Wer ist menschlicher? Der Mensch oder der Affe? - "Wohl einer von Boyles besten - und traurigsten - Romanen, ein Buch, das die Grenzen zwischen Mensch und Tier auflöst." Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung
Sam, der Schimpanse, den Professor Schermerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schermerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T.C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.
Sam, der Schimpanse, den Professor Schermerhorn in eine TV-Show bringt, kann in der Gebärdensprache nicht nur einen Cheeseburger bestellen, sondern auch seinen Namen sagen. Wie ein Kind wächst er umsorgt von Wissenschaftlern auf. Als die schüchterne Aimee dazu stößt, entspinnt sich eine einzigartige Beziehung: Sam erwidert ihre Gefühle und entwickelt sich regelrecht zu einem Individuum. Als jedoch die Vision Schermerhorns, der an das Menschliche im Tier glaubt, keine Schule macht, wird er für Tierexperimente von einer anderen Universität beschlagnahmt. Aimee ist am Boden zerstört und fasst einen verrückten Plan. T.C. Boyle geht ebenso komisch wie mitfühlend der Frage nach, ob uns Tiere ähnlicher sind, als wir vermuten.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Yannic Han Biao Federer lässt sich von T.C. Boyles Roman mitreißen, der von der Forschung an einem menschlich sozialisierten, sprechenden Affen namens Sam und dessen spezieller Beziehung zur Forscherin Aimee erzählt. Inspiriert sei der Plot vom echten Fall des Primatenforschers Roger Fouts, der wie im Roman gegen seinen rabiaten Nachfolger und das Aussterben des Forschungszweigs ankämpfen musste, weiß der Rezensent. Langsam werde man sich bei der Lektüre der Konsequenzen einer Grenzaufhebung zwischen "nutzbarem Tier und beseeltem Menschen" bewusst, grübelt Han Biao Federer - am Ende des Romans, das ihn an Boris Karloffs Frankenstein erinnert, verwandle sich Sam zum wütenden Monstrum, verrät er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.02.2021Schimpanse,
geliebter Bruder
T. C. Boyle erzählt in
„Sprich mit mir“ von dem
Versuch der Menschen, den Affen
ihre Sprache beizubringen.
Davon hängt für sie
einiges ab. Und auch der Roman
geht Risiken ein
VON BURKHARD MÜLLER
Für jeden seiner Romane arbeitet sich T. C. Boyle völlig neu in ein Thema ein. Das kann der amerikanische Waffenwahn und Anarchismus sein, wie in „Hart auf Hart“ (2015), die Entstehung des Kinsey-Reports in „Dr. Sex“ (2005) oder die illegale mexikanische Immigration in „América“ (1995). Aber nie handelt es sich bei den Büchern, die daraus entstehen, um eine von diesen historischen Schwarten, die den Lesern Geschichte behaglich in mundgerechten Stücken servieren. Stattdessen bekommt man es mit einer Vergangenheit zu tun, die irgendwie unerledigt in die Gegenwart hereinragt.
Nun also geht es um die Experimente mit dem Spracherwerb der Menschenaffen, the Great Apes, wie sie etwas weniger menschennah auf Englisch heißen. In den Sechziger- und Siebzigerjahren war es die Schimpansin Washoe, die erstaunliche Leistungen beim Lernen der Gebärdensprache vollbrachte oder doch zu vollbringen schien. Die Ergebnisse wurden von Noam Chomsky und seiner Schule entschieden in Abrede gestellt. Die Diskussion verlief mit großer Heftigkeit, denn hinter der Frage, ob man Affen zum Sprechen bringen kann, verbirgt sich die sehr viel gewichtigere, was eigentlich den Menschen ausmacht.
Außer Chomsky, dessen Name gelegentlich fällt, dürften alle weiteren Figuren fiktiv sein, denn das ist Boyles Art, mit seinen Stoffen umzugehen: Die Story, die er sich ausdenkt, verfährt frei mit dem Material, aber präzise in der Dringlichkeit des Themas. Anstelle von Washoe tritt der Schimpanse Sam. Zu Beginn des Romans ist er zweieinhalb Jahre alt, aufgeweckter und weit beweglicher als ein Menschenkind gleichen Alters, und sorgt im Haus des Forschers Guy Schermerhorn, wo er ganz wie ein solches aufgezogen wird, für unkontrollierbaren Trubel.
Als die bis dahin antriebs- und orientierungslos durch ihr Studium driftende Aimee, die eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft antritt, das erste Mal in Guys Haus kommt, hat Sam gerade einer seiner Pflegerinnen einen gefährlichen Biss im Gesicht beigebracht, es herrscht Streit und Chaos. Da läuft Sam auf die ihm ganz unbekannte Aimee zu, springt an ihr hoch und umarmt sie.
Aimee hat von einer Sekunde auf die andere, als wäre ein Stecker eingestöpselt worden, Zweck und Ziel ihres Lebens gefunden. Dass sie sich daneben auf eine Affäre mit ihrem Mentor Guy einlässt, spielt eine weit geringere Rolle. Erzählt wird von nun an die Liebesgeschichte von Sam und Aimee.
