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«Du musst den Wörtern kündigen», notiert der Schriftsteller, oder: «Ich bin durchsichtig wie ein leeres Marmeladenglas.» In Augenblickstexten, Augenblickspoesien sammelt Martin Walser noch einmal Eindrücke von der Welt, wobei sein Sehen oft ein Sichversenken ist, sein Anschauen einer Wasseroberfläche, einer Lilie oder Baumkrone schon eine Art, über diese Dinge nachzudenken.
Die Aquarelle Alissa Walsers entsprechen diesem Nachdenken; indem sie ausschweifen ins Sinnliche, weisen sie hin auf die landschaftlichen Quellen. Sie grundieren die Stimmungen des Autors mit dem Spektrum
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Produktbeschreibung
«Du musst den Wörtern kündigen», notiert der Schriftsteller, oder: «Ich bin durchsichtig wie ein leeres Marmeladenglas.» In Augenblickstexten, Augenblickspoesien sammelt Martin Walser noch einmal Eindrücke von der Welt, wobei sein Sehen oft ein Sichversenken ist, sein Anschauen einer Wasseroberfläche, einer Lilie oder Baumkrone schon eine Art, über diese Dinge nachzudenken.

Die Aquarelle Alissa Walsers entsprechen diesem Nachdenken; indem sie ausschweifen ins Sinnliche, weisen sie hin auf die landschaftlichen Quellen. Sie grundieren die Stimmungen des Autors mit dem Spektrum jahreszeitlicher Farben.

Die Themen, die hier auf wenigen Seiten Platz finden, sind vielfältig und weitgespannt. Vor fast 80 Jahren hat Walser mit dem Schreiben begonnen, und noch immer tut er, was er auch damals getan hat, fixiert die eigenen Zustände, als wären sie endgültig, versucht gleichzeitig, offen zu bleiben. Motive: einer sein wollen, der man nicht ist; Sätze, die man sagen wollteund nicht sagte; Texte, die man schreiben wollte und nicht schrieb; Streit und Liebe. «Schicksal». Gespräche mit dem eigenen Knie oder einer Katze. Und dann das Hauptmotiv: dass es bald enden könnte. Der Schriftsteller richtet sich darauf ein, bereitet sich vor, sagt aber auch: «Ich wehre mich nicht, ich bin bedacht und will bis zum letzten Abend leben.»
Autorenporträt
Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden 'Pour le Mérite' ausgezeichnet und zum 'Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres' ernannt. Martin Walser starb am 26. Juli 2023 in Überlingen.  Alissa Walser, 1961 in Friedrichshafen geboren, lebt als Malerin, Schriftstellerin und Übersetzerin bei Frankfurt am Main. Letzte Veröffentlichungen: "Am Anfang war die Nacht Musik", 2010, "Von den Tieren im Notieren", 2015, und "Eindeutiger Versuch einer Verführung", 2017. 
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Judith von Sternburg scheint gerührt von Martin Walsers Gedichten, die Alissa Walser mit abstrakten Aquarellen begleitet. Die Bilder führen Sternburg zufolge ein Eigenleben. Die Texte findet sie mal keck in ihrem Anspruch auf Unsterblichkeit, doch nicht impertinent, mal routiniert dabei, Walsers Liebe zur Sprache zu dokumentieren. Dass der Autor mehr über das Leben und die Liebe als über den Tod schreibt, findet sie schön. Die lähmende Gegenwart taucht nur am Rande auf, stellt sie fest.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.08.2021

Ist wahr nur das Schöne?
Worte und Linien von Martin und Alissa Walser

Weltmeister möchte Martin Walser sein, "durch nichts als Einbildungkraft". Dass die seine nicht erloschen ist, beweist er mit jedem neuen Buch. Das jüngste, "Sprachlaub", kommt wie ein Nachklang von Vergangenem. Der Alte vom Bodensee sieht seinen Worten zu, wie sie zu Boden taumeln und einmal etwas verstecken, ein anderes Mal etwas aufdecken, was fast vergessen war. Weises und Zufälliges im Wechsel. Manchmal sind es auch nur Worte, deren Sinn und Zusammenhang, in Vierer-, Sechser- oder Achterzeilen geordnet, rätselhaft bleiben.

