Die Problematik des Verhältnisses von Staat und Religion ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Stets hat sich die Frage gestellt, wie sich organisierte politische Herrschaft mit der von Herrschern und Beherrschten geglaubten religiösen Wahrheit verträgt, sich mit ihr verbinden oder doch wenigstens vereinbaren lässt. Beim Nachdenken über die rechte Beziehung von Staat und Religion stößt man auf wirkmächtige Mythen: Den Mythos von der Entstehung des modernen Staates als Vorgang der Säkularisation, den Dämon des "christlichen Staates" und die Mär vom weltanschaulich-religiös neutralen Staat des Grundgesetzes.Die vorliegende Schrift betreibt Entmystifizierung und entwickelt Gegenthesen: Der Staat des Grundgesetzes ist - wie der moderne Staat überhaupt - gegenüber den verschiedenen Religionen und Weltanschauungen nicht neutral. Diese Erkenntnis sollte zugleich den Weg freimachen für eine staatliche Religionspolitik, die nicht alle Religionsgemeinschaften gleich behandelt, sondern nach ihrer säkularen Gemeinwohlförderlichkeit unterscheidet und dementsprechend staatlichen Schutz und staatliche Förderung bewusst ungleich verteilt.
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