Zu einer Geschichte wird die Liebe erst durch ihre Hindernisse. Auf den Plan tritt Moncrief, Guys Chef, der Sam an Guy nur ausgeliehen hatte und das teure Tier jetzt, wo das Sprachprojekt auf Widerstände stößt, zurückfordert. Moncrief ist entworfen wie ein Schurke bei Charles Dickens, ein großer, einschüchternder Mann mit Augenklappe wie ein Pirat; das fehlende Auge hat ihm einer seiner Affen ausgestoßen, aber den Finger, der das getan hat, bewahrt Moncrief zu seiner Genugtuung auf seinem Schreibtisch in Spiritus.
Moncrief, der zynische Opportunist, ist die bei Weitem markanteste Figur des Buchs. Er sorgt dafür, dass Sam, der vorher nach Strich und Faden verhätschelt worden war, nunmehr in einen ganz gewöhnlichen Affenkäfig kommt, direkt neben einer Horde anderer Schimpansen, die er unmöglich als seine Artgenossen erkennen kann; „schwarze Käfer“ sind sie für ihn, der sich selbst für einen Menschen hält.
Dass ihr geliebter Sam sein Dasein traumatisiert und verzweifelt hinter Gittern verbringen, dass er vielleicht sogar in die Aids-Forschung verkauft werden soll – diesen Gedanken erträgt Aimee nicht. Sie befreit ihn in einer kühnen Nacht-und Nebel-Aktion. Damit fangen die Probleme natürlich erst an.
Es ist ein Buch, das den Nerven des Lesers einiges zumutet. Man wünscht dem ungewöhnlichen Paar so sehr Glück und ahnt doch, wenn Sam mal wieder eine Inneneinrichtung zerlegt hat, dass es unmöglich auf die Dauer gutgehen kann. Moncrief, der das Recht auf seiner Seite hat (denn Sam ist nun einmal im juristischen Sinn eine Sache), setzt sich auf die Spur der beiden, getrieben von Geldgier und Rachsucht. Noch interessanter als der Plot ist aber die Erzählform des Romans.
Boyle erzählt im Großen und Ganzen auktorial, privilegiert aber die Perspektive seiner beiden Helden, wie man sie ohne Übertreibung nennen darf. Bei Aimee führt das zu keinen größeren Überraschungen. Aber der Erzähler versetzt sich auch in die Innensicht des Affen, was zweifellos ein Wagnis bedeutet.
In Iowa, wo sich Moncriefs Primatenzoo befindet, kommt Sam, der sonst nur Kalifornien und Eiswürfel aus dem Kühlschrank kannte, das erste Mal in Berührung mit echtem Eis. „Er wollte wissen, wie und warum und was es zu bedeuten hatte. Er versuchte es noch einmal, mit Fingern, die vor Kälte bereits steif wurden. WAS EIS?, wiederholte er. Aber das war nicht das, was er meinte, und so versuchte er es mit WARUM EIS? Und dann, weil auch diese Worte es nicht ganz trafen, fragte er: WIE EIS?“
Die Wörter in Großbuchstaben sind die Gebärden, die Sam beherrscht. Dass ein Schimpanse überhaupt Fragen stellen kann, geht sicherlich über das reine Sprechvermögen noch ein Stück hinaus (und ist entsprechend angezweifelt worden). Aber diese Fragen haben dazu noch sehr unterschiedlichen Charakter. Eine Frage nach dem Was erfordert längst nicht ein solches Reflexionsvermögen wie die nach dem Warum, die hinter dem sichtbar Gegenständlichen eine ganz andere Ebene des Abstrakten aufsucht.
Ist es denkbar, dass Sam diese Frage stellt, ja dass er überhaupt ein Zeichen für Warum besitzt, und mehr noch: dass er mit dessen Leistungsfähigkeit unzufrieden wäre? Der Verhaltensforscher Frans de Waal, der sein Leben ebenfalls mit Schimpansen verbrachte (allerdings ohne sie sprechen lehren zu wollen), hat darauf hingewiesen, dass seine Schützlinge nicht nur zur Begrüßung fähig seien – das können Hunde auch –, sondern auch zur Verabschiedung, was ein völlig neues intellektuelles Niveau bedeute.
Diesen Sprung jedenfalls traut auch Boyle seinem Schimpansen zu und trägt ihn damit an der gleitenden Mensch-Tier-Skala zu mindestens drei Vierteln in Richtung des Menschlichen. Allerdings nicht ganz; und dieses verbleibende letzte Viertel hat etwas ethisch sehr Beunruhigendes, nicht nur hinsichtlich der Ansprüche Moncriefs. Wenn es auf ein Entweder-oder hinausläuft, kommt der Affe, wenn auch knapp, auf die Seite der Person zu stehen.
Die stärkste Szene des Buchs ereignet sich, als Sam getauft wird, von einem mit Aimee befreundeten katholischen Priester, der die Überzeugung gewonnen hat, Sam besitze eine heilsfähige Seele. Ist das Blasphemie? Ist es der Geist des heiligen Franziskus? Dass Boyle solche Probleme prägnant zu gestalten vermag, ohne der gewiss mächtigen Versuchung nachzugeben, sich für eine bestimmte Antwort zu entscheiden: Darin bewährt sich seine Kunst.
