Sven Nordqvists "Spaziergang mit Hund" verwandelt einen simplen Spaziergang in ein außergewöhnliches Abenteuer, das junge Leser und ihre Familien in die fantasievolle Welt des kleinen Jungen und seines Hundes entführt. Während ihres Spaziergangs erleben sie eine Vielzahl von magischen und überraschenden Momenten, die von Zügen bis zu fantasievollen Landschaften reichen, über Meere fahren und durch dynamische Städte und märchenhafte Gärten wandern. Dieses komplett textfreie Bilderbuch fördert die Vorstellungskraft und Erzählfähigkeiten, indem es Kinder dazu anregt, ihre eigenen Geschichten zu den detaillierten und humorvollen Illustrationen zu erfinden. Ideal für Kinder, die visuelle Erzählungen lieben und für Eltern, die nach kreativen Wegen suchen, die Liebe zum Lesen und Erzählen zu fördern.
Visuelle Erzählung: Fördert Kreativität und Sprachentwicklung durch das Erzählen eigener Geschichten basierend auf den Bildern. Bilderbuch ohne Text: Ideal für nichtlesendeKinder und solche, die visuell lernen, sowie für gemeinsame Lesestunden mit Eltern. Reich illustriert: Jede Seite ist voller Details und humorvoller Elemente, die immer wieder zum Entdecken einladen. Fördert die Fantasie: Kinder tauchen in eine Welt ein, die ihre Fantasie anregt und zum Träumen einlädt. Vielseitige Nutzung: Perfekt für zu Hause, im Kindergarten oder in der Grundschule, um kreatives Denken und visuelle Wahrnehmung zu unterstützen.
Visuelle Erzählung: Fördert Kreativität und Sprachentwicklung durch das Erzählen eigener Geschichten basierend auf den Bildern. Bilderbuch ohne Text: Ideal für nichtlesendeKinder und solche, die visuell lernen, sowie für gemeinsame Lesestunden mit Eltern. Reich illustriert: Jede Seite ist voller Details und humorvoller Elemente, die immer wieder zum Entdecken einladen. Fördert die Fantasie: Kinder tauchen in eine Welt ein, die ihre Fantasie anregt und zum Träumen einlädt. Vielseitige Nutzung: Perfekt für zu Hause, im Kindergarten oder in der Grundschule, um kreatives Denken und visuelle Wahrnehmung zu unterstützen.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.02.2019Krokodil spielt Saxofon
Sven Nordqvist, der Schöpfer von Pettersson und Findus, hat ein
neues Wimmelbuch geschaffen. Er nimmt uns mit auf einen „Spaziergang mit Hund“
VON THOMAS STEINFELD
Ein Kind erhält den Auftrag, den Hund seiner alten Tante auszuführen. Fröhlich winkt es zum Abschied. Doch das langhaarige Tier ist mindestens fünf Mal so groß wie der Knirps mit seiner roten Schirmmütze. Die straff gespannte Leine verrät sofort, wer auf diesem Spaziergang der Stärkere sein wird. Im Schlepptau des Hundes lernt das Kind daraufhin die erstaunlichsten Landschaften kennen, zuerst einen viktorianischen Bahnhof, in dem verschiedene Zeiten gelten, dann eine Traumlandschaft, in der die Menschen in Baumhäusern leben, dann das Paradies eines Modelleisenbahners, in dem die Passagiere des Zuges von Kühen mit Mohrrüben gefüttert werden. Hunderte solche meist lustigen und oft absurden Details sind auf den großformatigen Bildern dieses Buches zu sehen, viele scheinbar ohne Zusammenhang, vereint jedoch in dem Anspruch, nur die Fülle des Fantastischen als Ordnungsprinzip gelten zu lassen. Wimmelbücher gibt es viele, der „Spaziergang mit Hund“ ist eines der schönsten.
