Bereits 2019 kamen 192 historische Elfenbeinwerke aus dem Besitz Reiner Winkler ins Liebighaus, noch zu Lebzeiten des Sammlers, der die Stücke zu einem symbolischen Preis abgab. Diese Neuzugänge katapultierten das Liebighaus schlagartig in die Spitzenliga des Segments barocker
Elfenbeinschnitzereien, war doch Winklers fachkundig kuratierte Sammlung anerkanntermaßen die bedeutendste Privatsammlung…mehrBereits 2019 kamen 192 historische Elfenbeinwerke aus dem Besitz Reiner Winkler ins Liebighaus, noch zu Lebzeiten des Sammlers, der die Stücke zu einem symbolischen Preis abgab. Diese Neuzugänge katapultierten das Liebighaus schlagartig in die Spitzenliga des Segments barocker Elfenbeinschnitzereien, war doch Winklers fachkundig kuratierte Sammlung anerkanntermaßen die bedeutendste Privatsammlung weltweit. Ausgestellt und bereits in einem prachtvoll illustrierten Katalog teilweise publiziert („White Wedding“ ISBN 978-3777432489), kamen mit dem Tod Winklers im Mai 2020 weitere 21 Exponate hinzu, die dieser bis zum Schluss behalten hatte. Es sind vor allem Portraitmedaillons und religiöse Motive, von denen einige auch schon im ersten Band vertreten waren.
„Splendid White“ ist nun der zweite und abschließende Band, der Winklers Sammlung, die mittlerweile zur Dauerausstellung des Liebighauses gehört, vollständig erschließt. Gegenüber den bereits 1984 und 1994 von Christian Theuerkauff veröffentlichten Bänden über Winklers Sammlung ist der Bestand noch einmal um sechs Exponate erweitert, vor allem aber ist das Bildmaterial diesmal von herausragender Qualität. Viele Makroaufnahmen zeigen selbst feinste Details, die Ausleuchtung ist perfekt, teilweise gibt es sogar rückseitig beleuchtete Ansichten, die wieder völlig neu wirken (und in dieser Wirkung auch künstlerisch angelegt waren). Es ist die absolute Krönungsklasse virtuoser Elfenbeinschnitzerei, die da ins Liebighaus gelangt ist.
Alle Stücke, sowohl die im Depot verwahrten als auch sämtliche Objekte aus dem ersten Band von 2019, werden durch kurze Steckbriefe im Gesamtkatalog beschrieben. Datierung, Künstler und Ort, Maße und Signaturen, Inventarnummer und Bibliografie, sowie die brillanten Fotografien im Hauptteil liefern ein umfassendes Bild, das zusammen sogar den persönlichen Augenschein übertrifft. Alle Signaturen, auch die des ersten Bandes, finden sich als Makro im Anhang, ein Personenregister bildet den Abschluss.
„Splendid White“ führt auch in seinen Textbeiträgen die Sammlung Winkler zusammen, indem sie zum einen den Fokus auf die Sammlerpersönlichkeit setzen, zum anderen die (kunst)geschichtliche Bedeutung der neu hinzugekommenen Werke strukturiert aufarbeiten. Gerade in diesem Zusammenhang wird klar, dass eine ethische Diskussion, ob Elfenbeinarbeiten überhaupt eine Existenzberechtigung haben, nicht retrospektiv nach heutigen Wertmaßstäben geführt werden kann. Die Sammlung Winkler steht ganz in der Tradition barocker Kunstkammern und dass sie in dieser Form nun dauerhaft zusammenbleibt, ist ein seltener Glücksfall.