Sprachlöcher ist ein fulminantes, radikales, poetisches Buch. In rund 350 Kurztexten und Aphorismen verbindet Marcus Steinweg analytische Tiefenschärfe mit polemischer Zuspitzung. Seine Texte sind von höchster sprachlicher Dichte und Genauigkeit. Schließlich geht es um den Versuch, einer auf allen Ebenen verrücktspielenden Welt mit Sprache zu antworten. Dabei beweist Steinwegs Denken mit jeder einzelnen Notiz seine Welthaltigkeit. Es lebt von Differenzierungsbereitschaft, indem es Vereinfachung zum Quell ideologischer Verblendung erklärt. Kein Gegenstand, der nicht theoriewürdig wäre. Es geht um die Verflechtung von Sprache und Ideologie, Ressentiment und Politik, Kunst und Gesellschaft, Humor und Hysterie, kurz, um eine Infragestellung des aktuellen Zustands der Welt. Die Löcher in dessen sprachlicher Darstellung werden aufgedeckt und mit Beckett, Kafka, Duras, Weil, Hegel, Nancy und anderen in den Blick genommen.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Die Herausforderung, die im Buch des Professors für Kunst und Theorie steckt, anzunehmen, lohnt sich, lobt Rezensent Eberhard Geisler. Besonders gefällt ihm, dass Marcus Steinweg philosophische Einlassungen zu Sprache und Schreiben nicht nur mit einem Füllhorn an Material referiert, sondern sein eigenes Nachdenken darüber kontextualisiert. Dadurch sei eine sehr kluge Auseinandersetzung mit dem Thema entstanden. Denn für Steinweg, so der Rezensent, gebe es in den Einlassungen von Friedrich Nietzsche bis zu Alexander Kluge "Beerbbares" und auch die Strukturalisten seien alles andere als aus der Mode gekommen. Mit besonderer Freude hat sich Geisler denn auch in die von Steinweg üppig zusammengetragenen Befunde fallen lassen, um ihm zuzustimmen, dass Heiner Müllers Verständnis vom Sinn und den Möglichkeiten der Sprache direkt zu Hölderlin führt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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