"Ein Labyrinth aus bedrucktem Papier; von den Bürgersteigen zu den Durchgängen, von Türen über Treppen bis hinauf zu vollgestopften Dachgeschossen stapeln sich Bücher zu Fassaden, Ecken und Erkern."
Durch die Büchergassen Kalkuttas: Der Schriftsteller Ilija Trojanow und die Fotografin Anja Bohnhof durchstreifen eine farbenprächtige Welt des Wissens.
Kalkutta ist reich. Obwohl man die indische Metropole in Europa mit Bildern schlimmster Armut verbindet, ist sie auch ein Ort des Überflusses. Rings um die College Street gibt es mehr als fünftausend Buchläden, ein Labyrinth aus Millionen von Büchern; die kleinen bunten Kioske der Straßenhändler neben riesigen Gewölben mit Druckereien und Verlagshäusern. Der Weltensammler Ilija Trojanow, der mehrere Jahre in Indien lebte, und die renommierte Fotografin Anja Bohnhof zeigen die Schönheit einer einzigartigen Buchkultur. Ein lebendiger Kosmos - wer Bücher liebt, wird sich seiner Faszination nicht entziehen können.
Durch die Büchergassen Kalkuttas: Der Schriftsteller Ilija Trojanow und die Fotografin Anja Bohnhof durchstreifen eine farbenprächtige Welt des Wissens.
Kalkutta ist reich. Obwohl man die indische Metropole in Europa mit Bildern schlimmster Armut verbindet, ist sie auch ein Ort des Überflusses. Rings um die College Street gibt es mehr als fünftausend Buchläden, ein Labyrinth aus Millionen von Büchern; die kleinen bunten Kioske der Straßenhändler neben riesigen Gewölben mit Druckereien und Verlagshäusern. Der Weltensammler Ilija Trojanow, der mehrere Jahre in Indien lebte, und die renommierte Fotografin Anja Bohnhof zeigen die Schönheit einer einzigartigen Buchkultur. Ein lebendiger Kosmos - wer Bücher liebt, wird sich seiner Faszination nicht entziehen können.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.05.2012Jenseits des E-Books: In den Büchergassen von Kalkutta
Zahllose Buchrücken türmen sich auf zu farbenprächtigen Fassaden, grellbunte Schrift auf vergilbten Seiten quillt aus windschiefen Regalen und Schränken hervor. In den engen Gassen rund um die College Street in Kalkutta wird sie wirklich, die Vision von der ausufernden, der unendlichen Bibliothek, die der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges in einer seiner phantastischen Erzählungen entwarf. Hier befindet sich der weltweit größte Markt für gebrauchte Bücher – bibliophiles Paradies und labyrinthischer Verwirrort gleichermaßen. Die Straßen sind bevölkert von Händlern und Bouquinisten, die vor den wild zusammengezimmerten Kiosken ihre Bücher feilbieten, von Lastenträgern, Straßenkehrern, Rikschafahrern. Den Platz in den Häusern teilen sich Verlage, Druckereien und Grossisten.
Der Schriftsteller Ilija Trojanow und die Fotografin Anja Bohnhof haben diese „Stadt der Bücher“ besucht und ihre Eindrücke in einem Bildband festgehalten (Ilija Trojanow, Anja Bohnhof: Stadt der Bücher. LangenMüller Verlag, München 2012. 128 Seiten, 14,99 Euro).
Den Zauber der tausendfach gehefteten, gebundenen, geklebten Blätter beschwört Trojanow in wenigen Worten, auf fast leeren Seiten. Im Kontrast dazu Bonhofs Bilder, vor Farben und Dingen überbordend. Das Chaos, das darauf zu sehen ist, trügt. Der Markt ist effizient organisiert, die Bücher in geheimnisvoller Ordnung sortiert. Anders als die Bewohner von Borges’ fiktionaler Bibliothek, die zum lebenslangen Herumirren zwischen Regalen verdammt sind, rühmen sich die Händler der College Street, jedes beliebige Buch innerhalb weniger Minuten herbeischaffen zu können. Um nichts durcheinander zu bringen, ist es Fremden verboten, selbst nach Schätzen zu stöbern. Für sie bleibt nur eins zu tun: sich mit staunenden Augen umzusehen.
EVA MACKENSEN
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Zahllose Buchrücken türmen sich auf zu farbenprächtigen Fassaden, grellbunte Schrift auf vergilbten Seiten quillt aus windschiefen Regalen und Schränken hervor. In den engen Gassen rund um die College Street in Kalkutta wird sie wirklich, die Vision von der ausufernden, der unendlichen Bibliothek, die der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges in einer seiner phantastischen Erzählungen entwarf. Hier befindet sich der weltweit größte Markt für gebrauchte Bücher – bibliophiles Paradies und labyrinthischer Verwirrort gleichermaßen. Die Straßen sind bevölkert von Händlern und Bouquinisten, die vor den wild zusammengezimmerten Kiosken ihre Bücher feilbieten, von Lastenträgern, Straßenkehrern, Rikschafahrern. Den Platz in den Häusern teilen sich Verlage, Druckereien und Grossisten.
Der Schriftsteller Ilija Trojanow und die Fotografin Anja Bohnhof haben diese „Stadt der Bücher“ besucht und ihre Eindrücke in einem Bildband festgehalten (Ilija Trojanow, Anja Bohnhof: Stadt der Bücher. LangenMüller Verlag, München 2012. 128 Seiten, 14,99 Euro).
Den Zauber der tausendfach gehefteten, gebundenen, geklebten Blätter beschwört Trojanow in wenigen Worten, auf fast leeren Seiten. Im Kontrast dazu Bonhofs Bilder, vor Farben und Dingen überbordend. Das Chaos, das darauf zu sehen ist, trügt. Der Markt ist effizient organisiert, die Bücher in geheimnisvoller Ordnung sortiert. Anders als die Bewohner von Borges’ fiktionaler Bibliothek, die zum lebenslangen Herumirren zwischen Regalen verdammt sind, rühmen sich die Händler der College Street, jedes beliebige Buch innerhalb weniger Minuten herbeischaffen zu können. Um nichts durcheinander zu bringen, ist es Fremden verboten, selbst nach Schätzen zu stöbern. Für sie bleibt nur eins zu tun: sich mit staunenden Augen umzusehen.
EVA MACKENSEN
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