A debut anthology of short stories, set against the backdrop of the Florida Everglades, features original tales, including "Haunting Olivia," "Z.Z.'s Sleepaway Camp for Disordered Dreamers," "Out to Sea," and the title story, about fifteen young girls who had been raised by wolves and who are painstakingly re-educated by nuns.
Here is the debut short story collection from the author of the Pulitzer Prize finalist Swamplandia! and the New York Times bestselling Vampires in the Lemon Grove.
In these ten glittering stories, the award-winning, bestselling author Orange World and Other Stories takes us to the ghostly and magical swamps of the Florida Everglades. Here wolf-like girls are reformed by nuns, a family makes their living wrestling alligators in a theme park, and little girls sail away on crab shells.
Filled with inventiveness and heart, St. Lucy's Home for Girls Raised by Wolves is the dazzling debut of a blazingly original voice.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Here is the debut short story collection from the author of the Pulitzer Prize finalist Swamplandia! and the New York Times bestselling Vampires in the Lemon Grove.
In these ten glittering stories, the award-winning, bestselling author Orange World and Other Stories takes us to the ghostly and magical swamps of the Florida Everglades. Here wolf-like girls are reformed by nuns, a family makes their living wrestling alligators in a theme park, and little girls sail away on crab shells.
Filled with inventiveness and heart, St. Lucy's Home for Girls Raised by Wolves is the dazzling debut of a blazingly original voice.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2008Jenseits von Swamplandia
Seh dich später, Alligator: Karen Russell phantasiert in ihrem Debüt über die Probleme einer nicht ungefährlichen Kindheit auf dem amerikanischen Lande.
Die Lykanthropen sind nicht, wie lange Zeit vermutet, ausgestorben. Sie heißen "Hwraa!", "Gwarr!" oder "Trrr!" und führen eine wenig beachtete Existenz. Dort, wo die Zivilisation ausfranst und in namenlose Wildnis übergeht, wären noch unheimliche Begegnungen mit Wolfsmenschen und ihren phantastischen Kollegen zu machen. Nur leider kommt man ja so selten raus aufs Land.
Dafür klärt einen jetzt Karen Russell in ihrem Debüt, dem Erzählungsband "Schlafanstalt für Traumgestörte", über die Ausprägungen einsamen Hinterwäldlertums auf. Die Schauplätze, welche die sechsundzwanzigjährige aus Florida stammende Autorin gewählt hat, sind äußerst randständig - was nicht heißen soll, dass dort, abseits der großen Städte, nichts los wäre. Die Sümpfe und Inseln Floridas oder die Spezialanstalten, in denen hochseltene Anomalien ausgemerzt werden, sind durchaus belebt; allerdings mit Außenseitern, Exzentrikern im wahrsten Sinne des Wortes.
Die zwölfjährige Protagonistin der Erzählung "Ava ringt mit dem Alligator" etwa lebt mit ihrer vier Jahre älteren Schwester Osceola in Swamplandia, einer nur noch sporadisch von Touristen besuchten Reptilienfarm. Der Vater, Chief Bigtree, ist während des Sommers auf dem Festland, mit der toten Mutter kann nur noch per Hexenbrett kommuniziert werden. Swamplandia ist auch nicht unbedingt ein Ort für unbeschwerte Sommerfrischen: "Meilenweit Sumpf und Millionen und Abermillionen Geister und niemand außer uns Mädchen, daheim in unseren albernen Pyjamas."
Da verwundert es nicht, dass Osceola von einem Geist besessen ist, ständig nächtliche "Sumpfrendezvous" hat. Wegen dieses "nervigen Freunds" bleibt alle Arbeit - stinkiges Futterzeug für die Alligatoren köpfen, Bigtree-Latrinen spülen und die Gipszähne im Alligatorkopf bürsten - an Ava hängen. Eines Nachts kommt es wie befürchtet, Osceola brennt mit dem Geist durch, und Ava muss ihre Angst vor dem Sumpf überwinden, sich suchend in die dunklen Mangroven wagen.
Russells Helden, Heranwachsende im Zwischenreich von Kindheit und Erwachsenenwelt, streunen wie Ava durch phantastische, märchenhafte und nicht ganz harmlose Kulissen. Stellenweise entwirft die Autorin Szenerien mit dem Gruselpotential schauerromantischer Nachtstücke, etwa wenn die Brüder Waldo und Timothy in "Olivia überall" einen alten Wasserschrottplatz nach ihrer ertrunkenen Schwester durchtauchen. Natürlich dümpeln im brackigen Wasser nicht nur verrottende Fischkutter, sondern allerhand mysteriöses Getier.
