Das Verschwinden ist im Diskurs über das Judenspanische allgegenwärtig. Die Literatur zeigt ein zum Teil gegenläufiges Phänomen. In den letzten Jahrzehnten sind in der Türkei, in Frankreich, in den USA und weltweit literarische Texte entstanden, in denen dem Judenspanischen eine zentrale Rolle zukommt. Die Sprache der Vorfahren ist Vehikel der Erinnerung, auch wenn von der sephardischen Vergangenheit und ihrem mehrsprachigen Erbe in weitgehend einsprachigen Texten erzählt wird. In Spracherinnerungen wird deutlich, wie durch die Transkriptionen der verschwindenden Sprache etwas Neues entsteht, eine literarisch ausgestaltete Form des Judezmo. In Lektüren, die linguistische und historische Kontexte einbeziehen, wird die sprachliche Gemengelage der literarischen Texte herausgearbeitet. Das Buch legt in der literaturwissenschaftlichen Forschung bisher wenig beachtete türkisch-sephardische Spuren frei. Die Darstellung des Judenspanischen als Großelternsprache, als Sprache des Essens und als 'sterbende' Sprache erlaubt eine Rückbindung an andere zeitgenössische Literaturen im Zeichen von Diaspora und Globalisierung. Den Fäden der jeweiligen Erzählungen folgend ergeben sich Einblicke in ein sephardisches Sprachkaleidoskop und eine von Migration, Exil und (Neu-)Verwurzelung geprägte Geschichte.
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