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Ein reich illustriertes, klar geschriebenes Buch über den Sport in der griechischen Antike. Ursprünge und Anfänge, Sportfeste, Athleten und ihre Disziplinen, Wettkampfstätten und Kampfrichter und das Verhältnis der Athletik zu Kunst und Literatur werden ausführlich beleuchtet.

Produktbeschreibung
Ein reich illustriertes, klar geschriebenes Buch über den Sport in der griechischen Antike. Ursprünge und Anfänge, Sportfeste, Athleten und ihre Disziplinen, Wettkampfstätten und Kampfrichter und das Verhältnis der Athletik zu Kunst und Literatur werden ausführlich beleuchtet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.1996

Dicke Bäuche und Blumenkohlohren: Sport im klassischen Altertum

Junge Männer mit makellosem, wohlproportioniertem Körper und unberührbar schönem Gesicht, in ruhiger Haltung oder ausgewogener Bewegung - so stellen sich die Athleten der griechischen Klassik in der Kunst dar. Ihre Bildnisse aus Marmor oder Bronze gleichen denen der Helden und der Götter. Kein anderer Typus hat unsere Vorstellung vom Griechentum so nachhaltig geprägt wie der des jugendlichen Athleten. Die philhellenische Begeisterung des achtzehnten Jahrhunderts, angefacht durch Winckelmann, erhob ihn zum Erziehungs- und Bildungsideal.

Wie weit die Wirklichkeit des "Agon", des sportlichen Wettkampfs, in der griechischen Antike von unseren Vorstellungen entfernt gewesen sein mag, lassen die Untersuchungen des Sporthistorikers Wolfgang Decker von der Sporthochschule in Köln ahnen. Die Hochschule wurde 1947 gegründet, ihre Wurzeln reichen jedoch in die zwanziger und dreißiger Jahre zurück. Lehrer und Trainer, zum Teil dem Kreis um Stefan George verbunden, förderten den sportlichen Wettkampf als pädagogisches Mittel zur humanistisch orientierten Allgemeinbildung. Jacob Burckhardts Bewertung des Agon in der gesamten griechischen Kultur wirkte nach.

Ernüchternd nehmen sich daneben die Fakten der Sportgeschichte aus. Besonders die Kampfspiele, Boxen, Ringen, "Pankration", eine speziell griechische Mischung beider Kampfarten, ließen, obwohl kultisch begründet, an Roheit nichts zu wünschen übrig. Von Pankration heißt es: Würfe, Schwünge, das Verdrehen der Gelenke, das Abwürgen der Luft, Tritte, all dies - außer dem Beißen - war erlaubt. Der Kampf, beim Publikum besonders beliebt, ging am Boden weiter bis zum Zusammenbruch des Gegners. Boxkämpfe wurden mit harten Bandagen, bewehrten ledernen Faustriemen und Ohrenschutz ausgetragen. Schwere Verletzungen waren die Regel, geschwollene, narbenbedeckte Ohren, "Blumenkohlohren" genannt, waren eine Art Abzeichen des Standes. Auch Todesfälle kamen vor. Ringer gewannen den Kampf meistens dank ihrer angezüchteten Körpermasse.

Wie konnte sich aus den Anfängen in der mykenischen Zeit, den blutigen Wettkämpfen zu Ehren der Toten, die Homer beschreibt, jene Art Sport entwickeln, in dem die Griechen ihre nationale, politische und kulturelle Einheit, zugleich als Gottesdienst und Friedensfest, feierten? Die olympischen, pythischen, nemeischen, isthmischen Spiele mit Weitsprung, Speer-und Diskuswerfen, Fünfkämpfen und Wagenrennen waren für die Zuschauer nicht nur spannend wie die harten Kampfspiele, sondern ästhetische Erlebnisse, die Bildhauer, Vasenmaler und Dichter beflügelten und bis heute zu philosophischen und psychologischen Spekulationen anregen.

Rund achtzig, fast ausschließlich archäologische Zeugnisse zieht Decker als Quellen heran. Sein Verdienst ist, die seit Winckelmann verklärten Vorstellungen vom griechischen Sport näher an unsere Gegenwart herangerückt zu haben. Er schildert die technische Entwicklung, die soziale und politische Bedeutung der Wettkämpfe, aber auch ihre komplizierte Organisation, die Regeln, Preise, Programme, Ehrungen (Bestechungen eingeschlossen), Trainingsmethoden und architektonische Einrichtungen. Die Fülle der Details zeigt, wie lang der Prozeß der Veredlung des Wettkampfs gedauert hat, und ein Nebenblick auf den heutigen Sportbetrieb läßt ahnen, wie gefährdet diese Veredlung war und ist. Das schwarzfigurige Vasenbild des Exekias auf unserer Abbildung (um 550 v. Chr.) zeigt ein stark gemästetes Ringerpaar mit stattlichen Kugelbäuchen. HELENE RAHMS

Wolfgang Decker: "Sport in der griechischen Antike". Vom minoischen Wettkampf zu den Olympischen Spielen. Verlag C. H. Beck, München 1995. 255 S., 96 Abb., geb., 58,- DM.

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