Dem inneren Gedanken- und Phantasiestrom von Karen Russells Außenseitern kann man sich als Leser ebenso wenig entziehen wie den aberwitzigen Plots. Allerdings beginnen die beißende Ironie und der schwarzhumorige Ton, die in jedem Text vorherrschen, nach einer Weile zu befremden, vor allem, weil sie fast noch aus Kindermündern kommen. Und Kinder sind normalerweise noch keine Meister der Ironie.
Erst auf dem zweiten Blick offenbaren sich die Ursachen für deren Witz- und Wortgewandtheit. Russells junge Protagonisten sind Überlebenskünstler, sie haben entweder unter dem Versagen oder der gänzlichen Abwesenheit ihrer Eltern zu leiden. Die Geschichten sind Variationen auf das Hänsel-und-Gretel-Thema, verlassene Kinder, abenteuernd in der Wildnis, auf der Suche nach einem Zuhause. Ohne schlaue Verstellungskunst wären sie verloren. So lesen sich die im positiven Sinne unterhaltsamen Stücke auch als Kommentare auf eine zu frühe, aus der Not geborene Emanzipation von den Eltern.
Am besten gelingt die Mischung aus wilder Komik und bitterer Ironie im Glanzstück des Bandes, der Erzählung "Die Wolfsmädchen vom St.-Lucia-Heim". Nonnen versprechen im Wald hausenden Werwölfen, ihren Kindern mit Hilfe des "Handbuchs des Jesuitenordens zum lykanthropischen Kulturschock" eine "bessere Kultur" angedeihen zu lassen. Die Eltern stimmen zu; sie wollen, dass es die Kinder einmal besser haben: "Sie wollten, dass wir Zahnspangen trugen, Handtücher benutzten, ganz und gar zweisprachig wurden."
Die struppigen Mädchen namens Gwarr! oder Trrr! kommen in ein Umerziehungsheim und heißen fortan Jeanette oder Mirabelle. Sie lernen, sich die Kleider nicht vom Leib zu reißen, Kompetenzpunkte zu sammeln und die Hausheilige abzustauben. Der unbeliebten Klassenstreberin gelingt als Erster eine Art Lächeln. Aber natürlich fordert der Weg in die Zivilisation auch seine Opfer. Einige Unbelehrbare werden immer heimatlos bleiben, und sie müssen "in weißen Tennisschuhen und Hosenröcken ihren alten Rudeln" hinterherhumpeln.
FRANZISKA SENG
Karen Russell: "Schlafanstalt für Traumgestörte". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Malte Krutzsch. Verlag Kein & Aber, Zürich 2008. 304 Seiten, geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Seh dich später, Alligator: Karen Russell phantasiert in ihrem Debüt über die Probleme einer nicht ungefährlichen Kindheit auf dem amerikanischen Lande.
Die Lykanthropen sind nicht, wie lange Zeit vermutet, ausgestorben. Sie heißen "Hwraa!", "Gwarr!" oder "Trrr!" und führen eine wenig beachtete Existenz. Dort, wo die Zivilisation ausfranst und in namenlose Wildnis übergeht, wären noch unheimliche Begegnungen mit Wolfsmenschen und ihren phantastischen Kollegen zu machen. Nur leider kommt man ja so selten raus aufs Land.
Dafür klärt einen jetzt Karen Russell in ihrem Debüt, dem Erzählungsband "Schlafanstalt für Traumgestörte", über die Ausprägungen einsamen Hinterwäldlertums auf. Die Schauplätze, welche die sechsundzwanzigjährige aus Florida stammende Autorin gewählt hat, sind äußerst randständig - was nicht heißen soll, dass dort, abseits der großen Städte, nichts los wäre. Die Sümpfe und Inseln Floridas oder die Spezialanstalten, in denen hochseltene Anomalien ausgemerzt werden, sind durchaus belebt; allerdings mit Außenseitern, Exzentrikern im wahrsten Sinne des Wortes.
