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Während ich diese Zeilen schreibe, gehen die Pegelstände in Bayern und Baden-Württemberg langsam zurück. Es hat die Menschen dort zwar längst nicht so hart getroffen wie 2021 an der Ahr, doch schon wieder schlug ein »Jahrhunderthochwasser« erbarmungslos zu. Ob der diesjährige Sommer kühl und verregnet oder abermals heiß und trocken wird, kann ich bei Redaktionsschluss (Mitte Juni 2024) noch nicht absehen. Dass Extremwetterlagen häufiger und intensiver auftreten werden, gilt allerdings als gesichert. Die Schuldigen hierfür sind schnell ausgemacht: wir alle. Mit Hilfe der Attributionsforschung…mehr

Produktbeschreibung
Während ich diese Zeilen schreibe, gehen die Pegelstände in Bayern und Baden-Württemberg langsam zurück. Es hat die Menschen dort zwar längst nicht so hart getroffen wie 2021 an der Ahr, doch schon wieder schlug ein »Jahrhunderthochwasser« erbarmungslos zu. Ob der diesjährige Sommer kühl und verregnet oder abermals heiß und trocken wird, kann ich bei Redaktionsschluss (Mitte Juni 2024) noch nicht absehen. Dass Extremwetterlagen häufiger und intensiver auftreten werden, gilt allerdings als gesichert. Die Schuldigen hierfür sind schnell ausgemacht: wir alle. Mit Hilfe der Attributionsforschung lässt sich inzwischen statistisch sehr präzise berechnen, inwieweit ein einzelnes Ereignis wie eine Hitzewelle oder eine Sturmflut dem menschengemachten Klimawandel zuzuordnen ist (siehe »Warum das Wetter verrücktspielt«). Zu den renommiertesten Fachleuten auf dem Gebiet zählt die deutsche Physikerin Friederike Otto vom Imperial College London. Im »Spektrum«-Interview erklärt sie, mit welchen Methoden sie Extremwetterereignisse wie den ungewöhnlich heißen April 2023 in Südeuropa analysiert (siehe »>Wir betrachten nicht nur das Wetter<«). Die hohen Niederschläge im vergangenen Winter dürfen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland seit Jahren so viel Wasser verliert wie wenige andere Regionen der Welt. Laut Claudia Pahl-Wostl, Professorin für Ressourcenmanagement an der Universität Osnabrück, ließe sich das durch einen verbesserten Umgang mit Wasser bewältigen (siehe »Wege aus der Trockenheit«). Immerhin sind wir in Sachen Klimaschutz auf dem richtigen Weg: Wer hätte vor 20 Jahren geglaubt, dass inzwischen weit über die Hälfte der deutschen Stromerzeugung von erneuerbaren Energien stammt? Doch leider reicht das nicht. Der Expertenrat für Klimafragen geht davon aus, dass die gesetzlich fest- gelegten Ziele verfehlt werden, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent unter dem Niveau von 1990 zu drücken und bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Schuld daran trügen vor allem die Sektoren Gebäude und Verkehr. Warum die Bundesregierung hier vor selbst simplen Maßnahmen wie einem Tempolimit zurückschreckt, bleibt rätselhaft. Auf europäischer Ebene lässt das Erstarken von Klimawandelleugnern und Demokratiefeinden im EU-Parlament ebenfalls nichts Gutes erahnen. Es steht zu befürchten, dass der »European Green Deal«, mit dem unser Kontinent klimaneutral gemacht werden soll, verwässert wird. Das entsprechende EU-Gesetzespaket kritisieren führende Umweltforscher zwar (siehe »Klimaschutz auf Kosten der Natur«), aber dass wir das fossile Zeitalter im eigenen Interesse schnellstmöglich überwinden müssen, darüber herrscht wissenschaftlicher Konsens. In der Hoffnung auf bessere Zeiten grüßt Sie Ihr Andreas Jahn, Redaktion Spektrum der Wissenschaft.