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Produktdetails
  • Verlag: Callwey
  • ISBN-13: 9783766716019
  • ISBN-10: 3766716018
  • Artikelnr.: 12434138
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2004

Ein Architektenhaus muß nicht teurer sein

Bauträgerhäuser dominieren in den Städten. Verbaucherschützer kritisieren eine mangelnde Transparenz der Angebote

VON BIRGIT OCHS

FRANKFURT. Ein eigenes Haus, geräumig und mit Garten - für viele ein Traum. Tatsächlich besitzen in Deutschland nur etwa 43 Prozent der Bevölkerung ein Eigenheim, der internationale Durchschnitt liegt bei 60 Prozent. Neben den vergleichsweise hohen Preisen für Wohnimmobilien, die in den Ballungszentren vor allem durch die immensen Grundstückskosten in die Höhe getrieben werden, schrecken potentielle Hauskäufer auch vor den vielen Unwägbarkeiten zurück, die der Erwerb einer Immobilie mit sich bringen kann. Bei Gedanken an das hoffnungslose Irren durch den Behördendschungel, Schuldenberge, unseriöse Baufirmen, feuchte Keller und dergleichen mehr wandelt sich der Traum vom eigenen Haus schnell zum Albtraum. Und: Architekt oder Bauträger - welchen Vertragspartner soll man eigentlich wählen?

Beate Uhr von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat die Erfahrung gemacht, daß ein großer Teil der Anrufer Orientierungshilfe in dieser Frage braucht. "Zwischen den Möglichkeiten von Architekt, Bauträger, Baubetreuer, Fertighausanbieter, Generalunternehmer sehen die Kunden oft nicht die wesentlichen Unterschiede", weiß Uhr. Dabei ergeben sich, je nachdem mit welchem Vertragspartner man die Bau- und Umbauvorhaben umsetzt, für den Bauherrn unterschiedliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten während der Bauphase.

Peter Burk und Günther Weizenhöfer haben in dem gemeinsam von der Verbraucherzentrale NRW und der Stiftung Warentest, Berlin, herausgegebenen Ratgeber "Richtig bauen: Ausführung. Neubau und Umbau" dieser Frage daher ein ganzes Kapitel gewidmet, um die Unterschiede aufzuzeigen. So tritt der Hausbesitzer beim Erwerb eines Hauses über einen Bauträger nicht als Bauherr, sondern als Käufer auf. Der Vetragspartner übernimmt in der Regel den ganzen Leistungsumfang von der Planung bis zur Ausführung. Weder muß der spätere Hausbesitzer mit den Handwerkern verhandeln, noch ist er gegenüber den Behörden verantwortlich. Allerdings hat er auch kein Recht, die Baustelle ohne weitere Befugnis zu betreten und Arbeiten zu kontrollieren oder kontrollieren zu lassen. Die Autoren empfehlen daher, sich dies vertraglich zusichern zu lassen. Auch beim Kauf eines Fertighauses ist der Bauherr rechtlich Käufer eines Produktes. Soweit dies ebenfalls den Keller umfaßt, hat er es auch hier nur mit einem Vertragspartner zu tun. Als Grundstückseigentümer ist er jedoch gegenüber den Behörden verantwortlich. Am meisten läßt sich auf seine Rolle als Bauherr ein, wer mit einem Architekten baut. Dieser übernimmt je nach Absprache die Gesamtabwicklung oder Teilleistungen von Planung, Ausschreibung und Bauleitung. Die Aufgabe des Bauherrn skizzieren Burk und Weizenhöfer wie folgt: "Intensiv und individuell beteiligt am Bauprozeß, unmittelbar verantwortlich gegenüber Behörden, direkter Vertragspartner der Fachingenieure und der Handwerker."

"Der Markt schreibt bei der Wahl des Vertragspartners viel vor", sagt Beate Uhr. In innerstädtischen Gebieten etwa würden die meisten Grundstücke über Bauträger entwickelt. "Im ländlichen Raum ist mehr Freiheit möglich." Das Bauträger-Haus komme häufig den Bedürfnissen der Stadtbewohner nahe. Gute infrastrukturelle Anbindung und möglichst kein Aufwand in der Bauphase seien wesentliche Kriterien. "Die ästhetische Gestaltung tritt dahinter zurück", weiß Uhr. Der Bauträger bringt den Entwurf mit, in dessen relativ engem Rahmen sich dann die individuelle Ausgestaltung bewegt. Zudem suggerierten sogenannte schlüsselfertige Angebote zu Festpreisen, daß eine solche Immobilie günstiger sei als ein Architektenhaus. "Ein Irrtum", urteilt die Verbraucherberaterin, "schlüsselfertig und Festpreis sind keine geschützten Begriffe." Von den Erschließungskosten über den Dachausbau bis hin zum Fußbodenbelag, den Malerarbeiten und dem Außengelände können die offenen Positionen reichen. Daß die Kostenkalkulation für ein Architektenhaus zu schwammig sei, weist sie zurück. "Hier werden Angebote geprüft, hat der Bauherr Einblick in alle Verträge mit den Gewerken."

Eine Lanze für das individuelle Bauen bricht auch Beate Bühl im ersten Band der "start"-Reihe aus dem Callwey-Verlag. In "Wir planen unser Haus. Vom Wunsch bis zur Baugenehmigung" gibt sie zahlreiche Anregungen, wie sich die Kosten für ein solches Haus senken lassen, etwa bei der Wahl des Grundstücks. "Ihre Chance: Plätze, die andere verschmähen als zu klein oder zu groß, zu steil, zu feucht (...). Solche Baulücken sind oft preiswerter und reizvoller als die Quadrate in Neubaugebieten", schreibt die Autorin. Dieser wie viele andere Tips setzt letztlich jedoch neben architektonischer Phantasie möglichst handwerkliches Geschick und vor allem die Zeit voraus, beim Bau des Hauses selbst mit anzupacken.

Beate Bühl: Wir planen unser Haus - Vom Wunsch bis zur Baugenehmigung. Callwey-Verlag, München 2004. 16,95 Euro.

Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Stiftung Warentest (Hg.): Richtig bauen: Ausführung. Neubau und Umbau. 2004.

Bezug über die Verbraucherzentrale NRW, Tel. 0180 / 500 14 33, E-Mail: publikationen@vz-nrw.de; 19,90 Euro plus 2 Euro Versandkosten

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