Elf Jahre sind vergangen, seitdem der schwedische Zeichner Sven Nordqvist, entlaufener Architekt und berühmt geworden durch die Geschichten über den Kleinbauern Pettersson und den sprechenden Kater Findus, sein erstes reines Wimmelbuch veröffentlichte: „Wo ist meine Schwester?“, und er hatte auch damals lange Zeit gebraucht, um all seine Einfälle auf großen Tafeln unterzubringen. Der „Spaziergang mit Hund“ folgt diesem Muster: Die beiden Ausflügler sind oft nicht leicht zu finden, weil sie sich zum Beispiel in Treppengewölben verlaufen haben, die M. C. Escher entworfen haben muss, oder weil der Hund eine Ente jagt und seinen kleinen Herrn dabei wie einen Segeldrachen hinter sich herzieht, während ein Krokodil Saxofon spielt und der Kater Findus über die Maus zwischen seinen Tatzen philosophiert. Wer immer versucht hat, solche Bilder mit einem drei- oder vierjährigen Kind zu betrachten, weiß, dass sie Anlass und Gegenstand zu lauter kleinen Erzählungen werden, ganz ohne pädagogische Hintergedanken und moralische Absichten. Sven Nordqvist legt seine Bilder immer aus der Vogelperspektive an, aber manchmal fliegt der Vogel niedrig, und manchmal fliegt er hoch, sodass er in unterschiedlichem Maße Teil des Geschehens, aber nie ganz von ihm eingenommen wird – ein neugieriger Vogel ist das, gewiss, aber auch einer, der dem anarchischen Gewusel gegenüber so etwas wie eine überlegene Distanz wahrt. Auch das Fantastische tritt in unterschiedlichen Graden auf: Manche Bilder stammen aus einer Abenteuer- und Märchenwelt, andere haben noch eine Bindung an den kindlichen Alltag. Oft ist eine Gestalt aus sich heraus nicht mehr als ein skurriles Bild, oft steckt eine Geschichte oder eine Anekdote darin. Vor allem aber gestatten die Bilder eine große Freiheit der Betrachtung: Was man mit ihnen anfängt, ist seinen Benutzern überlassen, was nicht nur einschließt, dass für ein solches Werk keine Altersempfehlung zu geben ist, sondern auch, dass es zwischen den Figuren keine erzählerische Hierarchie und damit auch keinen pädagogischen Instrumentalismus gibt. Zum Schluss jedenfalls sind Hund und Kind wieder zu Hause, nach einem kurzen Spaziergang, der eigentlich eine Weltumrundung war.
Sven Nordqvist: Spaziergang mit Hund. Oetinger Verlag, Hamburg 2019. 32 Seiten, 20 Euro.
Der Besuch in der Fantasie- und Märchenwelt eines Zoos. Illustration aus Sven Nordqvist: Spaziergang mit Hund.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Sven Nordqvist, der Schöpfer von Pettersson und Findus, hat ein
neues Wimmelbuch geschaffen. Er nimmt uns mit auf einen „Spaziergang mit Hund“
VON THOMAS STEINFELD
Ein Kind erhält den Auftrag, den Hund seiner alten Tante auszuführen. Fröhlich winkt es zum Abschied. Doch das langhaarige Tier ist mindestens fünf Mal so groß wie der Knirps mit seiner roten Schirmmütze. Die straff gespannte Leine verrät sofort, wer auf diesem Spaziergang der Stärkere sein wird. Im Schlepptau des Hundes lernt das Kind daraufhin die erstaunlichsten Landschaften kennen, zuerst einen viktorianischen Bahnhof, in dem verschiedene Zeiten gelten, dann eine Traumlandschaft, in der die Menschen in Baumhäusern leben, dann das Paradies eines Modelleisenbahners, in dem die Passagiere des Zuges von Kühen mit Mohrrüben gefüttert werden. Hunderte solche meist lustigen und oft absurden Details sind auf den großformatigen Bildern dieses Buches zu sehen, viele scheinbar ohne Zusammenhang, vereint jedoch in dem Anspruch, nur die Fülle des Fantastischen als Ordnungsprinzip gelten zu lassen. Wimmelbücher gibt es viele, der „Spaziergang mit Hund“ ist eines der schönsten.
