Hier werden die beliebtesten Zoo-Tiere vorgestellt und ihre Lebensweise, ihr Aussehen und ihre Gewohnheiten beschrieben. Die Autorin wählte unter anderen den Löwen, den Wolf und den Eisbären, den Delfin, die Robbe und den Gorilla aus. Das Buch erklärt außerdem, wie artgerechte Tierhaltung funktioniert und klärt über Artenschutz auf.
Ein Besuch im Zoo
Was wiegt bis zu 4 000 Kilogramm und hat einen „Blubber”? Wem wächst so lange kein dichter Bart, wie ein anderer Mann der Boss ist? Wer hat 50 Zentimeter breite Lippen? Wie schwimmt man minutenlang unbemerkt unter Wasser, obwohl man so groß und schwer ist wie ein Lastwagen?
Wer all das nicht wissen will, geht wahrscheinlich nie in einen Zoo. Und ist davon überzeugt, dass Zoos noch immer große Tiergefängnisse sind, in denen unglückliche Lebewesen tagein, tagaus gequält werden. Tatsächlich haben europäische Zoos inzwischen durchaus gelernt, was artgerechte Haltung ist, und tragen sogar dazu bei, vom Aussterben bedrohte Tierarten zu züchten und zu retten.
Kindern, welche die Spurensuche lesen, ist das alles vermutlich egal. Sie wollen Orang-Utans beim Spielen zusehen und Pinguinen beim Schwimmen, sie wollen beobachten, wie ein Känguru-Baby seine langen Beine in den kleinen Beutel der Mutter hineinfaltet und wie zwei Riesenschildkröten miteinander Liebe machen. Außerdem wollen sie Eis lutschen, Ziegen streicheln und zum Schluss Pommes mit Mayo essen. Bei alledem kann auch ein buntes, übersichtliches und kindgerecht aufbereitetes Zoobuch natürlich nicht helfen – Bücher, die nach Eis schmecken und nach Ziegen riechen, sind noch nicht erfunden worden. Aber was Ingrid Harrison zusammengetragen hat, kann als überaus informativer und spannender Beitrag zur Vor- und Nachbereitung auf einen Zoo-Besuch dienen – oder auch nur als etwas spezielles, aber anregendes Werk über die Fauna der Welt.
In 13 Kapiteln wird jeweils ein Zoo-Tier vorgestellt: Seine Ess- und Lebensgewohnheiten werden geschildert, seine Vorlieben und Abneigungen, seine besonderen Talente und seine körperlichen Besonderheiten. Weil das aber, wenn es ganz abstrakt erzählt wäre, langweilig ist, hat die Autorin sich lebende Beispiele aus deutschen Zoos gesucht und anhand von ihnen ihre Geschichten erzählt. So erfahren wir zum Beispiel, dass der Junglöwe Azlan deshalb eine so mickrige Mähne hat, weil sein Vater, Frits, der Rudelführer im Rotterdamer Zoo ist. Erst, wenn Frits eines Tages schwach und müde wird oder das Zeitliche segnet, hat Azlan die Chance, Rudelführer zu werden – und endlich ein bärtiger Kerl. See-Elefanten wie Sharky, der vor seiner Übersiedelung in den Berliner Zoo vor Südafrika von einem Hai verletzt wurde, haben eine Fettschicht namens „Blubber”. Sie ist bis zu 15 Zentimeter dick und hält auch auf einer Eisscholle schön warm. Die 50 Zentimeter dicken Lippen, gehören dem Flusspferd Polly, das damit bestimmt besonders gut küssen kann. Und wer ist das U-Boot, das so gut heimlich unter Wasser schwimmen kann? Die Elefantendame Vilja. Sie benutzt ihren Rüssel, der sage und schreibe 40 000 Muskeln enthält, als Schnorchel und geht ausführlich baden.
Natürlich gibt es in dem Band viele Fotos von den Tieren, kleine Übersichtskästen mit Kurzinformationen – und für jene, die nicht nur lesen, sondern zudem streicheln, riechen und essen wollen, auch die Adressen berühmter Zoos mit ihren Besonderheiten. Nichts wie hin. (ab 10 Jahre).
CATHRIN KAHLWEIT
INGRID HARRISON: Spurensuche im Zoo. Bertelsmann Verlag 1999. 100 Seiten, 29,90 Mark.
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