"An illustrated collection of 80 of history's most interesting, profound, and sometimes unknown speeches from a range of scintillating personalities such as Winston Churchill, Maya Angelou, Barack Obama, Abraham Lincoln, Groucho Marx, and Tina Fey"--
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.04.2019An die großen Gefühle muss gerührt werden
Shaun Usher versammelt in einem neuen Band bewegende Reden abseits des rhetorischen Kanons
Das gesprochene Wort ist mächtig. Es richtet sich unmittelbar an eine Zuhörerschaft. Es kann über Krieg und Frieden entscheiden, es löst Gefühle aus. Ist der Redner gut, lauscht das Publikum gern. Ist er begnadet, sorgt er für Lachen und Weinen. Umso erstaunlicher ist es da, dass es Shaun Usher mit "Speeches of Note" gelungen ist, die Großartigkeit von Reden zu transportieren, auch wenn sie in seinem Buch nur in gedruckter Form versammelt sind.
Der schön gestaltete Band enthält fünfundsiebzig Reden aller Zeiten und Orte. Philosophische Betrachtungen des Wesens der Liebeslieder von Nick Cave stehen da neben der kämpferischen Ansprache im australischen Repräsentantenhaus von Premierministerin Julia Gillard, in der sie die Scheinheiligkeit des Oppositionsführers anprangert. Kay Haring spricht voller Wärme über ihren toten Bruder Keith, der Teenager Ryan White darüber, dass er nicht mehr in die Schule darf, weil er Aids hat. Und Theodore Roosevelt redet im Wahlkampf in Milwaukee mit vielen Unterbrechungen, weil er kurz zuvor angeschossen wurde; das fünfzig Seiten dicke Manuskript seiner Rede in der Brusttasche bremste die Kugel ab und rettete ihm das Leben.
Die meisten Reden zählen nicht zu den Klassikern der Rhetorik - sie sind weitgehend unbekannt. Doch es lohnt sich, sie kennenzulernen, weil sie Einblicke in menschliche Regungen geben: Mut, Liebe, Hass, Trauer, Hoffnung. Es geht immer um die ganz großen Gefühle. Sie helfen auch zu verstehen. Wenn zum Beispiel Panti Bliss, eine Dragqueen aus Dublin, nach einer Theateraufführung auf die Bühne tritt und sagt: "Hat einer von euch schon mal an einer Kreuzung gestanden, und ein Auto fährt vorbei, und die Männer, die darin sitzen, lehnen sich aus dem Fenster, schreien ,Schwuchtel!' und bewerfen dich mit einer Milchpackung?" Ihre Rede zeigt eindringlich, womit Leute, die anders sind, kämpfen müssen: "Manchmal aber hasse ich mich selbst. Weil ich mich verflucht noch mal bemühe, nicht aufzufallen, wenn ich an einer Kreuzung stehe."
Die Reden werden stets von einem kleinen einführenden Absatz begleitet, der Anlass, Ort und Zeit erklärt. Zudem gibt Usher einige Erklärungen und Zusatzinformationen, von manchen Reden sind Fotografien der Originalmanuskripte abgebildet. Dass es Usher abermals gelungen ist, die Rechte für den Abdruck der Reden zu erwerben, wie zuvor bei den erfolgreichen Büchern "Letters of Note" und "1. Lists 2. Of 3. Note", beeindruckt. Etwas Leichtes gibt es dazwischen auch, etwa die Dankesrede von Kermit dem Frosch, nachdem ihm die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Einige wenige Reden verlieren in der Übertragung - etwa die Ansprache von Donovan Livingston, der in Gedichtform seinen Abschlussjahrgang in Harvard verabschiedet.
Das Original ist ergreifend, die Übersetzung bleibt dahinter zurück; es gelingt ihr nicht, Rhythmik und Emotionalität zu übertragen. Es gibt in diesem Buch auch mehrere Reden, die zwar vorbereitet, doch nicht gehalten wurden. Etwa eine 1983 für Königin Elisabeth II. entworfene Ansprache, die auf einen Kreig zwischen Ost und West vorbereiten sollte, Dwight D. Eisenhowers Notiz für eine öffentliche Erklärung im Falle des Scheiterns der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 oder auch eine für Richard Nixon vorbereitete Ansprache für den Fall, dass den beiden auf dem Mond gelandeten Astronauten von Apollo 11 die Rückkehr zum Mutterschiff nicht gelingen würde. Man liest diese aus Archiven geborgenen Seiten nicht ohne Betroffenheit.
THERESA WEISS
Shaun Usher (Hg.): "Speeches of Note". Reden, die die Welt veränderten.
