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Auf dem Tisch eines Wirtshauses prangt ein Signet, das ihn als Territorium für besondere Gäste kennzeichnet: Stammtisch. Mit ihm verbinden wir landläufig Männer, Bier und klare Worte. Volker Schrank nimmt sich fotografisch dieses Themas an, ohne eine nostalgische Dokumentation deutscher Befindlichkeit und bürgerlichen Behagens vorzulegen. Stattdessen sehen wir menschenleere Interieurs, begrenzt auf das kontextuelle Minimum. Indem der Stammtisch auch für das beharrliche Bemühen steht, einfache Antworten auf komplexe Fragen zu finden, visualisiert Schrank in seiner Arbeit auch Rituale und Orte des gesellschaftlichen wie politischen Austauschs.…mehr

Produktbeschreibung
Auf dem Tisch eines Wirtshauses prangt ein Signet, das ihn als Territorium für besondere Gäste kennzeichnet: Stammtisch. Mit ihm verbinden wir landläufig Männer, Bier und klare Worte. Volker Schrank nimmt sich fotografisch dieses Themas an, ohne eine nostalgische Dokumentation deutscher Befindlichkeit und bürgerlichen Behagens vorzulegen. Stattdessen sehen wir menschenleere Interieurs, begrenzt auf das kontextuelle Minimum. Indem der Stammtisch auch für das beharrliche Bemühen steht, einfache Antworten auf komplexe Fragen zu finden, visualisiert Schrank in seiner Arbeit auch Rituale und Orte des
gesellschaftlichen wie politischen Austauschs.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 15.10.2013

Spielplatz der Gemütlichkeit
Der Stuttgarter Fotograf Volker Schrank hat Stammtische aufgenommen: Hell ausgeleuchtet ruhen sie vor seiner Kamera – blank, zahm, harmlos. Volker Schrank hat 28 leere Tische fotografiert, ohne Stammgäste und Bier, womöglich am Ruhetag. Statt aus der Tiefe der Wirtsstube macht er seine Bilder aus nächster Nähe. Er sucht etwas mit seiner Kamera: den Genius loci. Aber entfaltet sich dieser Geist nicht erst im Bierdunst, wenn der Tisch bevölkert ist von Menschen, die als Stammtisch konstituiert sind? Für Tucholsky ist der Stammtisch der Inbegriff des Widerlichen, für Ringelnatz ein gediegener Gemütlichkeitsspielplatz. Und Morgenstern schleift ihn sich in seinem Gedicht vom Einhorn zu einem runden Mobiliar zurecht. Rund sind die Exemplare nicht mehr, die Volker Schrank zwischen Zwiefaltendorf und Strümpfelbach vorfand. Viele von ihnen tragen einen überdimensionierten Aschenbecher in der Tischmitte. Wie eine Krone. Seit einigen Jahren wird nicht mehr geraucht, aber der Aschenbecher bleibt stehen, denn mit der Aufschrift „Stammtisch“ wird er zum Hoheitszeichen: Schleich dich, sagt es, dieses Möbelstück ist exklusiv. Früher war der Stammtisch Honoratioren vorbehalten. Das Beben mancher Stammtischplatte soll noch im Rathaus zu spüren gewesen sein. Wie unterirdisch bisweilen gekannegießert wird, lässt in Schranks Fotoband der Autor Peter Schanz anklingen. Er hat Stammtisch-Wortfetzen wie „Die machen mit uns, was sie wollen“, „Und wer bezahlt die Zeche“ und „Seit dem Euro kannst du das vergessen“ zu einem grotesken Phrasenreigen kompiliert. Am Stammtisch sind nun mal nicht nur Geistesgrößen, sondern auch Dünnbrettbohrer zugange, da macht es keinen Unterschied, ob sie ihr Stroh auf einem Resopaltisch oder auf einer Intarsienplatte unterm Herrgottswinkel dreschen. Vor der Kamera wirken alle Tische harmlos.
RUDOLF NEUMAIER
  
Volker Schrank: Stammtische. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2013. 72 Seiten, 19,90 Euro.
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