Der zynische Opportunist,
ist die bei Weitem markanteste
Figur des Buchs
T. C. Boyle:
Sprich mit mir.
Roman. Aus dem
Englischen von Dirk
van Gunsteren.
Carl Hanser Verlag,
München 2021.
349 Seiten, 25 Euro.
Foto: mauritius images / Shaun Johnson / Alamy
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
geliebter Bruder
T. C. Boyle erzählt in
„Sprich mit mir“ von dem
Versuch der Menschen, den Affen
ihre Sprache beizubringen.
Davon hängt für sie
einiges ab. Und auch der Roman
geht Risiken ein
VON BURKHARD MÜLLER
Für jeden seiner Romane arbeitet sich T. C. Boyle völlig neu in ein Thema ein. Das kann der amerikanische Waffenwahn und Anarchismus sein, wie in „Hart auf Hart“ (2015), die Entstehung des Kinsey-Reports in „Dr. Sex“ (2005) oder die illegale mexikanische Immigration in „América“ (1995). Aber nie handelt es sich bei den Büchern, die daraus entstehen, um eine von diesen historischen Schwarten, die den Lesern Geschichte behaglich in mundgerechten Stücken servieren. Stattdessen bekommt man es mit einer Vergangenheit zu tun, die irgendwie unerledigt in die Gegenwart hereinragt.
Nun also geht es um die Experimente mit dem Spracherwerb der Menschenaffen, the Great Apes, wie sie etwas weniger menschennah auf Englisch heißen. In den Sechziger- und Siebzigerjahren war es die Schimpansin Washoe, die erstaunliche Leistungen beim Lernen der Gebärdensprache vollbrachte oder doch zu vollbringen schien. Die Ergebnisse wurden von Noam Chomsky und seiner Schule entschieden in Abrede gestellt. Die Diskussion verlief mit großer Heftigkeit, denn hinter der Frage, ob man Affen zum Sprechen bringen kann, verbirgt sich die sehr viel gewichtigere, was eigentlich den Menschen ausmacht.
Außer Chomsky, dessen Name gelegentlich fällt, dürften alle weiteren Figuren fiktiv sein, denn das ist Boyles Art, mit seinen Stoffen umzugehen: Die Story, die er sich ausdenkt, verfährt frei mit dem Material, aber präzise in der Dringlichkeit des Themas. Anstelle von Washoe tritt der Schimpanse Sam. Zu Beginn des Romans ist er zweieinhalb Jahre alt, aufgeweckter und weit beweglicher als ein Menschenkind gleichen Alters, und sorgt im Haus des Forschers Guy Schermerhorn, wo er ganz wie ein solches aufgezogen wird, für unkontrollierbaren Trubel.
Als die bis dahin antriebs- und orientierungslos durch ihr Studium driftende Aimee, die eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft antritt, das erste Mal in Guys Haus kommt, hat Sam gerade einer seiner Pflegerinnen einen gefährlichen Biss im Gesicht beigebracht, es herrscht Streit und Chaos. Da läuft Sam auf die ihm ganz unbekannte Aimee zu, springt an ihr hoch und umarmt sie.
Aimee hat von einer Sekunde auf die andere, als wäre ein Stecker eingestöpselt worden, Zweck und Ziel ihres Lebens gefunden. Dass sie sich daneben auf eine Affäre mit ihrem Mentor Guy einlässt, spielt eine weit geringere Rolle. Erzählt wird von nun an die Liebesgeschichte von Sam und Aimee.
Zu einer Geschichte wird die Liebe erst durch ihre Hindernisse. Auf den Plan tritt Moncrief, Guys Chef, der Sam an Guy nur ausgeliehen hatte und das teure Tier jetzt, wo das Sprachprojekt auf Widerstände stößt, zurückfordert. Moncrief ist entworfen wie ein Schurke bei Charles Dickens, ein großer, einschüchternder Mann mit Augenklappe wie ein Pirat; das fehlende Auge hat ihm einer seiner Affen ausgestoßen, aber den Finger, der das getan hat, bewahrt Moncrief zu seiner Genugtuung auf seinem Schreibtisch in Spiritus.
Moncrief, der zynische Opportunist, ist die bei Weitem markanteste Figur des Buchs. Er sorgt dafür, dass Sam, der vorher nach Strich und Faden verhätschelt worden war, nunmehr in einen ganz gewöhnlichen Affenkäfig kommt, direkt neben einer Horde anderer Schimpansen, die er unmöglich als seine Artgenossen erkennen kann; „schwarze Käfer“ sind sie für ihn, der sich selbst für einen Menschen hält.
Dass ihr geliebter Sam sein Dasein traumatisiert und verzweifelt hinter Gittern verbringen, dass er vielleicht sogar in die Aids-Forschung verkauft werden soll – diesen Gedanken erträgt Aimee nicht. Sie befreit ihn in einer kühnen Nacht-und Nebel-Aktion. Damit fangen die Probleme natürlich erst an.
