»Ich war es … und werde es immer sein … Ihr Freund.«
Wer, so wie ich, viele wichtige Abende seiner Kindheit vor dem Fernseher verbracht hat, auf die magischen Worte »Der Weltraum, unendliche Weiten.« wartend, der weiß ganz genau, wer da wem und in welcher Situation eine solche
Freundschaftserklärung macht. Die Szene, in der Mr. Spock stirbt, hat sicher niemanden kalt gelassen. Und wie oft mag…mehr»Ich war es … und werde es immer sein … Ihr Freund.«
Wer, so wie ich, viele wichtige Abende seiner Kindheit vor dem Fernseher verbracht hat, auf die magischen Worte »Der Weltraum, unendliche Weiten.« wartend, der weiß ganz genau, wer da wem und in welcher Situation eine solche Freundschaftserklärung macht. Die Szene, in der Mr. Spock stirbt, hat sicher niemanden kalt gelassen. Und wie oft mag William Shatner nach dem Tod seines besten Freundes im Jahr 2015 an sie zurückgedacht haben? Dass er sein Buch mit der Schilderung der Szene beginnt, lässt eine Antwort erahnen…
Spock ist ein Charakter, der über Generationen bekannt ist und den selbst Menschen erkennen, die keine einzige Folge Star Trek gesehen haben. Dieses Buch nähert sich nicht nur dem Menschen hinter der Figur Spock, sondern es legt einen Schwerpunkt auf die gut fünfzig Jahre dauernde Freundschaft zwischen Leonard Nimoy und William Shatner.
Schon nach kurzer Zeit hat man als Leser das Gefühl, dass diese beiden Menschen Freunde werden mussten, dass irgendein Schicksal sie dazu bestimmt hatte. Sie wiesen viele Gemeinsamkeiten auf und wo sie zum Beispiel charakterlich verschieden waren, ergänzten sie sich eben dadurch perfekt.
Die Gemeinsamkeiten begannen schon in frühester Kindheit. Die beiden wurden im Abstand von nur vier Tagen geboren, beide wuchsen in jüdisch-orthodoxen Immigrantenfamilien der unteren Mittelschicht auf, begannen im Alter von acht Jahren mit der Schauspielerei. Und bis Star Trek sie unerwartet zu Stars machte, waren sie viele Jahre lang gezwungen, jede sich bietende Rolle anzunehmen und ständig nebenbei zu jobben, um das Überleben zu sichern.
Und dann kam das Jahr 1965, kam Star Trek. Beim Dreh lernten sich Shatner und Nimoy kennen, aber ihre Beziehung war zu Beginn nicht ohne Konflikte, es war keine Freundschaft „auf den ersten Blick“. Dafür aber eine, die sich entwickelte und umso inniger wurde. Daran lässt Shatner den Leser teilhaben. Das Ergebnis ist eine Art Doppelbiographie, Shatner berichtet bei fast jedem Punkt zusätzlich, wie es jeweils bei ihm war. Dadurch erfährt man auch über ihn als Mensch viel, er erzählt sehr offen und wirkt schonungslos ehrlich.
Und natürlich geht es immer wieder um Spock. Wie entstand die Figur, wie entwickelte sie sich und wie groß war der wechselseitige Einfluss zwischen Spock und Nimoy? Shatner schreibt in diesem Zusammenhang schon mal von „Leonards Spockigkeit“. Ich fand es faszinierend, wie stark Nimoy seine berühmteste Rolle formte, was er alles zu ihrer Entwicklung beitrug. Der Vulkanische Nackengriff und der Vulkanische Gruß waren seine Erfindung, konsequent schützte er seinen Charakter, achtete darauf, dass alles rund um ihn logisch und stimmig war.
Tatsächlich waren Logik und Präzision auch im privaten Leben seine ständigen Begleiter. Aber da war noch mehr, viel mehr. Der Mensch Leonard Nimoy war äußerst vielschichtig und sensibel. Er sang und schrieb Gedichte, war ein leidenschaftlicher Fotograf, gläubiger Jude und Alkoholiker. Er war politisch engagiert und Nächstenliebe war für ihn nicht nur ein schönes Wort.
Star Trek selbst ist natürlich auch ein Thema, das ließe sich gar nicht vermeiden. Shatner erzählt über die Serie und die Filme, über Erlebnisse beim Dreh, über Conventions und darüber, wie es war, plötzlich ein Star zu sein, plötzlich zu erleben, dass nahezu jeder Mensch in einem zunächst Kirk oder Spock sieht. Ein Mittelteil mit Fotos rundet alles perfekt ab.
In seiner Art zu erzählen, bleibt Shatner nicht immer chronologisch, macht den ein oder anderen Sprung. Aber dafür wirkt alles sehr lebendig, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass er mir gegenüber auf dem Sofa sitzt und plaudert. Er blickt auf ein langes Leben zurück, auf eine lange Freundschaft. Bei der Fülle der Erinnerungen ersetzt manchmal ein Gefühl das konkrete Erlebnis. Das klingt dann etwa so: „Wir sagten etwas, das uns total wichtig war. Ich weiß nur nicht mehr, was es war.“ Das ist echt, das ist lebendig.