Ein Ingenieur entdeckt im Jahr 1932 eine Zeitmaschine aus dem 19. Jahrhundert, setzt diese in Gang und reist hundert Jahre voraus in die Zukunft. Dort staunt er über den technischen Fortschritt, die Elektrofahrzeuge, Bildtelefone und anderes. Und er erfährt, dass der dauerhafte Frieden zwischen Deutschland und Frankreich, die er in seiner Zeit nur als
"Erbfeinde" erlebt hat, auf einem schrecklichen Geheimnis beruht ...
Mit Sprung über ein Jahrhundert verwirklichte der Soziologe und Nationalökonom Franz Oppenheimer das lang gehegte Vorhaben, seine Gesellschaftstheorie in leicht verständliche Bilder zu übersetzen und seine Vision von einem freiheitlichen Sozialismus und einer friedlichen Welt zu veranschaulichen. Nach den dramatischen Veränderungen des Jahres 1933 war ihm bewusst, dass er zu den Menschen nur durchdringen konnte, wenn er seine jüdische Identität hinter dem Pseudonym
Francis D. Pelton verbergen würde. Bemerkenswert ist nicht nur der Inhalt des Romans, sondern auch die Umschlaggestaltung - eine frühe Arbeit des später renommierten Formgestalters, Architekten und Künstlers Max Bill, der obendrein auch noch sein eigenes Konterfei - von seiner Frau fotografiert - in die Collage hineinmontiert hat.
"Erbfeinde" erlebt hat, auf einem schrecklichen Geheimnis beruht ...
Mit Sprung über ein Jahrhundert verwirklichte der Soziologe und Nationalökonom Franz Oppenheimer das lang gehegte Vorhaben, seine Gesellschaftstheorie in leicht verständliche Bilder zu übersetzen und seine Vision von einem freiheitlichen Sozialismus und einer friedlichen Welt zu veranschaulichen. Nach den dramatischen Veränderungen des Jahres 1933 war ihm bewusst, dass er zu den Menschen nur durchdringen konnte, wenn er seine jüdische Identität hinter dem Pseudonym
Francis D. Pelton verbergen würde. Bemerkenswert ist nicht nur der Inhalt des Romans, sondern auch die Umschlaggestaltung - eine frühe Arbeit des später renommierten Formgestalters, Architekten und Künstlers Max Bill, der obendrein auch noch sein eigenes Konterfei - von seiner Frau fotografiert - in die Collage hineinmontiert hat.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2017Der 16. Juni 2032
Unglaublich europäisch: Ein utopischer Roman aus dem Jahre 1934
Ein utopischer Roman aus dem Jahr 1934, der mit der befriedenden Wirkung atomarer Vernichtungswaffen rechnet und der ihren ersten und einzigen Einsatz für 1946 vorsieht; der ein Europa zeigt, in dem Staatsgrenzen kaum noch eine Rolle spielen; der eine Wohlstandsgesellschaft samt vorangehendem Wirtschaftswunder zeichnet; der eine Welt entwirft, in welcher der Gegensatz von Kommunismus und Kapitalismus sich aufgelöst hat – ein solches Buch müsste, denkt man, berühmt sein.
Es gibt dieses Buch, aber bekannt ist es kaum ein paar Spezialisten, neu aufgelegt wurde es erst jetzt wieder. Der Name des Verfasser lautet Francis D. Pelton, aus dem Englischen übersetzt haben soll es ein Robert Holl. Es erschien 1934, und zwar in der Schweiz. Das Buch gab vor, vom Jahr 2032 zu handeln, darum lautet sein Titel „Sprung über ein Jahrhundert“. Sein Inhalt ist unter der Verkleidung von Science-Fiction ein dialogisierter Traktat über eine andere Möglichkeit des 20. Jahrhunderts, die zum Zeitpunkt seiner Entstehung ziemlich das genaue Gegenteil dessen darstellte, was sich gleichzeitig beim Aufstieg von Nationalsozialismus und Stalinismus vollzog.