Es ist ein Buch, das den Nerven des Lesers einiges zumutet. Man wünscht dem ungewöhnlichen Paar so sehr Glück und ahnt doch, wenn Sam mal wieder eine Inneneinrichtung zerlegt hat, dass es unmöglich auf die Dauer gutgehen kann. Moncrief, der das Recht auf seiner Seite hat (denn Sam ist nun einmal im juristischen Sinn eine Sache), setzt sich auf die Spur der beiden, getrieben von Geldgier und Rachsucht. Noch interessanter als der Plot ist aber die Erzählform des Romans.
Boyle erzählt im Großen und Ganzen auktorial, privilegiert aber die Perspektive seiner beiden Helden, wie man sie ohne Übertreibung nennen darf. Bei Aimee führt das zu keinen größeren Überraschungen. Aber der Erzähler versetzt sich auch in die Innensicht des Affen, was zweifellos ein Wagnis bedeutet.
In Iowa, wo sich Moncriefs Primatenzoo befindet, kommt Sam, der sonst nur Kalifornien und Eiswürfel aus dem Kühlschrank kannte, das erste Mal in Berührung mit echtem Eis. „Er wollte wissen, wie und warum und was es zu bedeuten hatte. Er versuchte es noch einmal, mit Fingern, die vor Kälte bereits steif wurden. WAS EIS?, wiederholte er. Aber das war nicht das, was er meinte, und so versuchte er es mit WARUM EIS? Und dann, weil auch diese Worte es nicht ganz trafen, fragte er: WIE EIS?“
Die Wörter in Großbuchstaben sind die Gebärden, die Sam beherrscht. Dass ein Schimpanse überhaupt Fragen stellen kann, geht sicherlich über das reine Sprechvermögen noch ein Stück hinaus (und ist entsprechend angezweifelt worden). Aber diese Fragen haben dazu noch sehr unterschiedlichen Charakter. Eine Frage nach dem Was erfordert längst nicht ein solches Reflexionsvermögen wie die nach dem Warum, die hinter dem sichtbar Gegenständlichen eine ganz andere Ebene des Abstrakten aufsucht.
Ist es denkbar, dass Sam diese Frage stellt, ja dass er überhaupt ein Zeichen für Warum besitzt, und mehr noch: dass er mit dessen Leistungsfähigkeit unzufrieden wäre? Der Verhaltensforscher Frans de Waal, der sein Leben ebenfalls mit Schimpansen verbrachte (allerdings ohne sie sprechen lehren zu wollen), hat darauf hingewiesen, dass seine Schützlinge nicht nur zur Begrüßung fähig seien – das können Hunde auch –, sondern auch zur Verabschiedung, was ein völlig neues intellektuelles Niveau bedeute.
Diesen Sprung jedenfalls traut auch Boyle seinem Schimpansen zu und trägt ihn damit an der gleitenden Mensch-Tier-Skala zu mindestens drei Vierteln in Richtung des Menschlichen. Allerdings nicht ganz; und dieses verbleibende letzte Viertel hat etwas ethisch sehr Beunruhigendes, nicht nur hinsichtlich der Ansprüche Moncriefs. Wenn es auf ein Entweder-oder hinausläuft, kommt der Affe, wenn auch knapp, auf die Seite der Person zu stehen.
Die stärkste Szene des Buchs ereignet sich, als Sam getauft wird, von einem mit Aimee befreundeten katholischen Priester, der die Überzeugung gewonnen hat, Sam besitze eine heilsfähige Seele. Ist das Blasphemie? Ist es der Geist des heiligen Franziskus? Dass Boyle solche Probleme prägnant zu gestalten vermag, ohne der gewiss mächtigen Versuchung nachzugeben, sich für eine bestimmte Antwort zu entscheiden: Darin bewährt sich seine Kunst.
Der zynische Opportunist,
ist die bei Weitem markanteste
Figur des Buchs
T. C. Boyle:
Sprich mit mir.
Roman. Aus dem
Englischen von Dirk
van Gunsteren.
Carl Hanser Verlag,
München 2021.
349 Seiten, 25 Euro.
Foto: mauritius images / Shaun Johnson / Alamy
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2021Führ mich an den Fluss des Lebens
Spracherwerb wird großgeschrieben: In T. C. Boyles Roman "Sprich mit mir" bringt ein Wissenschaftler Menschen und Affen zusammen
Die Geschichte beginnt im Jahr 1978. Sie fängt damit an, dass Aimée Villard, eine Studentin der Frühpädagogik, das neue Album der Band Talking Heads hört, immer und immer wieder deren Version von "Take Me to the River", als sollte der Text des Lieds ein Omen sein. Aimée - der Name ist Programm -, die nicht weiß, wohin mit sich und ihrem Leben, sieht in einer Fernsehshow den jungen Wissenschaftler Guy Schermerhorn von ihrer Universität in Kalifornien, "der behauptete, er bringe Affen das Sprechen bei"; er hat seinen Auftritt mit dem Schimpansen Sam. Sie bewirbt sich als Hilfskraft bei Schermerhorn, der in einer Ranch versucht, Sam wie ein Menschenjunges aufzuziehen, einschließlich des Spracherwerbs in Form von Gebärdensprache.
