Angesichts der Entwicklung maschineller Übersetzungstechnologien stellte sich bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Frage nach Theorie, Praxis und Selbstverständnis des Übersetzens noch einmal mit neuer Dringlichkeit. Im Ringen um den 'richtigen' Zugriff auf die uralte Kulturtechnik brachten die oft normativ gefärbten Debatten der 1970er Jahre bemerkenswerte Neukonzeptionen gegen die translatorische Doxa hervor. Zeitgleich setzten zahlreiche Autor:innen tradierte Übersetzungsdogmen und -methoden aus der poetischen Praxis heraus buchstäblich »ins« und »aufs Spiel«. Im lustvollen Ausreizen ihrer Möglichkeiten wird Übersetzung in diesen Versuchen zum epistemologischen Schlüsselkonzept und kritischen Instrumentarium. Ihr Fluchtpunkt ist nichts weniger als die Grundlegung soziopolitischer Ermächtigung des Subjekts durch eine Neukalibrierung des Sprachdenkens.Der vorliegende Essay nimmt die historischen Konstellationen um die experimentellen Übersetzungsformen und -theorien in den Blick und geht ihren Kontinuitäten, Neu- und Wiederaneignungen nach, die bis in die jüngste Gegenwart reichen.
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