"Schreiben und Leben fielen bei mir fast von Anfang an zusammen", bekennt der vierundneunzigjährige Walser. Also schreibt er weiter, er will ja leben. Ob seine Sätze noch "in den Herzen" seiner Zuhörer ankommen? Wer weiß das schon. Seine imponierend große Gemeinde ist ihm sicher. Sie ist ihm seit Jahrzehnten gefolgt, hat ihn verehrt, seine Vielseitigkeit be-staunt, seine Eloquenz bewundert. Er kann unterhaltsam sein und hatte immer etwas zu sagen, zur Politik wie zum Zeitgeist. Er mischte sich ein, wich Konflikten nicht aus. Ob er die Stimme Nachkriegsdeutschlands sein wollte? Die vielen Ehrungen bestätigen es.

Nun dieses stille Buch, wie ein Vermächtnis, illustriert von seiner Tochter Alissa, die uns mit blassen Aquarellfarben ins Nirgendwo hinführt. Augenblicke des Erkennens hat Martin Walser eingefangen, auch Behauptungen aufgestellt, die der Leser nicht akzeptieren möchte: "Aber den Tod gibt es nicht, so wenig wie das Leben. Nur Wörter, an die wir uns halten können in all der Leere."

Für das Motto dieses Buches, das auch seine Unterzeile darstellt: "Wahr ist, was schön ist", gibt es bei Walser keine Beweise. "Erfüllt sein von jedem Augenblick, basta. Nicht rückwärts und nicht vorwärts denken." Er sagt es zu dir, zu mir und zu sich selbst. "Bis zum letzten Abend leben" lautet die letzte Zeile. MARIA FRISÉ.

Martin Walser, Alissa Walser: "Sprachlaub oder Wahr ist, was schön ist".

Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 148 S., Abb., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein ungeheuerliches, ein kraftvolles und dabei beinahe zartes Buch, von derselben Scham- und Schonungslosigkeit wie alle Walser-Bücher. Volker Weidermann Der Spiegel 20210403
Ist wahr nur das Schöne?
Worte und Linien von Martin und Alissa Walser

Weltmeister möchte Martin Walser sein, "durch nichts als Einbildungkraft". Dass die seine nicht erloschen ist, beweist er mit jedem neuen Buch. Das jüngste, "Sprachlaub", kommt wie ein Nachklang von Vergangenem. Der Alte vom Bodensee sieht seinen Worten zu, wie sie zu Boden taumeln und einmal etwas verstecken, ein anderes Mal etwas aufdecken, was fast vergessen war. Weises und Zufälliges im Wechsel. Manchmal sind es auch nur Worte, deren Sinn und Zusammenhang, in Vierer-, Sechser- oder Achterzeilen geordnet, rätselhaft bleiben.

"Schreiben und Leben fielen bei mir fast von Anfang an zusammen", bekennt der vierundneunzigjährige Walser. Also schreibt er weiter, er will ja leben. Ob seine Sätze noch "in den Herzen" seiner Zuhörer ankommen? Wer weiß das schon. Seine imponierend große Gemeinde ist ihm sicher. Sie ist ihm seit Jahrzehnten gefolgt, hat ihn verehrt, seine Vielseitigkeit be-staunt, seine Eloquenz bewundert. Er kann unterhaltsam sein und hatte immer etwas zu sagen, zur Politik wie zum Zeitgeist. Er mischte sich ein, wich Konflikten nicht aus. Ob er die Stimme Nachkriegsdeutschlands sein wollte? Die vielen Ehrungen bestätigen es.

Nun dieses stille Buch, wie ein Vermächtnis, illustriert von seiner Tochter Alissa, die uns mit blassen Aquarellfarben ins Nirgendwo hinführt. Augenblicke des Erkennens hat Martin Walser eingefangen, auch Behauptungen aufgestellt, die der Leser nicht akzeptieren möchte: "Aber den Tod gibt es nicht, so wenig wie das Leben. Nur Wörter, an die wir uns halten können in all der Leere."

Für das Motto dieses Buches, das auch seine Unterzeile darstellt: "Wahr ist, was schön ist", gibt es bei Walser keine Beweise. "Erfüllt sein von jedem Augenblick, basta. Nicht rückwärts und nicht vorwärts denken." Er sagt es zu dir, zu mir und zu sich selbst. "Bis zum letzten Abend leben" lautet die letzte Zeile. MARIA FRISÉ.

Martin Walser, Alissa Walser: "Sprachlaub oder Wahr ist, was schön ist".

Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 148 S., Abb., geb., 28,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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