Elf Jahre sind vergangen, seitdem der schwedische Zeichner Sven Nordqvist, entlaufener Architekt und berühmt geworden durch die Geschichten über den Kleinbauern Pettersson und den sprechenden Kater Findus, sein erstes reines Wimmelbuch veröffentlichte: „Wo ist meine Schwester?“, und er hatte auch damals lange Zeit gebraucht, um all seine Einfälle auf großen Tafeln unterzubringen. Der „Spaziergang mit Hund“ folgt diesem Muster: Die beiden Ausflügler sind oft nicht leicht zu finden, weil sie sich zum Beispiel in Treppengewölben verlaufen haben, die M. C. Escher entworfen haben muss, oder weil der Hund eine Ente jagt und seinen kleinen Herrn dabei wie einen Segeldrachen hinter sich herzieht, während ein Krokodil Saxofon spielt und der Kater Findus über die Maus zwischen seinen Tatzen philosophiert. Wer immer versucht hat, solche Bilder mit einem drei- oder vierjährigen Kind zu betrachten, weiß, dass sie Anlass und Gegenstand zu lauter kleinen Erzählungen werden, ganz ohne pädagogische Hintergedanken und moralische Absichten. Sven Nordqvist legt seine Bilder immer aus der Vogelperspektive an, aber manchmal fliegt der Vogel niedrig, und manchmal fliegt er hoch, sodass er in unterschiedlichem Maße Teil des Geschehens, aber nie ganz von ihm eingenommen wird – ein neugieriger Vogel ist das, gewiss, aber auch einer, der dem anarchischen Gewusel gegenüber so etwas wie eine überlegene Distanz wahrt. Auch das Fantastische tritt in unterschiedlichen Graden auf: Manche Bilder stammen aus einer Abenteuer- und Märchenwelt, andere haben noch eine Bindung an den kindlichen Alltag. Oft ist eine Gestalt aus sich heraus nicht mehr als ein skurriles Bild, oft steckt eine Geschichte oder eine Anekdote darin. Vor allem aber gestatten die Bilder eine große Freiheit der Betrachtung: Was man mit ihnen anfängt, ist seinen Benutzern überlassen, was nicht nur einschließt, dass für ein solches Werk keine Altersempfehlung zu geben ist, sondern auch, dass es zwischen den Figuren keine erzählerische Hierarchie und damit auch keinen pädagogischen Instrumentalismus gibt. Zum Schluss jedenfalls sind Hund und Kind wieder zu Hause, nach einem kurzen Spaziergang, der eigentlich eine Weltumrundung war.
Sven Nordqvist: Spaziergang mit Hund. Oetinger Verlag, Hamburg 2019. 32 Seiten, 20 Euro.
Der Besuch in der Fantasie- und Märchenwelt eines Zoos. Illustration aus Sven Nordqvist: Spaziergang mit Hund.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.03.2019Blickfang für die Phantasie
Sven Nordqvist lässt ein Kind mit einem Hund Gassi gehen. Der normalste Vorgang der Welt wird in diesem Bilderbuch zum größtmöglichen Abenteuer, und das wortlose Werk macht uns sprachlos.