Sam hat seine verspielten, witzigen Seiten, verfügt allerdings zugleich über ein unberechenbares Aggressionspotential; während er gemeinhin wie ein verzogenes Kleinkind funktioniert, hat er gerade eine Studentin, die zum Pflegepersonal rund um die Uhr gehört, ins Gesicht gebissen.
Sam hat keinen Moment seines bisher dreijährigen Lebens in freier Wildbahn verbracht; er wurde seiner leiblichen Mutter entrissen, die dafür mit einer Betäubungsspritze hilflos gemacht war. Von Beginn an lässt T. C. Boyle, ohne mit einem einzigen Satz zu moralisieren, keinen Zweifel daran, für wie fragwürdig er derartiges Vorgehen im Namen der Forschung hält. Er erzählt lieber bildhaft und rasant über die Zustände auf der Ranch. Sam kann einfach SÜSS sein, und SÜSS ist auch eines der vielen Wörter, die er gebärden kann. Darüber hinaus scheint er begriffen zu haben, dass es zu gutem Erfolg, zu SÜSSIGKEITEN zum Beispiel, führt, wenn er sich den Erwartungen gemäß verhält. Entsprechend kann er, wenn es um Essen geht, PIZZA MIT ALLEM verlangen, aber auch, wo es um sein körperliches Wohlgefühl geht, deutlich komplexere Zusammenhänge wie GIB MIR UMARMUNG formulieren.
Als Aimée vor dem Haus auftaucht, ist er - "Schimpansenhumor" nennt sich das - wieder einmal am Entwischen. Plötzlich ereignet sich eine Erstkontaktszene: "Er sah über die Schulter zu Guy, der sich gerade auf ihn stürzen wollte, gebärdete TUT MIR LEID, TUT MIR LEID und sprang ihr in die Arme." Sam, der juvenile Menschenaffe, hat Aimée erwählt, eine Umkehrung des geltenden Herrschaftsverhältnisses zwischen Mensch und Tier. Aimées und sein Schicksal sind besiegelt, in einer Wahlverwandtschaft, einer archaischen Dyade. Daran ändert nichts, dass Aimée mit Schermerhorn ein Verhältnis anfängt. Es ist eine Liebe, eine amour fou, die das ungewöhnliche Duo auf einen Roadtrip schickt, auf eine große Flucht. Ihm atemlos folgen zu müssen, darin liegt die erzählerische Meisterschaft von T. C. Boyle.
"Sprich mit mir", jetzt zuerst auf Deutsch erschienen, ehe der Roman im Mai in Amerika herauskommt, ist sorgfältigst durchkonstruiert. Dahinter steht ein allwissender Autor, der aber die Erzählperspektive immer wieder raffiniert in seine Personen verlegt, allen voran in Sam: Wo Sam gebärdet - oder wenn sich in seinem Gehirn die Worte formen, für die er Gebärden kennt -, ist das im Druckbild in Großbuchstaben wiedergegeben. Von enormer Eindringlichkeit ist dieser Kunstgriff, wenn Sam brutal aus seinem bisherigen Umfeld gerissen wird, eingesperrt in einen kahlen, stinkenden Käfig, um ihn herum in ihren Käfigen andere Schimpansen. SCHLÜSSEL SCHLOSS RAUS gebärdet er verzweifelt. Die leidenden schreienden Artgenossen kann er nicht als solche identifizieren, seine Selbstwahrnehmung ist die einer menschlichen Gestalt. SCHWARZE KÄFER sind die anderen Affen für ihn; einzig sehen kann er, dass sie die gleichen schwarzen Füße haben wie er. Das ist eine großartige zentrale Beobachtung: Wie entwirft sich ein Wesen, dem ein nicht wahrhaftiges Bild von sich selbst antrainiert wurde, in der Begegnung mit anderen seiner Spezies? Es ist ein Grundproblem der - menschlichen - Sozialisation überhaupt.
Zu Sams verzweifelter Lage kommt es, weil sein eigentlicher Besitzer Donald Moncrief, ebenfalls Professor und Chef von Guy Schermerhorn, ihn in seine Affenzuchtanstalt in Iowa zurückholt, nachdem das gesamte Spracherwerbsprojekt nach einigen Jahren Laufzeit in einem wissenschaftlichen Beitrag als sinnlos verworfen wurde, mithin die Forschungsgelder dafür auszubleiben drohen. Hier liegt der reale Kern von T. C. Boyles Geschichte. In den sechziger und siebziger Jahren wurde die Menschennähe der Schimpansen in Langzeitversuchen erforscht bis hin zur Fähigkeit, erlernte Gebärden sinnvoll zu kombinieren. Im Roman fallen zwei Namen: Die Verhaltensforscherin Jane Goodall hatte in Tansania bahnbrechende Erkenntnisse über die Fähigkeiten der Schimpansen überhaupt gewonnen. Doch es war der Linguist Noam Chomsky, der scharf deren Begabung zum menschenanalogen Spracherwerb bestritt. In "Sprich mit mir" ist es der Aufsatz eines Kollegen Schermerhorns, der Chomskys Position einnimmt, nachdem er selbst jahrelang an dem ehrgeizigen Programm teilgenommen hatte.