Es ist fast schade, dass diese Neuauflage nicht umhinkommt, den Namen des wahren Verfassers zu nennen. Denn es wäre ein interessantes Experiment, das Buch ohne solches Wissen zu lesen, als Text eines Unbekannten, gar Verschollenen. Aber es hilft nichts, man muss den Urheber dieser Fiktion nennen, auch wenn er nun seinerseits den meisten nur noch wenig sagen dürfte. Der Autor des „Sprungs“ ist Franz Oppenheimer (1864 bis 1943), ein jüdischer Deutscher, der aus Berlin stammte und in Los Angeles starb. Er war einer der Begründer der jungen Disziplin der Soziologie in Deutschland, davor und daneben aber auch Mediziner und Volkswirtschaftler. Daher war sein Blick auf die Gesellschaft auch erfahrungsreicher als der eines bloßen Theoretikers. Er hatte als Armenarzt gearbeitet und wusste Bilanzen zu lesen, kannte sich in Börsen und Bankhäusern aus. Kurz nach dem Erscheinen seines Romans emigrierte er über Palästina nach Amerika.
Vor 1933 hatte er eine bedeutende Schülerschar beeindruckt, darunter Ludwig Erhard, den Vater der sozialen Marktwirtschaft, der ihn immer in Ehren hielt. Die junge Bundesrepublik widmete ihm sogar eine Briefmarke, und an Gedenktagen erinnert man sich an ihn, auch eine Ausgabe seiner Schriften liegt vor.
Der Roman enthält nicht nur die Vision einer europäischen Friedensordnung, sondern auch die eines Sozialismus mit marktwirtschaftlichen Elementen oder umgekehrt: einer sozialistisch regulierten Marktwirtschaft. Diese Teile sind bis in die Einzelheiten von Geldverkehr, Zins, Bankwesen, Eigentumsordnung so detailliert ausgearbeitet, dass man sich dazu den Kommentar eines Wirtschaftswissenschaftlers wünschen würde.
Hier nur das Allerwichtigste: In Pelton/Oppenheimers Welt gibt es nur noch Kleineigentümer. Die Grundlage des Wirtschaftens sind Landparzellen, die jedermann hat, während – dank technischem Fortschritt – in den produzierenden und dienstleistenden Berufen nur noch zwanzig Stunden pro Woche gearbeitet wird. Das Geld ist strikt nach Goldstandard reguliert, Banken gibt es nur für wenige Risikogeschäfte, ansonsten hat jeder Bürger Anteil an einer Gesamtkasse für Konsum, Ersparnisse, Versicherungen. Die Zinsen sind niedrig, weil es keine Spekulation mehr gibt.
Trotzdem herrscht keine Staatswirtschaft, sondern Wettbewerb, aber – erstmals in der Geschichte – nur noch unter gleich Starken. Monopole, übermächtige Unternehmen gibt es nicht mehr. Die Schrecken der Konkurrenz zwischen wenigen Starken und Millionen Schwachen sind ebenso überwunden wie der kommunistische Terror.
Das hat viele Weiterungen, zum Beispiel die weitgehende Auflösung der Städte zugunsten von Gartensiedlungen oder genossenschaftliche Betriebsmodelle, vor allem aber hat es politische Voraussetzungen. Nach der Entdeckung einer Massenvernichtungswaffe durch einen deutschen Physiker, einigten sich Frankreich und Deutschland 1946 auf eine Vereinigung, indem sie ihre Grenzregion als „Lotharingien“ zu einem zweisprachigen Zwischenreich mit offenen Grenzen machten. Erst damit wurde das "Unrecht von Versailles" geheilt. Die Polen fanden das so attraktiv, dass sie nachzogen und im Osten dasselbe taten.
So wächst ein Europa zunehmend selbständiger Regionen heran, in der die Menschen frei reisen können und viele Sprachen sprechen. Man fliegt, fährt Auto, telefoniert mit Bildgeräten, war schon auf dem Mond, der Staat ist nur noch ein Verwalter, die Politik geschieht am besten vor Ort, in Gemeinden, Gauen und Provinzen. Aber auch eine Trockenlegung des Mittelmeers zur Erweiterung der Siedlungsfläche ist angedacht.