Das Prinzip ist kein neues. Um nur den jüngsten unter den bekannteren Vorläufern zu nennen: Thé Tjong-Khings Bilderbuch "Die Torte ist weg", erschienen im niederländischen Original 2004 und wenig später auch auf Deutsch, regte in doppelseitigen wortlosen Illustrationen, die man getrost als Wimmelbilder bezeichnen kann, zur Suche nach einem wiederkehrenden Element an: ebender titelgebenden Torte. Wobei viel interessanter als diese eine durchs ganze Buch erzählte Geschichte um das verschwundene Backwerk ihre Kombination mit Dutzenden weiteren kontinuierlich dargestellten Begebenheiten ist. Das Betrachten, Entdecken und Zusammenreimen hört nie auf, weshalb Thé Tjong-Khing seit 2004 noch drei Nachfolgebände zu "Die Torte ist weg" zeichnete.
Bei Sven Nordqvists "Spaziergang mit Hund" geht es ähnlich zu. Der Titel verweist auf das kontinuierliche Element im Überschwang der Bilder: ein kleines, sehr aktives Kind, das einen großen, sehr wuscheligen Hund ausführt. Auf jeder Doppelseite kann man die beiden wiederfinden, teilweise gar mehrfach, weil sie die opulenten Szenerien, die Nordqvist dazu zeichnet, jeweils von links nach rechts durchqueren. Dabei sind sie oft derart klein dargestellt, dass man sich ordentlich anstrengen muss, um sie zu entdecken, aber die auffällige Kleidung des Kindes (blaue Hose, gelber Pullover, rote Mütze) ist ein ebenso sicherer Blickfang wie das weißfellige Wollknäuel von Hund. Und neugieriger, das merkt man als Betrachter sehr rasch, ist man ohnehin auf das, was sich rund um deren Spazierstrecke herum so alles abspielt.
Der schwedische Zeichner Nordqvist, mittlerweile auch schon zweiundsiebzig Jahre alt, ist weltberühmt für seine Kinderbuchreihe um "Pettersson und Findus". Darin hat er schon das Rezept entwickelt, das in "Spaziergang mit Hund" zum Einsatz kommt, denn es gibt auch bei "Pettersson und Findus" oft mehrmals beide Hauptfiguren auf einer (hier vergleichsweise kleinformatigen) Seite zu sehen; sie bewegen sich durch die detailreichen ländlichen Alltagsdekors und beleben damit das Geschehen. Allerdings kaprizieren sich diese Darstellungen meist auf die beiden Titelhelden, während sich in "Spaziergang mit Hund" die Umgebung verselbständigt und in phantastische Welten mündet, die man als Ausdruck der kindlichen Phantasie des Gassigängers zu verstehen hat: So, wie sich Kinder aus gewöhnlichen Dingen eine zauberhafte Welt erschaffen, so führt auch dieser Spaziergang, der ganz gewöhnlich beginnt, schon auf der zweiten Seite in einen Bahnhof, dessen Ausfahrtgleis steil himmelwärts führt, um dann auf dem nächsten Bild (dem ersten doppelseitigen) als beeindruckendes Viadukt und anschließend wilde Serpentinenstrecke durch die Berge fortgeführt zu werden. Im Zug natürlich: Kind und Hund.
Danach geht es in zoologische Gärten und Parklandschaften, die sich Hieronymus Bosch kaum bizarrer hätte ausmalen können (und sicher auch nicht so sympathisch). Die Zahl und Gestalt all der phantastischen Tierwesen, die Nordqvist auftreten lässt, hätte durchaus eine lexikalische Chronistin wie J. K. Rowling verdient - aber wozu sollte man denn katalogisieren, wenn man derartige Kreaturen in freier Wildbahn bestaunen kann? Etwa das Riesenkänguru, das eine Familie auf Ausflug, die auch von Volker Kriegel hätte gezeichnet sein können, in seinen Beutel einsteigen lässt; das spöttische Vogelsextett im Look von Animationsfiguren à la Disney, das seinen Schabernack mit den Passanten treibt; die verwinkelte dunkle Burganlage, die sich vor Piranesi verneigt; oder die Krocketspieler, die man nicht betrachten kann, ohne an "Alice im Wunderland" zu denken. Aber diese von einer großen Internationale der Kindheitsfaszinationen inspirierten Figuren sind doch ganz Nordqvists Geschöpfe. Wenn er aber dann einen Künstlergiganten (oder besser: Gigantenkünstler) am Meeresufer zeigt, der sich hochkonzentriert bemüht, eine vor ihm liegende Insel wie aus einer Kleinkindzeichnung - kreisrundes Eiland, ein Häuschen mit Schornstein darauf, daneben ein winkendes Strichmännchen - akribisch abzumalen, dann verneigt sich der Illustrator mit dieser Szene vor der konkurrenzlosen Vorstellungskraft seiner jungen Leser. Das, was Nordqvist sich selbst davon bewahren konnte, hat ihm diese Bilderbuchidee eingegeben. Offensichtlich ist das viel.
