Im Sommer 2020 kam es zu Antirassismus-Protesten der weltweit aktiven Black Lives Matter-Bewegung, verbunden mit dem Sturz zahlreicher - meist kolonialer - Denkmäler. Dadurch rückte hierzulande die Geschichte des deutschen Kolonialismus und seiner Monumente einmal mehr ins öffentliche Bewusstsein. Kolonialdenkmäler zu stürzen ist freilich kein neues Phänomen. So rissen Studierende im Jahr 1968 das vor der Hamburger Universität stehende Denkmal für Hermann von Wissmann nieder. Ursprünglich in Dar es Salaam errichtet, der Hauptstadt der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda und Burundi), zeigt die Geschichte dieses Memorials, wie konfliktreich der Umgang mit dem Erbe des Kolonialismus ist. Die Beiträge dieses Buches zeichnen den Wandel des Denkmalensembles von einer kolonialen Weihestätte hin zu einem postkolonialen Debatten-Mahnmal nach. Dabei richtet sich der Fokus auch auf die Erinnerungskulturen und -orte im heutigen Tansania. Das Buch ist an der Schnittstelle zwischen historischer Forschung sowie künstlerischer, aktivistischer und erinnerungskultureller Auseinandersetzung mit solchen überkommenen kolonialen Zeichen im öffentlichen Raum verortet. Nicht zuletzt wird die Frage nach dekolonialen Erinnerungskonzepten für einen angemessenen Umgang mit den Hinterlassenschaften des Kolonialzeitalters aufgeworfen.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Fabian Lehmann verfolgt mit diesem Buch der Historikerin Flower Manase, des Historikers Jochaim Zeller und der Künstlerin Hannimari Jokinen interessiert die Geschichte der Hamburger Wissmann-Statue. Seit ihrem erstmaligen Aufbau zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts zu Ehren des Gouverneurs der Kolonie Deutsch-Ostafrika im tansanischen Dar es Salaam, wurde sie mehrfach aufgebaut und wieder abmontiert, berichtet der Kritiker. Die Autoren zeigen hier die besondere Eigenschaft von Denkmälern auf, als Projektionsflächen aktueller politischer Stimmungen zu funktionieren, erklärt der Rezensent: Wurde die Statue in den 68er-Jahren von Studierenden aus Protest gegen den Vietnam-Krieg gestürzt, so spiegelt sie heute den postkolonialen Diskurs wider. Mittlerweile ist die Statue allerdings nur noch in Ausstellungen zu sehen, schreibt Lehmann. Lesenswert findet der Kritiker auch das Vorwort von Joachim Zeller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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