Wilhelm Heyne Verlag, München 2019. 381 S., Abb., geb., 35,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Shaun Usher versammelt in einem neuen Band bewegende Reden abseits des rhetorischen Kanons
Das gesprochene Wort ist mächtig. Es richtet sich unmittelbar an eine Zuhörerschaft. Es kann über Krieg und Frieden entscheiden, es löst Gefühle aus. Ist der Redner gut, lauscht das Publikum gern. Ist er begnadet, sorgt er für Lachen und Weinen. Umso erstaunlicher ist es da, dass es Shaun Usher mit "Speeches of Note" gelungen ist, die Großartigkeit von Reden zu transportieren, auch wenn sie in seinem Buch nur in gedruckter Form versammelt sind.
Der schön gestaltete Band enthält fünfundsiebzig Reden aller Zeiten und Orte. Philosophische Betrachtungen des Wesens der Liebeslieder von Nick Cave stehen da neben der kämpferischen Ansprache im australischen Repräsentantenhaus von Premierministerin Julia Gillard, in der sie die Scheinheiligkeit des Oppositionsführers anprangert. Kay Haring spricht voller Wärme über ihren toten Bruder Keith, der Teenager Ryan White darüber, dass er nicht mehr in die Schule darf, weil er Aids hat. Und Theodore Roosevelt redet im Wahlkampf in Milwaukee mit vielen Unterbrechungen, weil er kurz zuvor angeschossen wurde; das fünfzig Seiten dicke Manuskript seiner Rede in der Brusttasche bremste die Kugel ab und rettete ihm das Leben.
Die meisten Reden zählen nicht zu den Klassikern der Rhetorik - sie sind weitgehend unbekannt. Doch es lohnt sich, sie kennenzulernen, weil sie Einblicke in menschliche Regungen geben: Mut, Liebe, Hass, Trauer, Hoffnung. Es geht immer um die ganz großen Gefühle. Sie helfen auch zu verstehen. Wenn zum Beispiel Panti Bliss, eine Dragqueen aus Dublin, nach einer Theateraufführung auf die Bühne tritt und sagt: "Hat einer von euch schon mal an einer Kreuzung gestanden, und ein Auto fährt vorbei, und die Männer, die darin sitzen, lehnen sich aus dem Fenster, schreien ,Schwuchtel!' und bewerfen dich mit einer Milchpackung?" Ihre Rede zeigt eindringlich, womit Leute, die anders sind, kämpfen müssen: "Manchmal aber hasse ich mich selbst. Weil ich mich verflucht noch mal bemühe, nicht aufzufallen, wenn ich an einer Kreuzung stehe."
Die Reden werden stets von einem kleinen einführenden Absatz begleitet, der Anlass, Ort und Zeit erklärt. Zudem gibt Usher einige Erklärungen und Zusatzinformationen, von manchen Reden sind Fotografien der Originalmanuskripte abgebildet. Dass es Usher abermals gelungen ist, die Rechte für den Abdruck der Reden zu erwerben, wie zuvor bei den erfolgreichen Büchern "Letters of Note" und "1. Lists 2. Of 3. Note", beeindruckt. Etwas Leichtes gibt es dazwischen auch, etwa die Dankesrede von Kermit dem Frosch, nachdem ihm die Ehrendoktorwürde verliehen wurde. Einige wenige Reden verlieren in der Übertragung - etwa die Ansprache von Donovan Livingston, der in Gedichtform seinen Abschlussjahrgang in Harvard verabschiedet.
Das Original ist ergreifend, die Übersetzung bleibt dahinter zurück; es gelingt ihr nicht, Rhythmik und Emotionalität zu übertragen. Es gibt in diesem Buch auch mehrere Reden, die zwar vorbereitet, doch nicht gehalten wurden. Etwa eine 1983 für Königin Elisabeth II. entworfene Ansprache, die auf einen Kreig zwischen Ost und West vorbereiten sollte, Dwight D. Eisenhowers Notiz für eine öffentliche Erklärung im Falle des Scheiterns der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 oder auch eine für Richard Nixon vorbereitete Ansprache für den Fall, dass den beiden auf dem Mond gelandeten Astronauten von Apollo 11 die Rückkehr zum Mutterschiff nicht gelingen würde. Man liest diese aus Archiven geborgenen Seiten nicht ohne Betroffenheit.
THERESA WEISS
Shaun Usher (Hg.): "Speeches of Note". Reden, die die Welt veränderten.
Wilhelm Heyne Verlag, München 2019. 381 S., Abb., geb., 35,- [Euro].
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