ANDREAS PLATTHAUS
Sven Nordqvist: "Spaziergang mit Hund".
Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2019. 32 S., geb., 20,- [Euro]. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sven Nordqvist lässt ein Kind mit einem Hund Gassi gehen. Der normalste Vorgang der Welt wird in diesem Bilderbuch zum größtmöglichen Abenteuer, und das wortlose Werk macht uns sprachlos.
Das Prinzip ist kein neues. Um nur den jüngsten unter den bekannteren Vorläufern zu nennen: Thé Tjong-Khings Bilderbuch "Die Torte ist weg", erschienen im niederländischen Original 2004 und wenig später auch auf Deutsch, regte in doppelseitigen wortlosen Illustrationen, die man getrost als Wimmelbilder bezeichnen kann, zur Suche nach einem wiederkehrenden Element an: ebender titelgebenden Torte. Wobei viel interessanter als diese eine durchs ganze Buch erzählte Geschichte um das verschwundene Backwerk ihre Kombination mit Dutzenden weiteren kontinuierlich dargestellten Begebenheiten ist. Das Betrachten, Entdecken und Zusammenreimen hört nie auf, weshalb Thé Tjong-Khing seit 2004 noch drei Nachfolgebände zu "Die Torte ist weg" zeichnete.
Bei Sven Nordqvists "Spaziergang mit Hund" geht es ähnlich zu. Der Titel verweist auf das kontinuierliche Element im Überschwang der Bilder: ein kleines, sehr aktives Kind, das einen großen, sehr wuscheligen Hund ausführt. Auf jeder Doppelseite kann man die beiden wiederfinden, teilweise gar mehrfach, weil sie die opulenten Szenerien, die Nordqvist dazu zeichnet, jeweils von links nach rechts durchqueren. Dabei sind sie oft derart klein dargestellt, dass man sich ordentlich anstrengen muss, um sie zu entdecken, aber die auffällige Kleidung des Kindes (blaue Hose, gelber Pullover, rote Mütze) ist ein ebenso sicherer Blickfang wie das weißfellige Wollknäuel von Hund. Und neugieriger, das merkt man als Betrachter sehr rasch, ist man ohnehin auf das, was sich rund um deren Spazierstrecke herum so alles abspielt.
Der schwedische Zeichner Nordqvist, mittlerweile auch schon zweiundsiebzig Jahre alt, ist weltberühmt für seine Kinderbuchreihe um "Pettersson und Findus". Darin hat er schon das Rezept entwickelt, das in "Spaziergang mit Hund" zum Einsatz kommt, denn es gibt auch bei "Pettersson und Findus" oft mehrmals beide Hauptfiguren auf einer (hier vergleichsweise kleinformatigen) Seite zu sehen; sie bewegen sich durch die detailreichen ländlichen Alltagsdekors und beleben damit das Geschehen. Allerdings kaprizieren sich diese Darstellungen meist auf die beiden Titelhelden, während sich in "Spaziergang mit Hund" die Umgebung verselbständigt und in phantastische Welten mündet, die man als Ausdruck der kindlichen Phantasie des Gassigängers zu verstehen hat: So, wie sich Kinder aus gewöhnlichen Dingen eine zauberhafte Welt erschaffen, so führt auch dieser Spaziergang, der ganz gewöhnlich beginnt, schon auf der zweiten Seite in einen Bahnhof, dessen Ausfahrtgleis steil himmelwärts führt, um dann auf dem nächsten Bild (dem ersten doppelseitigen) als beeindruckendes Viadukt und anschließend wilde Serpentinenstrecke durch die Berge fortgeführt zu werden. Im Zug natürlich: Kind und Hund.
