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"Sphinx" erzählt die Geschichte des monumentalen Sphinx von Gizeh, der vor rund 4500 Jahren erschaffen wurde und neben den Pyramiden eines der großen Monumente des alten Ägypten darstellt, das bis heute Touristen wie Forscher gleichmaßen fasziniert. Christiane Zivie-Coche versucht dem Rätsel des Sphinx auf die Spur zu kommen: Von der Entschlüsselung der Ikonographie über die mögliche Funktion bzw. Rolle der Riesenstatue mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen im Kontext der Pyramiden von Gizeh. War der Sphinx eine Art Wächter der Gräber auf dem Plateau? Oder war er im engeren…mehr

Produktbeschreibung
"Sphinx" erzählt die Geschichte des monumentalen Sphinx von Gizeh, der vor rund 4500 Jahren erschaffen wurde und neben den Pyramiden eines der großen Monumente des alten Ägypten darstellt, das bis heute Touristen wie Forscher gleichmaßen fasziniert. Christiane Zivie-Coche versucht dem Rätsel des Sphinx auf die Spur zu kommen: Von der Entschlüsselung der Ikonographie über die mögliche Funktion bzw. Rolle der Riesenstatue mit dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Menschen im Kontext der Pyramiden von Gizeh. War der Sphinx eine Art Wächter der Gräber auf dem Plateau? Oder war er im engeren Sinne Teil der Grabanlage von König Chephren, ist der Menschenkopf sein Abbild? Welche Epochen - vor allem der ägyptischen Geschichte - sah der Sphinx kommen und gehen? Wie sahen die Zeitgenossen die einzigartige Kolossalfigur? Zivie-Coche unternimmt nicht nur einen ausführlichen Exkurs in den historischen und religiösen Kontext (Harmachis und die anderen Götter von Gizeh), sondern schließt den Bogen mit der Wiederentdeckung des Sphinx in (griechisch-römischer) Antike und Neuzeit bis hin zu seiner Ausgrabung im 19. und 20. Jahrhundert.
Autorenporträt
Christiane Zivie-Coche ist Ägyptologin; seit 1992 ist sie Lehrstuhlinhaberin für Religion de l'Égypte ancienne an der École Pratique des Hautes Études in Paris (Sorbonne). Sie ist an Ausgrabungen und Publikationen der Mission francaise in Tanis beteiligt. Zahlreiche Publikationen.

Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2003

Götter und Söhne
Christine Zivie-Coche hört auf Harmachis und errichtet ihm ein Denkmal dauerhafter als Stein
Die Stele ist aus rosafarbenem Granit, 12 Fuß hoch und mehr als sechseinhalb Fuß breit. Wer ihre Schrift lesen kann, dem erzählt sie folgende Geschichte: „Eines Tages geschah es, dass der Königssohn Thutmosis um die Mittagszeit einen Spaziergang machte und sich im Schatten dieses großartigen Gottes niederließ. Schlaf und Traum überfielen ihn, als die Sonne im Zenith stand. Er sah, dass die Herrlichkeit dieses erhabenen Gottes mit eignem Munde sprach, wie ein Vater zu seinem Sohn spricht: ,Wende mir deinen Blick zu, o mein Sohn Thutmosis. Ich bin es, dein Vater Harmachis. Ich werde dir mein Königtum auf Erden an der Spitze der Lebenden geben. Schau, wie ich leide, denn mein ganzer Körper ist verfallen. Der Sand der Wüste, auf dem ich stehe, hat mich eingehüllt. Ich eile, um dir aufzutragen, was in meinem Herzen ist, denn ich weiß, dass du mein Sohn bist, mein Beschützer.‘”
Der Prinz erwachte voller Verwunderung und behielt für sich, was er gesehen. Nachdem er den Thron bestiegen hatte, machte er sich daran, den Auftrag des Gottes auszuführen. Er ließ dessen vom Wüstenwind beschädigtes, gleichwohl noch immer gewaltiges Standbild vom Sand säubern, ließ Mauern zu seinem Schutz errichten und eine Reihe von Stelen aufstellen, darunter jene, auf der er die Geschichte der Epiphanie, der Erscheinung des Gottes Harmachis, erzählte.
Der Prinz war Thutmosis IV., ein Herrscher der 18. Dynastie. Zu seiner Zeit hatte sich das Gewicht des ägyptischen Reiches längst nach Süden verlagert, nach Theben. Doch Memphis im Norden, die alte Hauptstadt, bildete immer noch ein Zentrum, wo sich die Königssöhne gern aufhielten. Auf ihren Ausritten in die Wüste fanden sie die Gräber ihrer Vorgänger, die Pyramiden auf dem Plateau von Gizeh, und den Kopf der Sphinx, eines Löwen mit Menschenkopf, der majestätisch nach Osten blickt. Etwa tausend Jahre zuvor war er als Statue des Königs Chephren geschaffen worden, doch die Herrscher des Neuen Reiches sahen in ihm die Verkörperung des Gottes Harmachis, oder „Horus im Horizont”. Es begann die für Ägypten einzigartige Verehrung einer öffentlich sichtbaren Gottheit. Sie sollte andauern bis zur Schließung der heidnischen Tempel durch Kaiser Theodosius I. im Jahr 392 nach Christus. Danach verschwand der „großartige Gott” auf lange Zeit unter dem unerbittlichen Sand, bis zu seiner erneuten Freilegung im 19. Jahrhundert.
Das Büchlein der französischen Ägyptologin Christiane Zivie-Coche, das jetzt dank einer englischen Übersetzung einem größeren Leserkreis zugänglich ist, erzählt die Geschichte der Sphinx von ihrer Erschaffung vor 4500 Jahren bis zu den Ausgrabungen der Gegenwart. Es passt ins Gepäck eines jeden Reisenden, ist einfühlsam geschrieben und doch voll luzider Gelehrsamkeit. Man möchte glauben, Harmachis selbst sei erschienen, um der Autorin „mit eignem Munde” aufzutragen, ihn aus dem Wüstensand zu befreien.
CHRISTIAN JOSTMANN
CHRISTIANE ZIVIE-COCHE. Sphinx. History of a Monument. Cornell University Press, Ithaka 2002. 122 Seiten, 25 US-Dollar.
Harmachis hatte sich den Königssöhnen der 18. Dynastie im Traum offenbart. Ob Kronprinz Wilhelm von Preußen und Prinzessin Cecilie, die 1911 nach Gizeh reisten, seine Stimme ebenfalls vernommen haben?
Foto:
Scherl / SZ-Archiv
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