Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Sprachwissenschaft / Sprachforschung (fachübergreifend), Note: 2.0, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Sprache), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit behandelt die Sprachkomplexität des Pirahã auf Grundlage der Daten, die der Sprachwissenschaftler und Linguist Daniel L. Everett durch Feldforschung gesammelt hat. In dieser Arbeit wird auf die Besonderheiten der Pirahã-Sprache eingegangen und herauskristallisiert, welche Merkmale diese Sprache von den anderen Sprachen der Welt unterscheidet und wie komplex diese Sprache ist. Darüber hinaus beschäftigt sich diese Arbeit mit der Frage, inwiefern die Kultur und der Alltag der Pirahã deren Sprache bestimmt, und stützt sich dabei auf die Thesen von Everett. Die Grundlage der Untersuchung bilden Sprachdaten, die Everett während seines Aufenthalts in dem Pirahã-Dorf über mehrere Jahre gesammelt hat.Die Pirahã sind ein kleines Volk im Amazonasgebiet mit knapp 400 Bewohnern, welche am Rio Maci, einem Fluss am Amazonas, leben. Das Wort Pirahã steht sowohl für das Volk als auch für die Sprache. Jedoch wird das Wort Pirahã nur von Wissenschaftlern und den Weißen benutzt, sie selbst nennen sich "Hi'aiti'ihi". Die Sprache Pirahã gehört zu der Familie der Mura-Sprachen und ist die einzige davon, die immer noch gesprochen wird. Trotzt des regen Kontakts mit Brasilianern und anderen Nicht-Pirahã sind die Pirahã monolingual geblieben. Die Pirahã kommunizieren aber nicht nur mit Wörtern, sondern auch durch Pfeifen und Summen bzw. Brummen. Die Pirahã-Sprache unterscheidet sich radikal von allen Sprachen, die wir kennen, weil sie über einige grammatikalische Merkmale nicht verfügt, die aus unseren Sprachen nicht wegzudenken sind, wie z.B. Numerus, Nummer, Quantoren, Farbterme, Rekursion sowie das Tempus Perfekt. Des Weiteren weist sie einen sehr einfachen Pronomen-Bestand auf. Das heißt, dass sie niemals rechnen, da sie keine Zahlen haben. Sie unterscheiden nicht zwischen Plural und Singular, und leben im Hier und Jetzt, für sie existiert kein Gestern und kein Morgen. Die Pirahã haben keine Terme für die einzelnen Finger, wie z.B. Ringfinger oder Daumen. Sie zeigen auch nicht mit dem Finger auf jemand anderen bzw. auf den Gesprächspartner. Wenn die Pirahã die Farbe Rot ausdrucken möchten, nehmen sie Blut zum Vergleich, da es auch rot ist, und sagen "wie Blut".
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