Die Leidenszeit jüdischer Zwangsarbeiterinnen, die während des 2. Weltkriegs in der ehemaligen Sprengstofffabrik Hessisch Lichtenau eingesetzt wurden, endete nicht 1945. Neben körperlichen Spätfolgen waren es vor allem psychosomatische Krankheiten und Angstzustände, die einen Neu-anfang nach den traumatischen Erfahrungen in Lager und Fabrik erschwerten. Eine Entschädigung erfuhren die Frauen - wenn überhaupt - nur ansatzweise. Diese Fallstudie über Zwangsarbeit und Entschädigung stützt sich auf umfangreiche archivalische Quellenbestände und zahlreiche Zeit-zeugengespräche. Sie gliedert sich in zwei große Teile: Die Zeit der Frauen 1944/45 im Lager und die nach der Befreiung. Zunächst wird die Geschichte des KZ-Außenkommandos Hessisch Lich-tenau dargestellt. Über die Lokalität des Lagers hinaus wird ein Beitrag zum KZ-System des Drit-ten Reiches geschrieben. Der zweite Teil ist der Entschädigung der Überlebenden gewidmet. Das Spektrum umfasst dabei politische, juristische, medizinische und ethisch-mor-lischen Fragestellun-gen. Die Studie beleuchtet exemplarisch einen wichtigen Bereich deutscher Nachkriegsgeschichte, der gerade in den letzten Jahren wieder aktuell geworden ist.