Über die drei Schwerpunkte Stadt , Stadt Konsum und Stadt Speicher nähern sich die zehn Autorinnen und Autoren den Themen »Urbanität« und »Stadtkultur« im Kontext Wien. Entstanden ist eine spannende Melange höchst abwechslungsreicher Texte – Interviews, journalistische Arbeiten und wissenschaftliche Essays. Stadt . Urbanität und Stadtkultur vermitteln sich augenfällig auch durch verschiedene »Kleider«, mit denen sich die Stadt präsentiert und sich am »urban catwalk« inszeniert. Dies manifestiert sich sehr deutlich in verschiedenen Formen der dauerhaften und temporären Architektur, widergespiegelt in den Gebäuden, im Design des öffentlichen Raums, in der Form sowie der Art und Weise der Stadtentwicklung. Paul Rajakovics geht im Gespräch mit der Architektin und Städteplanerin Silja Tillner den Fragen nach den urbanen Perspektiven der Gürtel-(Re)Aktivierung der 1990er Jahre und ihren heutigen Auswirkungen auf die Urbanität dieses öffentlichen Raumes nach. Dem Wiener Gürtel widmet sich auch Rüdiger Wischenbart in seiner textlichen »Inspektion«. Er berichtet von kulturellen Impulsen, wie etwa der Kunstinitiative »Soho in Ottakring«, die dem »komplizierten Stadtteil« neuen Aufschwung verschafften. Dem »Habitus von Wien« ist Lutz Musner in seinem Essay auf der Spur. Er beschreibt den Habitus der Stadt als eine »urbane Biografie«, die die Entwicklungspfade der Stadt beeinflusst und sich im Falle von Wien zwischen Geschichte und Inszenierung bewegt. Stadt . Stadt ist Arbeitsplatz, Wohnort, Freizeitraum, Verkehrsraum, Infrastruktur, Tourismusangebot, Entwicklungslabor, Ver- und Entsorgungs»maschine«, Ankunft und Abreise, Durchgangsstation und Bleibe, Nähe und Anonymität, Geschwindigkeit und Langsamkeit. In all diesen Funktionen und Möglichkeiten wird die Stadt von den BewohnerInnen und BesucherInnen in unterschiedlicher Weise konsumiert und von Individuen und Unternehmen bzw. Institutionen dafür gestaltet und verändert – wie konsumieren Menschen den öffentlichen Raum und damit Stadtkultur? Der KonsumentInnengruppe »Kind« spürt Erika Müller im Interview mit der Direktorin des ZOOM Kindermuseum Elisabeth Menasse-Wiesbauer nach. Sie verorten verschiedene Inseln der Wiener Kinderkultur und gehen der Bedeutung dieser Gruppe von KonsumentInnen für die Stadtkultur nach. Julia Ortner thematisiert die zunehmende Kommerzialisierung öffentlicher Räume in Wien, die nicht nur zur Aufwertung von Stadtteilen, sondern vor allem auch zur sozialen Exklusion bestimmter Bevölkerungsgruppen führt. Siegfried Mattl beschäftigt sich in seinem Essay mit den verschiedenen Arten, sich urbane Räume anzueignen, sie zu konsumieren. Von der gelebten Erfahrung eines Raumes bis zur visuellen Konsumtion des Ortes. Gunnar Landsgesell attestiert dem öffentlichen Raum steigende politische Aufmerksamkeit, er wird etwa privatisiert und inszeniert, um im internationalen Wettbewerb der Städte herzeigbar zu bleiben. Stadt . Jede Stadt hat in sich historische Entwicklungen gespeichert – in den Gebäuden, in den Straßen, Plätzen und Grünflächen. Und in der Stadt befindet sich eine ganze Menge von Speichern, die altes und neues Wissen konservieren wie z.B. Bibliotheken, Museen, Galerien, Depots, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die Speicher der Stadtkultur unterliegen aber auch permanenter Veränderung, etwa durch die neuen Medien, und erfahren politisches Interesse. Dem Weltkulturerbe, als einem politisch brisanten Speicher der Stadtkultur widmet sich Oliver Lehmann in seinem Artikel. Am Beispiel der Diskussionen um den Bahnhof Wien Mitte geht er auf die Mechanismen ein, die hinter einer Ernennung zum Weltkulturerbe seitens der UNESCO stehen. Über die kulturellen Speicher der Zukunft, die virtuellen Museen, schreibt Ritchie Pettauer. Digitale Medien sind in diesem Zusammenhang nicht nur Infrastruktur und Ausstellungsstück zugleich, sie verändern und definieren den Begriff des Speichers neu. Ihre Erfahrungen als Forschungskoordinatorin der Historikerkommission arbeitet Eva Blimlinger in ihren Text über die Liegenschaft »Schottenfeldgasse 60« ein. Sie beschreibt wie verschiedene »Speicher«, wie Grundbücher, Urkunden, Akte, Testamente und Register, Auskunft über die Geschichte einer Liegenschaft geben können und dadurch zur Rekonstruktion eines Stückes Stadtidentität beitragen.