Als Mitbegründer der Wandervogel-Bewegung, die sich von Steglitz aus in ganz Deutschland verbreitete, spielte Karl Fischer (1881–1941) in der frühen Jugendbewegung eine prominente Rolle. Weniger bekannt ist, dass Fischer von 1907 bis 1914 als Militärfreiwilliger, kaufmännischer Angestellter und Zeitungsredakteur in die deutsche Kolonialherrschaft in China eingebunden war. Die Publikation zeichnet die Spuren des Kolonialismus im privaten Nachlass von Karl Fischer nach und nimmt sie zum Anlass für eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte. Darüber hinaus werden in Form einer ersten Spurensuche historische und aktuelle Spuren des Kolonialismus im heutigen Bezirk Steglitz-Zehlendorf vorgestellt. Zehn Beispiele aus den Bereichen Mission, Wissenschaft, Wirtschaft, Militär und Vereinswesen machen die Verankerung des Kolonialismus deutlich und regen zu einer Diskussion über die langfristigen Folgen und die aktuelle Erinnerungspolitik im Bezirk an.