Die wissenschaftliche Gerechtigkeitsdebatte, jahrelang dominiert von John Rawls' "Theorie der Gerechtigkeit", erhielt 1983 durch Michael Walzer eine bedeutende Wendung. In Abgrenzung von Rawls und anderen Gerechtigkeitstheoretikern entwickelte Walzer in seinem inzwischen klassisch gewordenen Werk seine Vision einer "komplexen Gleichheit". Er geht davon aus, dass wahre Gerechtigkeit nicht durch einen wörtlich verstandenen Gleichheitsbegriff verwirklicht werden kann: Vielmehr verlangen verschiedene wichtige Güter - Reichtum, Macht, Arbeit, Liebe - auch verschiedene Modi der Verteilung. Walzer setzt sich nachdrücklich für einen neuen pluralistischen Gleichheitsbegriff ein, der bis heute nichts an Aktualität verloren hat.