Allein was die Kunst und was die rund 100 am Wege liegenden Arbeiten von Max Bills "Kontinuität" oder Franz Wests "Ohne Titel" vor dem Tower des Museums für Moderne Kunst über Yael Bartanas "Waisenkarussell" bis zur Frau Rauscher und dem "Lachhannes-Brunnen" angeht, sind die "Spaziergänge" dann vielleicht doch ein wenig allzu oberflächlich ausgefallen. Ein Schlendern, kaum mehr, auch wenn eine Tour schon einmal drei, vier Stunden dauern kann. Über Kunst und Künstler jedenfalls erfährt man hier enttäuschend wenig. Und über den Entstehungskontext in der Regel auch nicht wirklich viel. Ungleich weniger jedenfalls als in den "Kunstgängen" August Heusers, die der ehemalige Direktor des Frankfurter Dommuseums vor gut und gerne 20 Jahren im Verlag Josef Knecht vorgelegt hat.
Manchmal müssen schon wenige Sätze reichen. Und warum sich die aus der Werbung kommende Autorin zwar ausführlich mit Street Art beschäftigt, die nach Entwürfen von Robert Gernhardt, Hans Traxler oder F. K. Waechter entstandene komische Kunst im Grüngürtel indes gerade mal als launiger Tipp Erwähnung findet, muss jedem Frankfurter ein Rätsel bleiben. Für den aber ist das Bändchen wohl auch weniger gedacht als für Kulturreisende, die die Stadt mit den "Spaziergängen zur Kunst" von einer anderen Seite entdecken wollen als jener, die man aus den Nachrichten über Börse oder Europäische Zentralbank kennt. Die "Geschichten von Dichtern und Denkern" aber, "vom Brickegickel, dem Struwwelpeter und dem riesigen Hammering Man", wie sie der Verlag verspricht, sind dann doch ein wenig dünn geraten.
So dass man selbst dem geneigten Wochenendbesucher, eindringlicher noch als dieses Büchlein, die eigens von der Stadt Frankfurt eingerichtete Website kunst-im-oeffentlichen-raum-frankfurt.de empfehlen möchte. Auch hier mag man seinen täglichen Spaziergang aus fünf vorgeschlagenen "Touren zur Kunst" auswählen oder sich nach Lust und Laune treiben lassen. Zur Kunst aber und zu den Künstlern erfährt man hier doch ein wenig mehr. Anders als Liesenfelds durchaus kompakte "Spaziergänge" passen die Touren zur Kunst im öffentlichen Raum, das Smartphone macht es möglich, sogar in jede Hosentasche. CHRISTOPH SCHÜTTE
Ute Liesenfeld, Spaziergänge zur Kunst in Frankfurt, Belser Verlag 2023, 128 Seiten, 20 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main