Mit Donald Moncrief entwirft Boyle eine furchtbar zynische Figur, einen Quäler als Gegenspieler, der jedoch nur sein Recht einfordert. Es ist noch die Zeit, in der Tiere als Sachen gelten, ein Zuchtschimpanse ist 10 000 Dollar wert, sonst immerhin noch für die medizinische Forschung verwertbar. Moncrief ist zudem gezeichnet, er trägt eine schwarze Augenklappe, ein wütender Schimpanse soll ihm ein Auge mit dem Finger ausgestochen haben; seine eigene Aggressivität gibt dafür den - blinden - Spiegel ab. Aimée, die Sam in Moncriefs Kerker gefolgt war und dort als Pflegerin arbeitet, gelingt es, ihn in einem riskanten nächtlichen Manöver aus dem "Schimpansenstall" zu befreien; DU ICH GEHEN hatte er ihr flehend gebärdet. Was sich nur Schicksal nennen lässt, nimmt von nun an seinen Lauf. Die Zeilen des Lieds, wie es die Talking Heads singen, kehren wieder als entscheidendes Kapitel: "Hug me, tease me, love me, squeeze me"; und eine Taufe wird geschehen, mit ein wenig Weihwasser, "dip me in the water".
T. C. Boyles Roman beschreibt eine unerhörte Anmaßung, es ist die des Menschen, ein ihm genetisch so nahestehendes Geschöpf nach seinen Maßstäben formen zu wollen. Das gilt so, trotz allem Willen zum Wissen und trotz aller tiefen Zuneigung. Das reicht weiter als der Ehrgeiz des jungen Forschers Schermerhorn und als ein bloßes tragisches Missverständnis. Es kommt der Moment, in dem Aimée es begreift: "Wenn er lächelte, zog er die Lippen zurück, so dass man Zahnfleisch und Zähne sehen konnte, und genau das tat er jetzt. Er war komisch und liebenswert und noch etwas anderes - sie sah es zum ersten Mal, und es jagte ihr einen Schauer über den Rücken: Er war berechnend. Er war kein Mensch, aber auch kein Tier, sondern etwas dazwischen, etwas Unnatürliches, Deformiertes." Aimée blickt ihrer Verantwortung und Schuld in die Augen; deshalb ist sie es, die am Ende ihrer weiten Reise mit Sam die einzig mögliche Konsequenz zieht. "Sprich mit mir" ist eine so ergreifende wie beglückende Lektüre, weil Glück im Mitleiden liegt, im Pathos und im Verstehen. ICH BIN SAM lautet das Vermächtnis der zugerichteten Kreatur.
ROSE-MARIA GROPP
T. C. Boyle: "Sprich mit mir". Roman.
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Hanser Verlag, München 2021. 349 S., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Spracherwerb wird großgeschrieben: In T. C. Boyles Roman "Sprich mit mir" bringt ein Wissenschaftler Menschen und Affen zusammen
Die Geschichte beginnt im Jahr 1978. Sie fängt damit an, dass Aimée Villard, eine Studentin der Frühpädagogik, das neue Album der Band Talking Heads hört, immer und immer wieder deren Version von "Take Me to the River", als sollte der Text des Lieds ein Omen sein. Aimée - der Name ist Programm -, die nicht weiß, wohin mit sich und ihrem Leben, sieht in einer Fernsehshow den jungen Wissenschaftler Guy Schermerhorn von ihrer Universität in Kalifornien, "der behauptete, er bringe Affen das Sprechen bei"; er hat seinen Auftritt mit dem Schimpansen Sam. Sie bewirbt sich als Hilfskraft bei Schermerhorn, der in einer Ranch versucht, Sam wie ein Menschenjunges aufzuziehen, einschließlich des Spracherwerbs in Form von Gebärdensprache.
Sam hat seine verspielten, witzigen Seiten, verfügt allerdings zugleich über ein unberechenbares Aggressionspotential; während er gemeinhin wie ein verzogenes Kleinkind funktioniert, hat er gerade eine Studentin, die zum Pflegepersonal rund um die Uhr gehört, ins Gesicht gebissen.
Sam hat keinen Moment seines bisher dreijährigen Lebens in freier Wildbahn verbracht; er wurde seiner leiblichen Mutter entrissen, die dafür mit einer Betäubungsspritze hilflos gemacht war. Von Beginn an lässt T. C. Boyle, ohne mit einem einzigen Satz zu moralisieren, keinen Zweifel daran, für wie fragwürdig er derartiges Vorgehen im Namen der Forschung hält. Er erzählt lieber bildhaft und rasant über die Zustände auf der Ranch. Sam kann einfach SÜSS sein, und SÜSS ist auch eines der vielen Wörter, die er gebärden kann. Darüber hinaus scheint er begriffen zu haben, dass es zu gutem Erfolg, zu SÜSSIGKEITEN zum Beispiel, führt, wenn er sich den Erwartungen gemäß verhält. Entsprechend kann er, wenn es um Essen geht, PIZZA MIT ALLEM verlangen, aber auch, wo es um sein körperliches Wohlgefühl geht, deutlich komplexere Zusammenhänge wie GIB MIR UMARMUNG formulieren.