Danach geht es in zoologische Gärten und Parklandschaften, die sich Hieronymus Bosch kaum bizarrer hätte ausmalen können (und sicher auch nicht so sympathisch). Die Zahl und Gestalt all der phantastischen Tierwesen, die Nordqvist auftreten lässt, hätte durchaus eine lexikalische Chronistin wie J. K. Rowling verdient - aber wozu sollte man denn katalogisieren, wenn man derartige Kreaturen in freier Wildbahn bestaunen kann? Etwa das Riesenkänguru, das eine Familie auf Ausflug, die auch von Volker Kriegel hätte gezeichnet sein können, in seinen Beutel einsteigen lässt; das spöttische Vogelsextett im Look von Animationsfiguren à la Disney, das seinen Schabernack mit den Passanten treibt; die verwinkelte dunkle Burganlage, die sich vor Piranesi verneigt; oder die Krocketspieler, die man nicht betrachten kann, ohne an "Alice im Wunderland" zu denken. Aber diese von einer großen Internationale der Kindheitsfaszinationen inspirierten Figuren sind doch ganz Nordqvists Geschöpfe. Wenn er aber dann einen Künstlergiganten (oder besser: Gigantenkünstler) am Meeresufer zeigt, der sich hochkonzentriert bemüht, eine vor ihm liegende Insel wie aus einer Kleinkindzeichnung - kreisrundes Eiland, ein Häuschen mit Schornstein darauf, daneben ein winkendes Strichmännchen - akribisch abzumalen, dann verneigt sich der Illustrator mit dieser Szene vor der konkurrenzlosen Vorstellungskraft seiner jungen Leser. Das, was Nordqvist sich selbst davon bewahren konnte, hat ihm diese Bilderbuchidee eingegeben. Offensichtlich ist das viel.
ANDREAS PLATTHAUS
Sven Nordqvist: "Spaziergang mit Hund".
Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2019. 32 S., geb., 20,- [Euro]. Ab 5 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Als eines der "schönsten" Wimmelbücher preist Rezensent Thomas Steinfeld dieses Werk von Petterson-und-Findus-Erfinder Sven Nordqvist, der ihn hier auf einen abenteuerreichen "Spaziergang mit Hund" nimmt. In den Wimmelbildern muss der Kritiker manchmal suchen, bis er den Riesenhund und den Knirps entdeckt, die sich hier auf den Weg durch "fantastische" Traumlandschaften, viktorianische Bauernhöfe oder Märchenwelten begeben. Das gibt Kindern aber die Möglichkeit, aus der Fülle der Entdeckungen eigene Geschichten zu bilden, meint der Rezensent, der außerdem dankbar ist, dass Nordquist auf jedwede "pädagogische Instrumentalisierung" verzichtet.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Schwedens idyllische Gärten bleiben der Ort, an dem Nordqvist seinen Lesern ein imaginäres Zuhause bietet. [...] Ein bisschen gegen den Strich gebürstet waren Nordqvists Illustrationen aber schon immer. Seinen fröhlichen Anarchismus versteckt der Schwede gerne an den Rändern der Wimmelbilder, und das macht er so geschickt, dass man auch nach oftmaliger Lektüre noch kleine Bosheiten entdeckt, die Erwachsene ebenso wie Kinder nachhaltig entzücken." Thomas Linden, Deutschlandfunk, 18.05.2019