Nach 1945 war in der jungen Bundesrepublik der Weg frei für ein bemerkenswertes Revival einer bereits überwunden geglaubten Genieästhetik, deren maßgeblicher Anteil an der Weiterentwicklung des Konzeptes vom modernen Künstler bisher weitgehend unbeachtet blieb. Die Konsequenzen sind aber nicht nur beim Phänomen Beuys, sondern bis heute spürbar. Aufgrund neu erschlossener Quellen wird die Entwicklung in mehrfacher Hinsicht hinterfragt: Zur explizit kunsttheoretischen Perspektive, verbunden mit der Frage nach der Kongruenz von Selbst- und Fremdwahrnehmung, treten die methodische Reflexion des Problems Zeitzeugenschaft sowie der sozialgeschichtliche Aspekt eines sich neu formierenden Kunstmarktes mit den damit verknüpften Fragen nach der Künstlerselbstdarstellung sowie der Rolle der Vermittler. Die Stunde "Null" in der Kunst wird damit umfassend in den Blick genommen. Historisch gesehen kann die Untersuchung als ein exemplarisches Stück Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik verstanden werden.