Als Aimée vor dem Haus auftaucht, ist er - "Schimpansenhumor" nennt sich das - wieder einmal am Entwischen. Plötzlich ereignet sich eine Erstkontaktszene: "Er sah über die Schulter zu Guy, der sich gerade auf ihn stürzen wollte, gebärdete TUT MIR LEID, TUT MIR LEID und sprang ihr in die Arme." Sam, der juvenile Menschenaffe, hat Aimée erwählt, eine Umkehrung des geltenden Herrschaftsverhältnisses zwischen Mensch und Tier. Aimées und sein Schicksal sind besiegelt, in einer Wahlverwandtschaft, einer archaischen Dyade. Daran ändert nichts, dass Aimée mit Schermerhorn ein Verhältnis anfängt. Es ist eine Liebe, eine amour fou, die das ungewöhnliche Duo auf einen Roadtrip schickt, auf eine große Flucht. Ihm atemlos folgen zu müssen, darin liegt die erzählerische Meisterschaft von T. C. Boyle.
"Sprich mit mir", jetzt zuerst auf Deutsch erschienen, ehe der Roman im Mai in Amerika herauskommt, ist sorgfältigst durchkonstruiert. Dahinter steht ein allwissender Autor, der aber die Erzählperspektive immer wieder raffiniert in seine Personen verlegt, allen voran in Sam: Wo Sam gebärdet - oder wenn sich in seinem Gehirn die Worte formen, für die er Gebärden kennt -, ist das im Druckbild in Großbuchstaben wiedergegeben. Von enormer Eindringlichkeit ist dieser Kunstgriff, wenn Sam brutal aus seinem bisherigen Umfeld gerissen wird, eingesperrt in einen kahlen, stinkenden Käfig, um ihn herum in ihren Käfigen andere Schimpansen. SCHLÜSSEL SCHLOSS RAUS gebärdet er verzweifelt. Die leidenden schreienden Artgenossen kann er nicht als solche identifizieren, seine Selbstwahrnehmung ist die einer menschlichen Gestalt. SCHWARZE KÄFER sind die anderen Affen für ihn; einzig sehen kann er, dass sie die gleichen schwarzen Füße haben wie er. Das ist eine großartige zentrale Beobachtung: Wie entwirft sich ein Wesen, dem ein nicht wahrhaftiges Bild von sich selbst antrainiert wurde, in der Begegnung mit anderen seiner Spezies? Es ist ein Grundproblem der - menschlichen - Sozialisation überhaupt.
Zu Sams verzweifelter Lage kommt es, weil sein eigentlicher Besitzer Donald Moncrief, ebenfalls Professor und Chef von Guy Schermerhorn, ihn in seine Affenzuchtanstalt in Iowa zurückholt, nachdem das gesamte Spracherwerbsprojekt nach einigen Jahren Laufzeit in einem wissenschaftlichen Beitrag als sinnlos verworfen wurde, mithin die Forschungsgelder dafür auszubleiben drohen. Hier liegt der reale Kern von T. C. Boyles Geschichte. In den sechziger und siebziger Jahren wurde die Menschennähe der Schimpansen in Langzeitversuchen erforscht bis hin zur Fähigkeit, erlernte Gebärden sinnvoll zu kombinieren. Im Roman fallen zwei Namen: Die Verhaltensforscherin Jane Goodall hatte in Tansania bahnbrechende Erkenntnisse über die Fähigkeiten der Schimpansen überhaupt gewonnen. Doch es war der Linguist Noam Chomsky, der scharf deren Begabung zum menschenanalogen Spracherwerb bestritt. In "Sprich mit mir" ist es der Aufsatz eines Kollegen Schermerhorns, der Chomskys Position einnimmt, nachdem er selbst jahrelang an dem ehrgeizigen Programm teilgenommen hatte.
Mit Donald Moncrief entwirft Boyle eine furchtbar zynische Figur, einen Quäler als Gegenspieler, der jedoch nur sein Recht einfordert. Es ist noch die Zeit, in der Tiere als Sachen gelten, ein Zuchtschimpanse ist 10 000 Dollar wert, sonst immerhin noch für die medizinische Forschung verwertbar. Moncrief ist zudem gezeichnet, er trägt eine schwarze Augenklappe, ein wütender Schimpanse soll ihm ein Auge mit dem Finger ausgestochen haben; seine eigene Aggressivität gibt dafür den - blinden - Spiegel ab. Aimée, die Sam in Moncriefs Kerker gefolgt war und dort als Pflegerin arbeitet, gelingt es, ihn in einem riskanten nächtlichen Manöver aus dem "Schimpansenstall" zu befreien; DU ICH GEHEN hatte er ihr flehend gebärdet. Was sich nur Schicksal nennen lässt, nimmt von nun an seinen Lauf. Die Zeilen des Lieds, wie es die Talking Heads singen, kehren wieder als entscheidendes Kapitel: "Hug me, tease me, love me, squeeze me"; und eine Taufe wird geschehen, mit ein wenig Weihwasser, "dip me in the water".