Die zwölfjährige Protagonistin der Erzählung "Ava ringt mit dem Alligator" etwa lebt mit ihrer vier Jahre älteren Schwester Osceola in Swamplandia, einer nur noch sporadisch von Touristen besuchten Reptilienfarm. Der Vater, Chief Bigtree, ist während des Sommers auf dem Festland, mit der toten Mutter kann nur noch per Hexenbrett kommuniziert werden. Swamplandia ist auch nicht unbedingt ein Ort für unbeschwerte Sommerfrischen: "Meilenweit Sumpf und Millionen und Abermillionen Geister und niemand außer uns Mädchen, daheim in unseren albernen Pyjamas."
Da verwundert es nicht, dass Osceola von einem Geist besessen ist, ständig nächtliche "Sumpfrendezvous" hat. Wegen dieses "nervigen Freunds" bleibt alle Arbeit - stinkiges Futterzeug für die Alligatoren köpfen, Bigtree-Latrinen spülen und die Gipszähne im Alligatorkopf bürsten - an Ava hängen. Eines Nachts kommt es wie befürchtet, Osceola brennt mit dem Geist durch, und Ava muss ihre Angst vor dem Sumpf überwinden, sich suchend in die dunklen Mangroven wagen.
Russells Helden, Heranwachsende im Zwischenreich von Kindheit und Erwachsenenwelt, streunen wie Ava durch phantastische, märchenhafte und nicht ganz harmlose Kulissen. Stellenweise entwirft die Autorin Szenerien mit dem Gruselpotential schauerromantischer Nachtstücke, etwa wenn die Brüder Waldo und Timothy in "Olivia überall" einen alten Wasserschrottplatz nach ihrer ertrunkenen Schwester durchtauchen. Natürlich dümpeln im brackigen Wasser nicht nur verrottende Fischkutter, sondern allerhand mysteriöses Getier.
Dem inneren Gedanken- und Phantasiestrom von Karen Russells Außenseitern kann man sich als Leser ebenso wenig entziehen wie den aberwitzigen Plots. Allerdings beginnen die beißende Ironie und der schwarzhumorige Ton, die in jedem Text vorherrschen, nach einer Weile zu befremden, vor allem, weil sie fast noch aus Kindermündern kommen. Und Kinder sind normalerweise noch keine Meister der Ironie.
Erst auf dem zweiten Blick offenbaren sich die Ursachen für deren Witz- und Wortgewandtheit. Russells junge Protagonisten sind Überlebenskünstler, sie haben entweder unter dem Versagen oder der gänzlichen Abwesenheit ihrer Eltern zu leiden. Die Geschichten sind Variationen auf das Hänsel-und-Gretel-Thema, verlassene Kinder, abenteuernd in der Wildnis, auf der Suche nach einem Zuhause. Ohne schlaue Verstellungskunst wären sie verloren. So lesen sich die im positiven Sinne unterhaltsamen Stücke auch als Kommentare auf eine zu frühe, aus der Not geborene Emanzipation von den Eltern.
Am besten gelingt die Mischung aus wilder Komik und bitterer Ironie im Glanzstück des Bandes, der Erzählung "Die Wolfsmädchen vom St.-Lucia-Heim". Nonnen versprechen im Wald hausenden Werwölfen, ihren Kindern mit Hilfe des "Handbuchs des Jesuitenordens zum lykanthropischen Kulturschock" eine "bessere Kultur" angedeihen zu lassen. Die Eltern stimmen zu; sie wollen, dass es die Kinder einmal besser haben: "Sie wollten, dass wir Zahnspangen trugen, Handtücher benutzten, ganz und gar zweisprachig wurden."
Die struppigen Mädchen namens Gwarr! oder Trrr! kommen in ein Umerziehungsheim und heißen fortan Jeanette oder Mirabelle. Sie lernen, sich die Kleider nicht vom Leib zu reißen, Kompetenzpunkte zu sammeln und die Hausheilige abzustauben. Der unbeliebten Klassenstreberin gelingt als Erster eine Art Lächeln. Aber natürlich fordert der Weg in die Zivilisation auch seine Opfer. Einige Unbelehrbare werden immer heimatlos bleiben, und sie müssen "in weißen Tennisschuhen und Hosenröcken ihren alten Rudeln" hinterherhumpeln.
FRANZISKA SENG
Karen Russell: "Schlafanstalt für Traumgestörte". Erzählungen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Malte Krutzsch. Verlag Kein & Aber, Zürich 2008. 304 Seiten, geb., 18,90 [Euro].
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