Examensarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Technische Universität Dresden (Institut für Germanistik), Sprache: Deutsch, Abstract: Folgende Forschungsfragen gilt es durch die nachfolgenden Analysen zu beantworten: Welche (vermeintlich) sprachwissenschaftlich fundierten Argumente werden im Diskurs um gendersensible Sprache geäußert? In welchen Kontexten und mit welchen sprachlichen Mitteln werden Bezüge zur Sprachwissenschaft realisiert? Wie stichhaltig sind die Argumentationen aus linguistischer Sicht? Die Arbeit befasst sich also speziell mit der Rolle von Sprachwissenschaft in Metadiskursen über gendersensible Sprache. Da in diesem Rahmen freilich nicht der gesamte Diskurs in seiner Totalität abgebildet werden kann, liegt der Fokus auf der empirischen Untersuchung öffentlicher Sprachreflexionen in den Sozialen Medien und konkret auf YouTube. Das eingangs erwähnte Video von Alicia Joe, in welchem sie ihre Kritik an der "Gendersprache" linguistisch zu legitimieren versucht, bildet hierfür den Ausgangspunkt. Die im Kommentarbereich geäußerten Meinungen sowie die hieraus ableitbaren alltäglichen sprachbezogenen Wissensbestände über geschlechtergerechten Sprachgebrauch werden in einem Zusammenspiel von explorativen Methoden der Korpus- und Toposanalyse erfasst und ausgewertet. Anfang 2022 ging ein Video der bekannten deutschen Influencerin und Meinungsbloggerin Alicia Joe auf YouTube viral, in welchem sie unter anderem sprachwissenschaftlich zu beweisen versucht, "[w]arum Gendersprache scheitern wird" - so der Titel des Videos. Seitdem wurde es millionenfach aufgerufen, etwa 170.000 Mal geliket und mittlerweile fast 18.500 Mal kommentiert. Die Kommentare reichen von entschiedener Ablehnung und zum Teil auch sehr scharfer Kritik an der postulierten Wissenschaftlichkeit des Videos bis hin zu uneingeschränkter Zustimmung. Erfahrungsgemäß führt das Thema gendersensible Sprache zu heftigen und kontroversen Diskussionen in Politik, Wissenschaft, aber auch oder vor allem im öffentlichen Raum. Dabei erschöpft sich die Debatte recht schnell in wiederkehrenden Pro- und Contra-Argumenten ohne angemessene Berücksichtigung der linguistischen Forschung. In der vorliegenden Auseinandersetzung soll der Diskussion jedoch keine weitere sprachwissenschaftlich legitimierte Meinung hinzugefügt, sondern vielmehr das alltagsweltliche Sprechen über gendersensible Sprache als metadiskursive Sprachpraxis analysiert werden.
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