T. C. Boyles Roman beschreibt eine unerhörte Anmaßung, es ist die des Menschen, ein ihm genetisch so nahestehendes Geschöpf nach seinen Maßstäben formen zu wollen. Das gilt so, trotz allem Willen zum Wissen und trotz aller tiefen Zuneigung. Das reicht weiter als der Ehrgeiz des jungen Forschers Schermerhorn und als ein bloßes tragisches Missverständnis. Es kommt der Moment, in dem Aimée es begreift: "Wenn er lächelte, zog er die Lippen zurück, so dass man Zahnfleisch und Zähne sehen konnte, und genau das tat er jetzt. Er war komisch und liebenswert und noch etwas anderes - sie sah es zum ersten Mal, und es jagte ihr einen Schauer über den Rücken: Er war berechnend. Er war kein Mensch, aber auch kein Tier, sondern etwas dazwischen, etwas Unnatürliches, Deformiertes." Aimée blickt ihrer Verantwortung und Schuld in die Augen; deshalb ist sie es, die am Ende ihrer weiten Reise mit Sam die einzig mögliche Konsequenz zieht. "Sprich mit mir" ist eine so ergreifende wie beglückende Lektüre, weil Glück im Mitleiden liegt, im Pathos und im Verstehen. ICH BIN SAM lautet das Vermächtnis der zugerichteten Kreatur.
ROSE-MARIA GROPP
T. C. Boyle: "Sprich mit mir". Roman.
Aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Hanser Verlag, München 2021. 349 S., geb., 25,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Eine so ergreifende wie beglückende Lektüre, weil Glück im Mitleiden liegt, im Pathos und im Verstehen." Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.02.21
"Wohl einer von Boyles besten - und traurigsten - Romanen, ein Buch, das die Grenzen zwischen Mensch und Tier auflöst." Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung, 22.02.21
"Boyles feiner Sinn für Humor zeigt sich an so mancher Stelle. ... Man fühlt sich gut unterhalten, ohne dass dies das ernste Anliegen des Romans unterminieren würde." Jens Uthoff, Die Tageszeitung, 02.02.21
"Dass Boyle Probleme prägnant zugestalten vermag, ohne der gewiss mächtigen Versuchung nachzugeben, sich für eine bestimmte Antwort zu entscheiden: Darin bewährt sich seine Kunst." Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 02.02.21
"Ein atemlos erzählter Roman mit einem Feuerwerk an typischen Boyle Szenen." Stefan Maelck, NDR Kultur, 28.01.21
"Ein furioser Roman ... verlässlich im Boyle-Sound von Dirk van Gunsteren übersetzt." Meike Fessmann, Der Tagesspiegel, 21.01.21
"T.C Boyle zeigt sich beim Aufbau des Spannungsbogens seiner Geschichte wieder mal als großer Meister des klassischen Erzählens, die Handlung schnurrt wie ein gut geöltes Uhrwerk, Boyle findet großartige poetische Bilder, kongenial übersetzt von Dirk van Gunsteren." Anja Höfer, SWR2 Lesenswert Magazin, 24.01.21
"Eine raffinierte Mischung aus Zeitlupentechnik und literarischem Lagenlook, sehr filmisch, sehr cool und sehr traurig." Petra Kohse, Frankfurter Rundschau, 25.01.21
"Wohl einer von Boyles besten - und traurigsten - Romanen, ein Buch, das die Grenzen zwischen Mensch und Tier auflöst." Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung, 22.02.21
"Boyles feiner Sinn für Humor zeigt sich an so mancher Stelle. ... Man fühlt sich gut unterhalten, ohne dass dies das ernste Anliegen des Romans unterminieren würde." Jens Uthoff, Die Tageszeitung, 02.02.21
"Dass Boyle Probleme prägnant zugestalten vermag, ohne der gewiss mächtigen Versuchung nachzugeben, sich für eine bestimmte Antwort zu entscheiden: Darin bewährt sich seine Kunst." Burkhard Müller, Süddeutsche Zeitung, 02.02.21
"Ein atemlos erzählter Roman mit einem Feuerwerk an typischen Boyle Szenen." Stefan Maelck, NDR Kultur, 28.01.21
"Ein furioser Roman ... verlässlich im Boyle-Sound von Dirk van Gunsteren übersetzt." Meike Fessmann, Der Tagesspiegel, 21.01.21
"T.C Boyle zeigt sich beim Aufbau des Spannungsbogens seiner Geschichte wieder mal als großer Meister des klassischen Erzählens, die Handlung schnurrt wie ein gut geöltes Uhrwerk, Boyle findet großartige poetische Bilder, kongenial übersetzt von Dirk van Gunsteren." Anja Höfer, SWR2 Lesenswert Magazin, 24.01.21
"Eine raffinierte Mischung aus Zeitlupentechnik und literarischem Lagenlook, sehr filmisch, sehr cool und sehr traurig." Petra Kohse, Frankfurter Rundschau, 25.01.21