Einige der bedeutsamsten Umstände der Regierungszeit von George W. Bush sind bisher nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Unter der Oberfläche der bekannte Ereignisse, die sich seit Beginn seiner Präsidentschaft abgespielt haben, liegt eine geheime Geschichte verborgen, eine Reihe verdeckter Geschehnisse, die vielen Vorgängen auf der der Welt präsentierten politischen Bühne der USA Hohn sprechen. Illegale Lauschangriffe innerhalb und außerhalb der Grenzen Amerikas, Machtmissbrauch, verantwortungslose Entscheidungen und verbrecherische Operationen spielen in dieser verschwiegenen Geschichte ein wichtige Rolle.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Aufschlussreich findet Wilfried von Bredow dieses Buch des "New-York-Times"-Reporters James Risen, das sich mit dem Gebrauch befasst, den die Regierung Bush von ihrem Geheimdienst CIA gemacht hat. Als wohltuend empfindet er, dass sich das Buch auf diesen Punkt konzentriert und sich nicht in "weitschweifig-geschwätzigen Anklagen der Bush-Politik" verliert. Was Risen zu berichten weiß, erscheint Bredow nicht "erfreulich". Im Wesentlichen geht es darum, dass sich Bush und seine Vertrauten in ihren außenpolitischen Planungen allzu häufig auf Wunschdenken verlassen haben, und dass die CIA bei der Beschaffung von relevanten Nachrichten für die Exekutive weitgehend versagt hat und dramatische Patzer der Regierung nicht verhindern konnte. Auch wenn er bei manchem Urteil des Bush-kritischen Autors zur Vorsicht rät, hält er fest: "Die Schieflage der amerikanischen Politik gegen den Terrorismus und seine vermuteten Brutstätten wird aber anschaulich illustriert."
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2006Viele Patzer
Die CIA und George W. Bush
James Risen ist Reporter der "New York Times", die auch nicht mehr ganz soviel Kredit verdient wie - sagen wir - zu der Zeit, als Gesine Cresspahl sie las. Aber eine sehr gute Zeitung ist sie immer noch, und ihre Reporter arbeiten meist scharfsinnig und solide. Risen gehört zu ihnen. Sein jüngstes Buch unterscheidet sich von vielen weitschweifig-geschwätzigen Anklagen der Bush-Politik durch seine Knappheit und Konzentration auf einen wichtigen Punkt, nämlich den Gebrauch, den die Regierung von ihrem Geheimdienst CIA gemacht hat. Als Quellen dienen Risen erstens eine Reihe von Veröffentlichungen anderer Autoren - am Schluß des Buches fehlt leider ein Literaturverzeichnis - und zweitens Informationen aus den Regierungsbehörden. Deren Lieferanten bleiben ungenannt, das versteht sich von selbst.
Erfreulich ist es nicht, was Risen zu berichten weiß. Präsident George W. Bush und seine engen Vertrauten haben sich in ihren außenpolitischen Planungen allzu häufig auf Wunschdenken verlassen. Die CIA hat weder bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus noch im Nahen Osten ihre Aufgabe, die Beschaffung von relevanten Nachrichten für die Exekutive, erfüllt. Das lag auch an den Schwächen von CIA-Chef George Tenet - ein Cheerleader, aber keine Führungspersönlichkeit. Die Behörde konnte dramatische Patzer der Regierung wie etwa die Präsentation haltloser Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen vor den Vereinten Nationen durch Außenminister Colin Powell nicht verhindern. Sie benahm sich in Afghanistan und bei Aktionen gegenüber Iran wie ein Haufen hochprofessioneller Dilettanten. In der Konkurrenz mit anderen Geheimdiensten in den Vereinigten Staaten zog sie häufig den kürzeren. Und wenn einzelne Mitarbeiter schon einmal ordentliche Berichte schickten wie jener CIA-Resident im Irak, der schon Mitte 2003 das ganze Desaster der amerikanischen Besatzungspolitik voraussagte, dann wurden sie zum Schaden der amerikanischen Politik schnell ruhiggestellt. Hier haben insbesondere die Kritiker von Präsident Bush das Wort. Insofern muß man nicht jedes vorgebrachte Urteil für endgültig halten. Die Schieflage der amerikanischen Politik gegen den Terrorismus und seine vermuteten Brutstätten wird aber anschaulich illustriert.
WILFRIED VON BREDOW
James Risen: "State of War". Die geheime Geschichte der CIA und der Bush-Administration. Aus dem Amerikanischen von Norbert Juraschitz, Friedrich Pflüger und Heike Schlatterer. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 255 S., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die CIA und George W. Bush
James Risen ist Reporter der "New York Times", die auch nicht mehr ganz soviel Kredit verdient wie - sagen wir - zu der Zeit, als Gesine Cresspahl sie las. Aber eine sehr gute Zeitung ist sie immer noch, und ihre Reporter arbeiten meist scharfsinnig und solide. Risen gehört zu ihnen. Sein jüngstes Buch unterscheidet sich von vielen weitschweifig-geschwätzigen Anklagen der Bush-Politik durch seine Knappheit und Konzentration auf einen wichtigen Punkt, nämlich den Gebrauch, den die Regierung von ihrem Geheimdienst CIA gemacht hat. Als Quellen dienen Risen erstens eine Reihe von Veröffentlichungen anderer Autoren - am Schluß des Buches fehlt leider ein Literaturverzeichnis - und zweitens Informationen aus den Regierungsbehörden. Deren Lieferanten bleiben ungenannt, das versteht sich von selbst.
Erfreulich ist es nicht, was Risen zu berichten weiß. Präsident George W. Bush und seine engen Vertrauten haben sich in ihren außenpolitischen Planungen allzu häufig auf Wunschdenken verlassen. Die CIA hat weder bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus noch im Nahen Osten ihre Aufgabe, die Beschaffung von relevanten Nachrichten für die Exekutive, erfüllt. Das lag auch an den Schwächen von CIA-Chef George Tenet - ein Cheerleader, aber keine Führungspersönlichkeit. Die Behörde konnte dramatische Patzer der Regierung wie etwa die Präsentation haltloser Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen vor den Vereinten Nationen durch Außenminister Colin Powell nicht verhindern. Sie benahm sich in Afghanistan und bei Aktionen gegenüber Iran wie ein Haufen hochprofessioneller Dilettanten. In der Konkurrenz mit anderen Geheimdiensten in den Vereinigten Staaten zog sie häufig den kürzeren. Und wenn einzelne Mitarbeiter schon einmal ordentliche Berichte schickten wie jener CIA-Resident im Irak, der schon Mitte 2003 das ganze Desaster der amerikanischen Besatzungspolitik voraussagte, dann wurden sie zum Schaden der amerikanischen Politik schnell ruhiggestellt. Hier haben insbesondere die Kritiker von Präsident Bush das Wort. Insofern muß man nicht jedes vorgebrachte Urteil für endgültig halten. Die Schieflage der amerikanischen Politik gegen den Terrorismus und seine vermuteten Brutstätten wird aber anschaulich illustriert.
WILFRIED VON BREDOW
James Risen: "State of War". Die geheime Geschichte der CIA und der Bush-Administration. Aus dem Amerikanischen von Norbert Juraschitz, Friedrich Pflüger und Heike Schlatterer. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2006. 255 S., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main