Pflegewissenschaftliche und ein Großteil der soziologischen Gewaltforschung setzen sich unter Bezugnahme auf den Begriff der Gewalt zum Ziel, gewichtige Missstände zu identifizieren. Eine solche Gewaltforschung läuft auf eine moralische Beurteilung sozialer Phänomene hinaus. Das erste Ziel der von Jonas Barth vorgelegten Studie besteht darin, die gesellschaftliche Notwendigkeit der moralisierenden Gewaltforschung aufzuzeigen. Denn die Gewaltforschung reproduziert Formvorgaben über die gesellschaftliche Bedeutung von Gewalt und wird damit zu einem Teil eines staatlich verfassten ordnungsbezogenen Handlungszusammenhangs. Evaluative Stellungsnahmen in solchen Forschungen werden dann erkennbar als symbolische Markierungen von Ordnungskonflikten.Diese Rekonstruktion ermöglicht die Explikation eines Maßstabs, mit Hilfe dessen sozialtheoretische Mittel entwickelt werden können, die neben der geleisteten Rekonstruktion grundsätzlich auch anders gelagerte, d.h. nicht nur staatliche Ordnungsbezüge von Gewalt erfassen können. In den oben rekonstruierten Ordnungskonflikten wird markiert, dass es in der Pflege zu Gewaltbestimmungen und -legitimationen kommt, die für illegitim gehalten werden. Vor diesem Hintergrund analysiert die Studie auf der Grundlage einer qualitativ-ethnographischen Studie das Verständnis von und den Umgang mit Gewalt, die die normative Ordnung in der stationären Pflege von Menschen mit Demenz kennzeichnen. Die entlang der ethnografisch erzielten und theoretisch verdichteten empirischen Befunde werden abschließend noch einmal auf die eingangs geleistete Rekonstruktion der staatsbezogenen Gewaltforschung rückbezogen, sodass die Befunde sowohl einen Beitrag zur pflegebezogenen als auch zur gesellschaftstheoretischen Gewaltforschung darstellen.
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