Mit Hilfe des Spiegels kam der Mensch nicht nur sich selbst, sondern auch den unendlichen Fernen des Universums näher als mit irgendeinem anderen Medium. Als Medium der Selbsterkenntnis fand der Spiegel die Grenzen seiner wissenschaftlichen Rezipierbarkeit in der Selbstbezüglichkeit, dem großen Thema aller psychoanalytisch orientierten Forschungsansätze. Als Leerstelle der Welterkenntnis bekamen Spiegel eine wissenschaftliche Perspektive vor allem jenseits ihrer eigenen Medialität - in Bildern und Metaphern, den Paradigmen aller bild- und textorientierten Forschungsansätze. Die vorliegende Kunst- und Kulturgeschichte der Spiegel versucht, solche Widersprüche als Charakteristika eines übergreifenden methodologischen Komplexes zu verstehen, der kontinuierlich neue Modelle des Bildes entstehen lässt. Die zunehmende Ungreifbarkeit grassierender (auch gedachte, geträumte oder gestische 'Bilder' einschließender) Bildmodelle und die sich parallel ausbreitende Mikrostrukturierung der Kompetenzbereiche bedeuten eine Herausforderung hinsichtlich ihrer empirischen Anwendbarkeit auf transdisziplinäre und metamediale Phänomene. Die Spiegel bieten sich für eine grundlegende Hinterfragung solcher Konzepte an. Als wissenschaftlicher Rahmen wurde daher eine problemgeschichtliche Untersuchung der Spiegel als Metamedien der Visualität gewählt. Die Spiegel in ihrer kunsthistorischen und gesamtkulturellen Bedeutung neu zu evaluieren verlangte folglich auch, die Spiegelung oder Reflexion in ihrer aktuellen wissenschaftlichen Praxis als 'vierte Kulturtechnik' (neben Bild, Schrift und Zahl) anzuerkennen.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die überaus interessante und komplexe Geschichte des Spiegels wird in Slavko Kacunkos Studie zu Andreas Strobls Enttäuschung eher pflichtschuldig abgehandelt. Der Rezensent gesteht dem Autor zwar zu, alle wichtigen Themen, die die Kulturgeschichte des Spiegels von der Antike bis heute berühren, umfassend zu referieren. Was ihm aber fehlt, ist eine Interpretation der Erkenntnisse, die dem hohen kulturwissenschaftlichen Anspruch, den Kacunko vertritt, gerecht werden. Die Deutung des berühmten Velasquez-Gemäldes 'Las Maninas" als 'Live-Videoaufnahme" beispielsweise findet er bemerkenswert kurz gegriffen. Am besten hat Strobel noch Kacunkos Vergleich von Spiegel- und Videokunst gefallen, ein Thema, in dem sich der Autor bereits durch eine "brillante" Untersuchung einen Namen gemacht hat, wie der Rezensent erinnert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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