All das erfahren die Leser, weil ein Professor Bachmüller 1932 zufällig auf seinem schwäbischen Grundstück die Zeitmaschine von H. G. Wells gefunden und sich am 16. Juni genau ein Jahrhundert weiter geschossen hat, am selben Ort, weshalb er sogleich erstaunte und erfreute Nachfahren trifft.
Man könnte lange fortfahren, die Details dieser in vielen Zügen urdeutschen, sogar patriotischen, ein bisschen sogar mystischen Technik-Garten-Fortschritts-Idylle aufzuzählen. Denn natürlich zeigt das Buch wie alle vergangene Zukunft tiefe Spuren seiner Entstehungszeit, so wenn es postuliert, besser als „Herrschaft“ sei „Führung“, weil diese das Einverständnis der Geführten voraussetze. Die neuen Führer aber werden in „Seher, Denker, Wecker und Ordner“ aufgeteilt – man sieht förmlich einen Lichtdom dabei, durchbraust von Max-Weber-Sound. Am besten man liest das Buch selber und staunt, was schöpferische Vernunft im düstersten Moment der europäischen Geschichte ausdenken konnte. Es ist eigentlich unglaublich.
GUSTAV SEIBT
Auch eine Trockenlegung des
Mittelmeers zur Erweiterung der
Siedlungsfläche ist angedacht
Francis D. Pelton (Franz Oppenheimer): Sprung über ein Jahrhundert. Roman. Herausgegeben von
Claudia Willms. Quintus Verlag, Berlin 2017.
191 Seiten, 15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Unglaublich europäisch: Ein utopischer Roman aus dem Jahre 1934
Ein utopischer Roman aus dem Jahr 1934, der mit der befriedenden Wirkung atomarer Vernichtungswaffen rechnet und der ihren ersten und einzigen Einsatz für 1946 vorsieht; der ein Europa zeigt, in dem Staatsgrenzen kaum noch eine Rolle spielen; der eine Wohlstandsgesellschaft samt vorangehendem Wirtschaftswunder zeichnet; der eine Welt entwirft, in welcher der Gegensatz von Kommunismus und Kapitalismus sich aufgelöst hat – ein solches Buch müsste, denkt man, berühmt sein.
Es gibt dieses Buch, aber bekannt ist es kaum ein paar Spezialisten, neu aufgelegt wurde es erst jetzt wieder. Der Name des Verfasser lautet Francis D. Pelton, aus dem Englischen übersetzt haben soll es ein Robert Holl. Es erschien 1934, und zwar in der Schweiz. Das Buch gab vor, vom Jahr 2032 zu handeln, darum lautet sein Titel „Sprung über ein Jahrhundert“. Sein Inhalt ist unter der Verkleidung von Science-Fiction ein dialogisierter Traktat über eine andere Möglichkeit des 20. Jahrhunderts, die zum Zeitpunkt seiner Entstehung ziemlich das genaue Gegenteil dessen darstellte, was sich gleichzeitig beim Aufstieg von Nationalsozialismus und Stalinismus vollzog.
Es ist fast schade, dass diese Neuauflage nicht umhinkommt, den Namen des wahren Verfassers zu nennen. Denn es wäre ein interessantes Experiment, das Buch ohne solches Wissen zu lesen, als Text eines Unbekannten, gar Verschollenen. Aber es hilft nichts, man muss den Urheber dieser Fiktion nennen, auch wenn er nun seinerseits den meisten nur noch wenig sagen dürfte. Der Autor des „Sprungs“ ist Franz Oppenheimer (1864 bis 1943), ein jüdischer Deutscher, der aus Berlin stammte und in Los Angeles starb. Er war einer der Begründer der jungen Disziplin der Soziologie in Deutschland, davor und daneben aber auch Mediziner und Volkswirtschaftler. Daher war sein Blick auf die Gesellschaft auch erfahrungsreicher als der eines bloßen Theoretikers. Er hatte als Armenarzt gearbeitet und wusste Bilanzen zu lesen, kannte sich in Börsen und Bankhäusern aus. Kurz nach dem Erscheinen seines Romans emigrierte er über Palästina nach Amerika.
