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1874 wurde an der Universität Basel die erste sprachwissenschaftliche Professur eingerichtet, und zwar durch eine - noch heute bestehende - private Stiftung. Die erste Zeit stand ganz im Zeichen des Gegensatzes zwischen historisch-vergleichender (Jacob Wackernagel) und typologisch-vergleichender Sprachwissenschaft (Franz Misteli). Misteli, der Inhaber des neu errichteten Lehrstuhls, ist gerade wieder aus heutiger Sicht ein höchst faszinierender Wissenschaftler, stand jedoch zu seiner Zeit im Schatten Wackernagels und überhaupt der damals vorherrschenden historischen Sichtweise in der…mehr

Produktbeschreibung
1874 wurde an der Universität Basel die erste sprachwissenschaftliche Professur eingerichtet, und zwar durch eine - noch heute bestehende - private Stiftung. Die erste Zeit stand ganz im Zeichen des Gegensatzes zwischen historisch-vergleichender (Jacob Wackernagel) und typologisch-vergleichender Sprachwissenschaft (Franz Misteli). Misteli, der Inhaber des neu errichteten Lehrstuhls, ist gerade wieder aus heutiger Sicht ein höchst faszinierender Wissenschaftler, stand jedoch zu seiner Zeit im Schatten Wackernagels und überhaupt der damals vorherrschenden historischen Sichtweise in der Sprachwissenschaft. Freilich konnte sich letztlich auch Wackernagels Richtung an der mit ihren beschränkten Möglichkeiten kämpfenden kleinen Universität nicht recht etablieren, was bis heute spürbar ist. Im Umkreis dieser Auseinandersetzung und zunehmend unabhängig von ihr wurde und wird in vielen weiteren Fächern an der Universität Basel wichtige sprachwissenschaftliche Forschung betrieben, ja die einzelsprachliche Linguistik speziell der Neuphilologien hat in dem betrachteten Zeitraum stark expandiert und überwiegt heute bezüglich Ausstattung die allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft bei weitem. Die Durchführung des Jubiläums als ein Anlass aller sprachwissenschaftlich ausgerichteten Professuren der Universität hat diese generell zu beobachtende Entwicklung in fast exemplarischer Weise sichtbar werden lassen, aber auch gezeigt, dass die Sprachwissenschaftler sich nach wie vor als eine grosse Familie sehen können - wenn sie sich die Mühe machen, über die Fachgrenzen hinweg und in die Weite der sprachwissenschaftlichen Betätigungsfelder und Errungenschaften nicht nur der Gegenwart, sondern auch der Vergangenheit zu blicken.

Zwischen 1955 und 1970 erschienen im Basler Verlag Helbing & Lichtenhahn 19 Bände der Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel (siehe Gesamtverzeichnis In Kommission, Studien). Die Reihe wurde im Hinblick auf das 500-Jahr-Jubiläum der Universität Basel ins Leben gerufen und umfasste Arbeiten zur Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, zu den Natur- und Geisteswissenschaften, Beiträge zur Universitäts- und Personengeschichte, auch Editionen von Briefen und anderen Quellen. Anknüpfend an die Tradition der "Jubiläumsreihe", aber von der Konzeption her breiter angelegt und offen für die vielfältigen wissenschaftlichen Bemühungen in Basel, erscheint im Verlag Schwabe · Basel, der die historisch-geisteswissenschaftliche Abteilung von Helbing & Lichtenhahn übernommen hat, eine Neue Folge der Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel.

Diese soll neben Studien zur allgemeinen und besonderen Universitäts-, Fakultäts-und Fächergeschichte Arbeiten über wichtige, aber auch vergessene Persönlichkeiten und ihr Umfeld umfassen, über Forschungen, Erfolge, Misserfolge, Hintergründe und Nachwirkungen, die institutionelle Verankerung der Wissenschaften sowie die Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Die in der alten Reihe vernachlässigten Naturwissenschaften, gerade auch die ausseruniversitäre industrielle Forschung, der in Basel eine besondere Bedeutung zukommt, ebenso wie die zuvor überhaupt nicht berücksichtigten ökonomischen Wissenschaften sollen - nicht zuletzt auch im Hinblick auf eine gebotene und gedeihliche Zusammenarbeit von Wirtschaft und Universität - historisch erforscht und situiert werden und so nicht nur einem besseren Verständnis der Vergangenheit dienen, sondern auf dessen Grundlage auch Elemente für die Bewältigung der forschungs- und wissenschaftspolitischen Erfordernisse der Zukunft erarbeiten.