Vor 1933 hatte er eine bedeutende Schülerschar beeindruckt, darunter Ludwig Erhard, den Vater der sozialen Marktwirtschaft, der ihn immer in Ehren hielt. Die junge Bundesrepublik widmete ihm sogar eine Briefmarke, und an Gedenktagen erinnert man sich an ihn, auch eine Ausgabe seiner Schriften liegt vor.
Der Roman enthält nicht nur die Vision einer europäischen Friedensordnung, sondern auch die eines Sozialismus mit marktwirtschaftlichen Elementen oder umgekehrt: einer sozialistisch regulierten Marktwirtschaft. Diese Teile sind bis in die Einzelheiten von Geldverkehr, Zins, Bankwesen, Eigentumsordnung so detailliert ausgearbeitet, dass man sich dazu den Kommentar eines Wirtschaftswissenschaftlers wünschen würde.
Hier nur das Allerwichtigste: In Pelton/Oppenheimers Welt gibt es nur noch Kleineigentümer. Die Grundlage des Wirtschaftens sind Landparzellen, die jedermann hat, während – dank technischem Fortschritt – in den produzierenden und dienstleistenden Berufen nur noch zwanzig Stunden pro Woche gearbeitet wird. Das Geld ist strikt nach Goldstandard reguliert, Banken gibt es nur für wenige Risikogeschäfte, ansonsten hat jeder Bürger Anteil an einer Gesamtkasse für Konsum, Ersparnisse, Versicherungen. Die Zinsen sind niedrig, weil es keine Spekulation mehr gibt.
Trotzdem herrscht keine Staatswirtschaft, sondern Wettbewerb, aber – erstmals in der Geschichte – nur noch unter gleich Starken. Monopole, übermächtige Unternehmen gibt es nicht mehr. Die Schrecken der Konkurrenz zwischen wenigen Starken und Millionen Schwachen sind ebenso überwunden wie der kommunistische Terror.
Das hat viele Weiterungen, zum Beispiel die weitgehende Auflösung der Städte zugunsten von Gartensiedlungen oder genossenschaftliche Betriebsmodelle, vor allem aber hat es politische Voraussetzungen. Nach der Entdeckung einer Massenvernichtungswaffe durch einen deutschen Physiker, einigten sich Frankreich und Deutschland 1946 auf eine Vereinigung, indem sie ihre Grenzregion als „Lotharingien“ zu einem zweisprachigen Zwischenreich mit offenen Grenzen machten. Erst damit wurde das "Unrecht von Versailles" geheilt. Die Polen fanden das so attraktiv, dass sie nachzogen und im Osten dasselbe taten.
So wächst ein Europa zunehmend selbständiger Regionen heran, in der die Menschen frei reisen können und viele Sprachen sprechen. Man fliegt, fährt Auto, telefoniert mit Bildgeräten, war schon auf dem Mond, der Staat ist nur noch ein Verwalter, die Politik geschieht am besten vor Ort, in Gemeinden, Gauen und Provinzen. Aber auch eine Trockenlegung des Mittelmeers zur Erweiterung der Siedlungsfläche ist angedacht.
All das erfahren die Leser, weil ein Professor Bachmüller 1932 zufällig auf seinem schwäbischen Grundstück die Zeitmaschine von H. G. Wells gefunden und sich am 16. Juni genau ein Jahrhundert weiter geschossen hat, am selben Ort, weshalb er sogleich erstaunte und erfreute Nachfahren trifft.
Man könnte lange fortfahren, die Details dieser in vielen Zügen urdeutschen, sogar patriotischen, ein bisschen sogar mystischen Technik-Garten-Fortschritts-Idylle aufzuzählen. Denn natürlich zeigt das Buch wie alle vergangene Zukunft tiefe Spuren seiner Entstehungszeit, so wenn es postuliert, besser als „Herrschaft“ sei „Führung“, weil diese das Einverständnis der Geführten voraussetze. Die neuen Führer aber werden in „Seher, Denker, Wecker und Ordner“ aufgeteilt – man sieht förmlich einen Lichtdom dabei, durchbraust von Max-Weber-Sound. Am besten man liest das Buch selber und staunt, was schöpferische Vernunft im düstersten Moment der europäischen Geschichte ausdenken konnte. Es ist eigentlich unglaublich.
GUSTAV SEIBT
Auch eine Trockenlegung des
Mittelmeers zur Erweiterung der
Siedlungsfläche ist angedacht
Francis D. Pelton (Franz Oppenheimer): Sprung über ein Jahrhundert. Roman. Herausgegeben von
Claudia Willms. Quintus Verlag, Berlin 2017.
191 Seiten, 15 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2018Vereint über den Rhein
Ein utopischer Roman Franz Oppenheimers
Der Arzt, Ökonom und Soziologe Franz Oppenheimer (1864 bis 1943) gilt als ein geistiger Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft. "Etwas hat mich so tief beeindruckt, dass es für mich unverlierbar ist, nämlich die Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit", schrieb Ludwig Erhard. "Er erkannte den ,Kapitalismus' als das Prinzip, das zur Ungleichheit führt, ja das die Ungleichheit geradezu statuiert, obwohl ihm gewiss nichts ferner lag als eine öde Gleichmacherei. Auf der anderen Seite verabscheute er den Kommunismus, weil er zwangsläufig zur Unfreiheit führt. Es müsse einen Weg geben - einen dritten Weg -, der eine glückliche Synthese, einen Ausweg bedeutet. Ich habe es, fast seinem Auftrag gemäß, versucht, in der Sozialen Marktwirtschaft versucht, einen nicht sentimentalen, sondern einen realistischen Weg aufzuzeigen."
Unter dem Kunstnamen Francis D. Pelton verfasste Oppenheimer im Jahre 1933 einen noch heute lesenswerten Zukunftsroman, in dem ein mit einer Zeitmaschine ins 21. Jahrhundert gereister Ingenieur zu seiner Verblüffung entdeckt, dass eine Aussöhnung Deutschlands und Frankreichs zu einem schönen Europa geführt hat.
gb.
Francis D. Pelton: Sprung über ein Jahrhundert. Verlag Quintus. Berlin 2017. 192 Seiten. 15 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein utopischer Roman Franz Oppenheimers
Der Arzt, Ökonom und Soziologe Franz Oppenheimer (1864 bis 1943) gilt als ein geistiger Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft. "Etwas hat mich so tief beeindruckt, dass es für mich unverlierbar ist, nämlich die Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Fragen unserer Zeit", schrieb Ludwig Erhard. "Er erkannte den ,Kapitalismus' als das Prinzip, das zur Ungleichheit führt, ja das die Ungleichheit geradezu statuiert, obwohl ihm gewiss nichts ferner lag als eine öde Gleichmacherei. Auf der anderen Seite verabscheute er den Kommunismus, weil er zwangsläufig zur Unfreiheit führt. Es müsse einen Weg geben - einen dritten Weg -, der eine glückliche Synthese, einen Ausweg bedeutet. Ich habe es, fast seinem Auftrag gemäß, versucht, in der Sozialen Marktwirtschaft versucht, einen nicht sentimentalen, sondern einen realistischen Weg aufzuzeigen."
Unter dem Kunstnamen Francis D. Pelton verfasste Oppenheimer im Jahre 1933 einen noch heute lesenswerten Zukunftsroman, in dem ein mit einer Zeitmaschine ins 21. Jahrhundert gereister Ingenieur zu seiner Verblüffung entdeckt, dass eine Aussöhnung Deutschlands und Frankreichs zu einem schönen Europa geführt hat.
gb.
Francis D. Pelton: Sprung über ein Jahrhundert. Verlag Quintus. Berlin 2017. 192 Seiten. 15 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main